Auch wir haben einen Hund, der aus dem Tierheim kam und an der Leine gezogen hat auf Teufel komm raus. Im Tierheim wurde Emma täglich von wechselnden Gassigängern ausgeführt und da hat es niemanden gestört, dass sie solch enormen Vorwärtsdrang hat. Das lief über Monare so. Entsprechend fest war das Schema in ihr verankert.
Wir hatten die ersten Wochen/Monate enorme Rückenprobleme. Unser Physiotherapeut hat sich gefreut. ;-)
Emma kannte keine konsequente Führung. Sie jagte alles, Schmetterlinge, Schwalben, plötzlich auffliegende Enten..... Wenn man da vor sich hin träumte, was ich von unserem ersten Hund gewöhnt war, dann endete das oft schmerzlich. 27 in die Schlepp donnernde Kilo zerren schon gewaltig an den Sehnen.
Wir haben monatelang an der kurzen Leine geübt (Stehen bleiben bei Zug und weiter bei lockerer Leine). Jetzt, nach über einem Jahr hat es endlich Früchte getragen. An der kurzen Leine darf sie auch nicht nach Schmetterlingen springen. Das hat Emma mit viel Leckerlis nun (fast) verinnerlicht. Es reicht meist ein "Nur gucken" und sie lässt die Leine locker. Ein enormer Fortschritt!
Unterwegs zwischen den Feldern ist sie an der Schleppleine. Da gab es einige für Schulter und Rücken unangenehme Rucker. Wir haben uns dann einen Jogginggürtel zugelegt (schön breit und mit Ruckdämpfer). So war der Ruck nicht in Schulter und Arm, sondern wurde über die Hüfte abgefedert. Das hat super gegen Rücken- und Schulterschmerzen geholfen. Unser Physiotherapeut hat uns seitdem nicht wieder gesehen. :-)
Wir haben lange mit super Leckerlis den Rückruf an der Schlepp geübt. Eine Schleppleine ist mittlerer Weile total hinüber. In den nächsten Tagen kommt eine neue aus Biothane. Die letzten Wochen kann ich die Schleppleine schon loslassen und Emma zieht sie so hinter sich her. Ich habe mir 2m vor dem Ende einen Knoten reingemacht. Sehe ich den Knoten vor mir, wird Emma per Kommando gestoppt. Reagiert sie mal nicht, trete ich auf die Leine und der Ruck holt ihre Aufmerksamkeit wieder zu mir. Aber meist bleibt sie auf Kommando stehen oder wartet von sich aus.
Wir hatten uns auch sehr lange Stress gemacht. Aber das führt zu nichts. Meist überträgt sich das auf den Hund. Nachdem wir es akzeptiert hatten, dass Emma wohl immer an der Schleppleine bleiben muss, waren wir viel entspannter. Das hat auch Emma bemerkt und sie läuft nun viel besser.
Nach ca. einem Jahr gab es einen deutlichen Schub in Emmas Gehorsam. Sie scheint nun endlich angekommen zu sein.
Also lass Dir Zeit. Es wird. Irgendwann.
Ich wollte Emma auch während der Spaziergänge bespaßen. Aber das hat sie nicht die Bohne interessiert. Sie macht ihr eigenes Ding, schnuppert, markiert, rennt vor und zurück. Das einzige, was wir unterwegs einbauen sind Sprung- und Kletteraktionen. Das ist so richtig ihr Ding. Jeder größere Findling wird so erklommen. Oben gibt es ein Leckerli. Jetzt werden die Strohballen an den Felder genutzt. Im Wald balanziert sie über liegende oder stark geneigte Stämme. Und freut sich wie Bolle, wenn sie gelobt wird. Als wir zur Hundeschule waren, ist sie dort in den Übungspausen über jedes Hindernis, wir mussten sie nicht dazu animieren. Also ist Klettern, springen und balanzieren jetzt ihre Belohnung.
Hier kommen sehr gute Tipps zusammen. Den Tipp von @lemming mit dem Umklipsen von Halsband auf Geschirr werde ich heute nachmittag sofort umsetzen. Da wir oft mit Schleppleine Zuhause starten, zieht Emma erst mal los. Also lasse ich nun zusätzlich das Halsband drum und für die Strecke an der Straße kommt die (kurz zusammengenommene) Schleppleine da dran. Danke für diesen Tipp. Eigentlich eine kleine Sache, aber ich kann mir gut vorstellen, dass das eine große Wirkung hat.