Mein derzeitiger Hund ist ein Terrier-Mix aus Spanien über einen kleinen Tierschutzverein aus Bayern. Er ist mein 4. Hund im Leben. Vor Willi habe ich mit einem sehr teuren Rasse-Welpen super schlechte Erfahrungen mit dem Züchter gemacht, den Hund natürlich bedingungslos geliebt, wollte aber nie wieder weit über 1000 Euro an einen solchen Züchter zahlen.
Ich habe damals wirklich im Internet wie nach Katalog entschieden, Bild gesehen, fertig. Die Kriterien und damit meine Ansprüche waren: maximal 10 kg, weil ich ganz oben wohne und das Tragen sonst schwierig wird und nicht zu groß, damit er tagsüber im Büro zurecht kommt. Schluss. Darüber hinaus bin ich immer der Meinung, man kann jeden Hund lieb haben.
Laut Tierschutz ein Kuschel-Mix, kinderfreundlich, katzenverträglich, quasi der Superhund.
Was dann kam, war ein erwachsener 8-kg-Terrier-Mix, natürlich nicht stubenrein, nicht vorhandene Frustrationsschwelle, der eigentlich schon losgebellt hat, wenn man ihn nur anschaute, keine 20 Sekunden Ruhe in sich hatte, jede Leine zerbiss, Kinder und Katzen gleichermaßen als Beute jagte.
Und der mich bei jeder Annäherung an ihn sofort richtig böse biss. Der biss, wenn ihm etwas nicht passte. Ihm war natürlich nicht klar, warum er plötzlich Kompromisse machen sollte, nachdem er auf der Straße offenbar wunderbar zurecht gekommen war.
Trotz Hunderfahrungen über viele Jahre war ich von meinem Willi völlig überfordert, den der Tierschutz auch noch euphemistisch Zen genannt hatte, ein so unpassender Name für einen derart terroristischen Hund.
Für mich kam eine "Rückgabe" nie in Frage, also habe ich mir Hilfe bei einer sanften Hundeschule ohne Strafreize gesucht, und ich habe gelernt, warum und wie ich mit bestimmten Reaktionen umgehen muss, Frustration des Hundes umgehe usw. Auch Willi hat im Training Neues gelernt.
Dinge wie Stubenreinheit kommen natürlich schnell von allein, da muss man als Herrchen/Frauchen halt einfach fleißig sein und Hund ausführen, je unaufgeregter man mit Pfützen in der Wohnung umgeht, umso schneller läuft alles. Allerdings war ich von der Menge überrascht, die ein erwachsener Hund im Vergleich zum Welpen strullert.
Das Beißen hat etwa ein Jahr lang gedauert, bis ich ihn auch mal ohne laute Vorwarnung anfassen durfte. Kinder und Katzen sind weiterhin tabu.
Wir sind nun seit 6 Jahren ein Team, und ich liebe Willi ebenso bedingungslos wie alle meine Hunde zuvor. Und viele seiner für mich zunächst ungewohnten Eigenheiten hat er behalten. Die beteiligten Rassen waren mir immer egal, zumal, wenn man ihn ansieht, klar ist, dass alles in ihm Vermischte Terrier ist.
Ich persönlich würde nach diesen Erfahrungen keinem Anfänger zu einem erwachsenen Tierschutz-Hund raten. Auch ohne überzogene Erwartungen kann man schnell überfordert und frustriert werden.