Beiträge von Carla80

    "Hast du nen Mundschutz für die? Die brauchen nen Mundschutz sonst gibt's Ärger mit dem Ordnungsamt. Ja!"


    Von einem wildfremden maximal 20jährigem eben im Vorbeigehen während der Abendrunde. Ich war tatsächlich zu irritiert, um zu fragen, ob er jetzt wirklich Angst vor Infektionen hat oder einen Maulkorb meinte. :???:

    Sorry, auch wenns OT ist, aber macht man als Mutter denn nicht trotzdem einfach das, was gut für sein Kind ist, auch wenn zehn Bücher davon abraten? Ich weiß wieder genau, warum ich mich bei meinem Kind dagegen entschieden habe, zu viele theoretische Informationen einzuholen.

    Und woher weiß ich was gut ist? Ich beneide jeden der das im Gefühl hat. Ich hatte das nicht. Ich hatte selbst eher eine bescheidene Kindheit, keine guten Muttervorbilder im Familien- oder Freundeskreis, ich bekam Zwillinge, 8 Wochen zu früh und bekam dann noch die Diagnose Down-Syndrom vor der Latz geknallt. Mein Ex hat plötzlich beschlossen, dass er kein behindertes Kind will und war nach 3 Monaten weg. Meine Jungs haben viel geweint, ich hatte eine fette Wochenbettdepression und von allen Seiten knallten tolle Kommentare auf mich ein. Angefangen von der Hebamme im Krankenhaus ("Zwillinge stillen können sie knicken!") über meiner Familie ("Lass sie doch einfach brüllen, hat dir auch nicht geschadet!) bis zum Postboten ("Also die Schwester der Freundin meiner Mutter hatte auch so ein Kind..."). Klassische Erziehungsratgeber habe ich nie gelesen, aber eben Bücher über kindliche Entwicklung, Spezialbücher über Down-Syndrom, usw. Uns hat das viel geholfen. Ich gehöre auch zu den Menschen, die vor einer OP genau wissen wollen was abgeht. Das nimmt mir die Angst. Das heißt NICHT, dass ich blind irgendwelchen Büchern oder Gurus folge. Im Gegenteil. Ich verschaffe mir eine breite Wissensbasis und entscheide dann auf dieser Grundlage was mir der beste Weg erscheint. Und da spielt natürlich auch das Bauchgefühl mit rein. Klar.
    Ich schaue auch echt nicht alles in Büchern nach.
    Um mal wieder den Bogen zu den Hunden zu schlagen hab ich nie was über Stubenreinheit gelesen. Ging auch so gut. Aber meine Hündin ist z.B. eine Jagdsau. Als das deutlich wurde habe ich zunächst versucht das Jagen genau wie jedes andere unerwünschte Verhalten mit einem Abbruchsignal abzubrechen. Klappte nicht gut. Und dann hab ich halt entschieden mich zum Thema Jagen zu belesen. Und ich habe gelernt was für ein Jagdtyp mein Hund ist, woran ich unter anderem erkennen kann, dass sie eine Spur hat. Und parallel dazu hab ich meinen Hund und sein Verhalten beobachtet. Und dann hab ich entwickelt wie wir das Thema versuchen anzugehen. Nicht strikt nach einem Buch, sondern für uns modifiziert und immer an die aktuelle Situation angepasst. Vermutlich wäre ich mit ausprobieren auch irgendwann ans Ziel gekommen, aber da bin ich einfach nicht der Typ für :ka:

    Bei uns klappt es ganz gut mit Rüde und Hündin.


    Der Dicke war 7 Jahre alt als die Maus im Alter von etwas über einem Jahr hier einzog. Am Anfang hat er sie ignoriert, macht er fast immer. Dann hatten wir eine Phase wo er unterwegs den Obermacker hat raushängen lassen. Eigentlich war er nie besonders sexualisiert (klar ne läufige Hündin direkt vor der Nase spricht ihn an, aber er schäumt nicht bei jeder Pipistelle), aber das war ja dann sein Mädchen und da hatten sich seiner Meinung nach alle Kerle fernzuhalten. Auch wenn die Maus nicht läufig war. Es hat dann einiges an Training gebraucht um ihm zu verklickern, dass er das nicht entscheiden darf.
    Während der Stehtage trenne ich nachts und wenn ich aus dem Haus bin. Ich weiß nicht, ob wirklich noch was passieren würde, weil meine Hündin seit ihrem Bandscheibenvorfall jeden Hund wegknurrt, der versucht sie von hinten zu bespringen, aber sicher ist sicher. Tagsüber behalte ich die Hunde im Auge. Während den ersten zwei Läufigkeiten in unserem Haus war es etwas stressig, weil der Dicke immer am Arsch der Hündin geklebt hat und sie nicht abgeneigt war. Das wurde aber mit zunehmender Gewöhnung und auch mit fortschreitendem Alter des Rüden besser. Bei der letzten Läufigkeit jetzt war er 9 3/4 Jahre alt und nur noch halbherzig interessiert.
    In den Stehtagen gehe ich die große Runde am Tag meistens getrennt. Meine Hündin ist dann extrem müde und faul und ganz froh, wenn sie nur kurz raus muss. Mein Rüde hingegen hat mehr Energie und es tut ihm gut sich den Kopf freipusten zu lassen. Die restlichen Runden gehe ich mit Beiden und vermeide Hundebegegnungen.
    Im Anschluss an die heiße Phase dusche ich meiner Hündin immer ordentlich den Hintern mit Shampoo. Das scheint die Gerüche gut zu neutralisieren und das Interesse ist direkt weg. So erspare ich mir noch 2 Wochen genervte Hündin, weil die Rüden sie nicht in Ruhe lassen.
    Während der Scheinträchtigkeit ist meine Hündin ca. 2 Wochen recht zickig und grummelt auch den Rüden weg. Sie will dann ihre Ruhe, Spielzeug bunkern, ein Nest bauen, usw. Ist aber nur im Haus so und ich räume dann das Spielzeug weg und mein Rüde geht ihr aus dem Weg. Also auch kein wirkliches Problem.

    Mein "Problem" war, dass ich nie eine Intuition hatte in Bezug auf Hundeerziehung. Und die "Ich-erziehe-einfach-so-wie-ich-denke"-Hundehalter in meiner Umgebung (mindestens 80%) waren eher ein abschreckendes Beispiel. Ich hab mich viel belesen. Zur Körpersprache von Hunden, typischen Krankheiten, aber auch klassische Erziehungsbücher. Natürlich habe ich nicht alles ohne nachzudenken übernommen. Aber ohne solche Bücher hätte ich wohl nie gewusst was eine Schleppleine ist und wie ich sie sinnvoll als Absicherung für meinen Dicken im Training nutzen könnte. Ich hab einige Sachen ausprobiert und passendes für uns übernommen.
    Als meine Maus ihren Bandscheibenvorfall hatte habe ich mich auch ausgiebig über Behandlungsmöglichkeiten informiert. Das war auch super hilfreich.
    Je mehr ich theoretisch wusste, desto sicherer wurde ich. Davon ab finde ich es auch einfach spannend. Ich beschäftige mich auch gerne mit Menschenpsychologie, da liegt es ja nicht weit auch ab und zu Hundebücher zu dem Thema zu lesen.


    Mir hat die Informationsflut auch bei der Kindererziehung geholfen. Nachdem mir mein gesamtes Umfeld ein schlechtes Gefühl gemacht hat, weil meine Jungs mit 6 Monaten noch keine Beikost aßen, immer noch zur Beruhigung rumgetragen wurden und immer noch nicht in ihren eigenen Zimmern durchschliefen, war es echt entspannend in einem Buch zu lesen, dass das alles ok ist xD

    Mein Dicker war in der Schule ein Einzelgänger, wenig Freunde, immer ein bisschen unsicher mit Anderen. Er mag den Trubel nicht so, ist deshalb nach der Schule aufs Land gezogen und hat dort seine Traumfrau gefunden für die er der absolute Gentleman und eine treue Seele ist. Andere Frauen interessieren ihn nicht mehr. Er ist auch ein absolut fürsorglicher Papa, der seinen Kindern alles durchgehen lässt. Beruf? Entweder Grundschullehrer oder Erzieher. Er hat einfach ein Händchen für Wel.. *äh* Kinder. Auf Fremde wirkt er oft abweisend und brummig, aber für seine Freunde und Familie springt er jederzeit in die Bresche, hilft beim Umzug, leiht Geld oder hütet den Wellensittich.



    Meine Dame wäre extrem wankelmütig. Schnell für neues zu begeistern und genauso schnell wieder lässt sie alles fallen. Sie macht jeden Trend mit, probiert alle 3 Monate einen Sport und wechselt ihre Frisuren häufiger als andere ihre Unterhosen. Aus dem gleichen Grund schafft es kein Job sie längerfristig zu fesseln. Sie hat drei Studiengänge abgebrochen (Ägyptologie, Kommunikationsdesign und Sport+Politik auf Lehramt) und befindet sich immer "between two jobs". Finanziert wird der Spaß einerseits von Papa und andererseits von ihren wechselnden Männerbekanntschaften. Denn auch hier gilt: sobald sie sich einen Kerl geangelt hat schaut sie sich nach dem nächsten um. Zur Zeit träumt sie davon in die USA auszuwandern und Model zu werden!

    Ist mein Hund jetzt blöd, wenn er sich bei so einem Intelligenzspielzeug nur hinsetzt und mich anschaut als wollte er sagen "DU hast das da rein gesteckt, also hol es auch mal wieder raus!"? :ugly:

    Ich denke als nicht Betroffener kann man sich da schwer in die Situation der Eltern hinein versetzen. Ich weiß ja nicht welche Behinderung das Kind hat, aber ich habe z.B. einen 7 Jahre alten Sohn mit Down-Syndrom. Und natürlich erziehe ich ihn und versuche ihm Grenzen zu setzen. Aber er tickt halt anders als sein Zwillingsbruder. Er braucht viel mehr Wiederholungen bis er Regeln begriffen hat, kann die Folgen seines Handelns oft nicht einschätzen und Regeln auch nicht von einer Situation auf die nächste übertragen. Bei uns zuhause sind die Hundebetten tabu. Da kann ich mich inzwischen 100% auf beide Jungs verlassen. Aber wenn wir jetzt einen anderen Hundehalter besuchen überträgt mein 7jähriger ohne Extrachromosom die heimische Regel und lässt die fremden Hunde in der fremden Umgebung in ihren Körben/Boxen in Frieden. Mein Sohn mit DS schafft das nicht. Und selbst wenn ich ihm das sage reicht es nicht. Es braucht wieder 500 Wiederholungen bis er verinnerlicht, dass man auch Tante Ernas Hund Bello in Frieden lassen muss wenn er in seinem Korb liegt. Das mag für Außenstehende wie Unerzogenheit aussehen, ist es aber nicht.
    Dazu kommt, dass bei einem behinderten Kind oft der Schutzinstinkt der Eltern noch viel größer ist. Ich liebe meine Jungs natürlich beide gleich sehr, aber ich beschütze meinen behinderten Sohn immer einen Tacken mehr. Er war als Baby und Kleinkind immer kränklicher, ist kleiner und schwächer, wird oft angegangen und ausgegrenzt und muss sich irgendwann in einer Welt behaupten, die er nicht versteht. Es gibt so viele Gefahren für ihn, die er nicht einschätzen kann, dass ich ihn am Liebsten in Watte packen würde. (Glücklicherweise würde er das nie zulassen!) Man muss für sein behindertes Kind in der Regel doppelt und dreifach kämpfen und wir dafür auch noch runtergeputzt und gedemütigt. Da entwickelt man vielleicht irgendwann eine gewisse Ängstlichkeit bzw. übertriebene Schutzinstinkte. Und wenn man dann auch noch eh etwas Angst bei Hunden hat kommt man wohl schnell auf den Trichter den Welpen mit Maulkorb zu sichern oder weg zusperren. Rational betrachtet und aus Sicht eines Hundehalters natürlich Blödsinn, aber ich habe bestimmt auch schon bei Dingen Panik geschoben, die aus anderer Position betrachtet völlig ungefährlich waren.



    Liebe TE, klingt ja so als hättest du aus dem Rest der Familie genug Hilfe mit dem Welpen. Vielleicht ist die Kleine ja auch ganz froh, wenn sie bei all dem Trubel in der Box bleiben darf. Und eventuell werden die Eltern ja auch entspannter, wenn sie sehen, dass euer Welpe kein fingerfressendes Monster ist und Kind und Hund gut miteinander auskommen. Wird schon werden! :dafuer: