Einen Hund erstochen!!! Das ist niemals richtig. Moralisch in meinen Augen nicht vertretbar.
Das sehe ich ehrlich gesagt anders.
Ganz ehrlich, diesen speziellen Fall mal außen vor gelassen, in dem der Chi-Halter den Vorfall quasi selbst provoziert hat und hochgradig verantwortungslos handelte - würde ein großer, kräftiger Hund ohne Leine auf meinen drauf gehen, sich weder von seinem Halter zurückrufen, noch von mir vertreiben lassen und sich ernsthaft in meinem verbeißen, dann würde ich mein Messer auch nutzen. Nicht zwingend in Tötungsabsicht, sondern lediglich zum Schutze meines eigenen. Stirbt der andere Hund dabei, dann ist das eben so. Da habe ich absolut keine Gewissensbisse, auch bei dem Gedanken daran nicht. Mein Hund ist für mich ein vollwertiges Familienmitglied, für dessen Wohlergehen ich die Verantwortung übernommen habe, das ich liebe und zu schützen suche. Ich werde ganz sicher nicht tatenlos daneben stehen und zusehen, wie ein geliebtes Familienmitglied von mir zerschreddert wird, nur um damit irgendwelchen moralischen Ansprüchen zu genügen. Für mich ist es Notwehr bzw. Nothilfe und absolut gerechtfertigt in einem solchen Moment auch zu drastischen Mitteln zu greifen und wer eines meiner Familienmitglieder attackiert, der bekommt eben ein ernstes Problem mit mir, so einfach ist das.
Mein Hund ist ein Schaf in Person, tut keinem anderen Hund etwas, deeskaliert, beschwichtigt und weicht aus, wenn eine Begegnung ihm unangenehm ist und ist dennoch grundsätzlich bei Hundesichtung angeleint, um genau solche Vorfälle zu vermeiden. Und dennoch kommt es immer wieder mal vor, dass wir von anderen Hunden belästigt und teils bedroht werden, die mehr oder minder nicht unter Kontrolle ihrer Halter stehen. Er wurde nun schon 2 Mal gebissen und jedes Mal hat sich seine Angst vor großen Artgenossen ein kleines Stück verstärkt (dabei ist er selbst nicht klein). Ich bin es langsam einfach leid, von meinen Mitmenschen in einer derartigen Art und Weise bedrängt und belästigt zu werden und ich bin es leid, dass mein Hund letztlich immer der Leidtragende ist. Ich habe da absolut kein Verständnis und auch kein Mitgefühl mehr für solche Leute und das Leben ihrer Hunde. Im Ernstfall stehe ich auf der Seite meines Hundes und sehe daran absolut nichts Verwerfliches. Ich bin der Meinung, dass dieses Gerede von Moral auch nur Gelaber von Leuten ist, die eben genug Abstand zu einer solchen Situation haben und gar nicht wissen, wie sie im Ernstfall reagieren würden. Mir kann keiner erzählen, dass er noch großartig Mitgefühl mit Hund und Halter hat, die gerade dafür verantwortlich sind, dass der eigene Hund, der keinem was getan hat, vom anderen zerrissen wird und sich nicht wehren kann. Nee, ehrlich nicht.
Und um es noch mal aufzugreifen: Ich habe in diesem Fall für den Halter des Chis trotzdem keinerlei Sympathie übrig. Ich kann seine Reaktion theoretisch nachvollziehen, finde es in diesem Fall allerdings tatsächlich grenzwertig, wenn es so sein sollte, dass er seinen Hund ohne Leine hat zum anderen laufen lassen. Welche Fehler auf der anderen Seite passiert sind, kann ich nicht sagen, dazu will ich mich auch gar nicht äußern. Aber selbst, aufgrund eigener Verantwortungslosigkeit an einer Situation Schuld zu sein und dann noch das Messer zu gebrauchen ... finde ich schwierig.