Beiträge von Crocuta

    Ja. Die "bissigen" Hunde die ich kenn würden mit nem soliden MK ebenfalls Schaden anrichten bei ner Größenkonstellation wie im beschriebenen Fall.

    Es geht mir aber nicht nur um den beschriebenen Fall, sondern ums Generelle.
    Ich rede nicht von Hundebegegnungen, in die beide Halter einwilligen und sich des Risikos bewusst sind, sondern z.B. von solcher Klientel, die ihre Hunde weder physisch noch verbal unter Kontrolle hat, mit deren Hunden es definitiv schon Vorfälle in der Vergangenheit gegeben haben muss, da ihre Hunde bereits aus weiter Entfernung in Beißabsicht auf andere zupreschen.
    Es kann doch nicht sein, dass man mit seinem Hund nicht mehr in Frieden irgendwo spazieren gehen kann, wo man niemanden stört und dann einfach hinnehmen soll, dass einem irgendwelche Fremdhunde auf den eigenen Hund stürzen. Mir persönlich ist es mittlerweile sogar egal, ob das alles Hunde sind, die ernsthafte Beschädigungsabsicht haben oder nicht. Ich will nicht belästigt werden und ich will mich auch nicht wehren "müssen". Menschen, die ihre unangeleinten, nicht abrufbaren und ganz offensichtlich problematischen Hunde aber zu mir lassen und mich damit in eine für mich unangenehme und möglicherweise potenziell gefährliche Situation bringen, die sind aus meiner Sicht nicht nur rücksichtslos, sondern nehmen eben auch billigend in Kauf, dass es zu Eskalation, sprich, Gewalt kommt. Gewaltbereit also.

    Zu (potenziell) gewaltbereiten Personen zählen für mich übrigens auch Hundehalter, die ihre bissigen Tiere ungesichert und ohne Leine durch die Gegend rennen lassen und damit andere mehr oder weniger bewusst in eine Situation drängen, aus der heraus sie das Leben des eigenen Hundes oder gar das eigene verteidigen müssen.

    Anders herum wird ein Schuh draus. Gewissen habe ich nicht erst seit heute (oder hätte es nicht ab einem solchen Vorfall), das ist auch längst nicht mehr flexibel gestaltbar.
    Das Zwacken des Gewissens ist schneller als die Moralbegriffe, derer man nicht gerecht werden könnte. Spreche von Gefühlen, nicht von rationalen Prozessen. Die kommen nur noch oben drauf. Weil ich es auch rational so werte (und aus Erfahrung, also erlernt), dass es (für mich) immer einen anderen Weg gegeben hat. Die Ausnahme der Ausnahmen kann das doch nicht aufwiegen (und das Gefühl würde trotzdem bleiben)

    Kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen, aber ich kann das natürlich so hinnehmen.
    Für mich sind Schuldgefühle ausschließlich an eigene moralische Standards geknüpft. Werden diese verletzt und lässt sich die Verletzung auch nicht rational begründen, dann entstehen Schuldgefühle. Handele ich im Sinne meiner eigenen Moral integer, dann ist auch mein Gewissen rein.
    Und innerhalb meiner Moral denke ich wohl recht pragmatisch, wie es aussieht und ich schätze das ist dann auch hier zwischen uns der Knackpunkt, bei dem wir auch nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen werden. Müssen wir aber auch nicht! Von meiner Seite aus ist zu dem Thema alles gesagt, was ich sagen wollte. :smile:

    @Das Rosilein


    Ich habe nicht Moral, Gewissen und Schuld als ein und dasselbe bezeichnet, sondern beziehe mich darauf, dass etwaige Überlegungen die eigenen Moralvorstellungen betreffend und was man mit seinem Gewissen vereinbaren könnte und was nicht (inklusive Schuldgefühlen bei Verstoß), im akuten Fall in der Regel ausgeblendet wird, so wie du es auch beschrieben hast.


    Ich persönlich halte es daher auch für wenig sinnvoll, einen moralischen Anspruch zu vertreten, dem ich im Ernstfall nicht gerecht werden könnten. Denn das erzeugt letztlich erst die Gewissensbisse und Schuldgefühle, die nicht notwendig wären, wenn man für sich von vornherein festlegt, wo die Grenzen der eigenen Moral sind bzw. in welchen Situationen die eigenen Prinzipien möglicherweise gerechtfertigt ausgeblendet werden können. Aber das ist nur meine Meinung.
    Ich akzeptiere, dass jeder seine eigene Einstellung diesbezüglich hat. Nur muss ich sie zum Glück auch nicht zwingend teilen und behaupte, dass ich mit meiner irgendwo entspannter leben kann.

    @iinas


    In dem Fall, der hier aktuell diskutiert wird, bin ich auch absolut bei dir. Habe ich ja auch geschrieben. Der Mann hat die Situation mutmaßlich selbst forciert und trotzdem tödliche Gewalt angewendet. Das kann ich aus Sicht des Mannes zwar nachvollziehen, finde ich aber in höchstem Maße egoistisch und verwerflich. Wäre der angreifende Hund derjenige ohne Leine und außer Kontrolle geratene gewesen, sähe das anders aus. So war das einfach nur das Ergebnis purer Verantwortungslosigkeit, weswegen mein Mitgefühl auch eher der Halterin des getöteten Hundes gilt!

    Wenn Du bereits länger hier im DF gelesen hättest, würdest Du Dir diesen Satz mir gegenüber sparen, da bin ich mir sehr, sehr sicher. Handele immer sofort und - bis jetzt mit Glück - erfolgreich. Getötet habe ich noch keinen Angreifer, die wenigsten davon waren verletzt, schwer schon gar nicht.

    Ich lese schon seit über 5 Jahren mehr oder weniger aktiv im DF mit, aber ich kann logischerweise nicht jeden hier und seine genaue Einstellung zu jeglichen Themen kennen.


    Wir sind in diesem Punkt im Übrigen nicht allzu weit voneinander entfernt. Ich habe bei allen erlebten Hundebeißereien auch nicht tatenlos zugesehen, habe aber bisher auch noch keinen angreifenden Hund ernsthaft verletzt oder gar getötet. Und weiß du, ich bin sehr froh darüber! Ich wünsche mir, dass das auch in Zukunft so bleiben wird!
    Nichtsdestotrotz funktioniert das mit der Moral bei mir einfach ein bisschen anders und ich bin einfach auch der Meinung, dass das Denken an Moral, Schuld und Gewissen, im Ernstfall bei den allermeisten Menschen aussetzt. Ich glaube nicht, dass viele einen Angreifer bewusst töten würden, im Sinne von "dem zeig ichs!", aber ich glaube, dass Viele zu mehr bereit wären, als sie das von sich selbst glauben würden. Geschweige denn sich selbst eingestehen.
    Nun, ich gestehe mir das halt im Vorfeld schon ein, weil ich weiß, dass man sich selbst und seiner Familie am nähesten steht. Das macht mich aber sicherlich nicht zu einem aggressiven Messerstecher oder Hundetöter. Mir geht es rein darum, was ich mir moralisch betrachtet in einer akuten Notsituation zugestehen und zutrauen würde und ja - da bin ich ehrlich: Wenn es nicht anders ginge,m würde ich töten.

    @Lorbas


    Ja, es geht mir dabei ja auch nicht darum, dass ich den Hund unbedingt töten "wollte", sondern, dass ich theoretisch zu allem bereit wäre, wenn es sich nicht verhindern ließe und ich darüber hinaus auch keine Gewissensbisse hätte, wenn dem so wäre.
    Ließe sich der Hund durch Tritte abwehren oder durch oben genannte Dinge, dann würde ich logischerweise nicht zum Messer greifen. Eine potenziell tödliche Waffe sollte immer das allerletzte Mittel der Wahl sein, das ist klar.
    Aber ich sehe es eben nicht grundsätzlich als moralisch "niemals" gerechtfertigt einen Hund zu erstechen. Im allerschlimmsten Notfall finde ich das legitim, wenn nichts anderes hilft.

    @Das Rosilein


    Ich könnte es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, meinem Hund beim jämmerlichen, höchstwahrscheinlich sehr schmerzhaften Sterben zuzusehen, nur weil ich aufgrund meiner eigenen moralischen Ansprüche handlungsunfähig gewesen bin.
    Für mich ist eine solche akute Notsituation etwas vollkommen von der Moral unabhängiges. Es geht letzten Endes nur darum, wer aus der Situation lebend hervor geht - mein Hund (der niemandem was getan hat [jetzt mal angenommen]) oder der attackierende Hund eines fremden Menschen. Dass ich mich für meinen Hund entscheiden würde, heißt nicht, dass das Leben des anderen weniger wert ist. Aber das Leben meines Hundes ist eben objektiv betrachtet auch gleichwertig. Subjektiv betrachtet bedeutet mir das Leben meines Hundes mehr und solange ich nicht selbst diese Situation selbst verursacht habe, habe ich auch jedes Recht, mich und meine Familie zu beschützen. Und das ist es, was mein Hund für mich ist: Familie. Familie lasse ich nicht einfach sterben.

    Es gibt andere Möglichkeiten einen beissenden Hund abzuwehren, ohne ihn zu töten.

    Würden diese Methoden funktionieren, gäbe es ja auch keinen Grund, den anderen Hund zu töten. Im Ernstfall ist es ohnehin fraglich, wie man reagieren wird und für welche Art von Nothilfe man sich entscheidet. Ich würde nicht ausschließen, dass ich zu aufgeregt wäre, erst noch mein Messer aus der Tasche zu kramen und mit beiden Händen aufzuklappen. Oder einen Stein vom Boden aufzuheben. Oder den Griff der Flexileine zur Schlagwaffe umzufunktionieren. Ich weiß aber, dass ich im Ernstfall, in dem die Chance besteht, dass mein Hund zu Tode kommt, keine dieser Dinge für moralisch verwerflich halten würde, denn im Zweifelsfall rette ich lieber das Leben meines Hundes, als dabei zuzusehen, wie er von einem anderen getötet wird.

    Einen Hund erstochen!!! Das ist niemals richtig. Moralisch in meinen Augen nicht vertretbar.

    Das sehe ich ehrlich gesagt anders.


    Ganz ehrlich, diesen speziellen Fall mal außen vor gelassen, in dem der Chi-Halter den Vorfall quasi selbst provoziert hat und hochgradig verantwortungslos handelte - würde ein großer, kräftiger Hund ohne Leine auf meinen drauf gehen, sich weder von seinem Halter zurückrufen, noch von mir vertreiben lassen und sich ernsthaft in meinem verbeißen, dann würde ich mein Messer auch nutzen. Nicht zwingend in Tötungsabsicht, sondern lediglich zum Schutze meines eigenen. Stirbt der andere Hund dabei, dann ist das eben so. Da habe ich absolut keine Gewissensbisse, auch bei dem Gedanken daran nicht. Mein Hund ist für mich ein vollwertiges Familienmitglied, für dessen Wohlergehen ich die Verantwortung übernommen habe, das ich liebe und zu schützen suche. Ich werde ganz sicher nicht tatenlos daneben stehen und zusehen, wie ein geliebtes Familienmitglied von mir zerschreddert wird, nur um damit irgendwelchen moralischen Ansprüchen zu genügen. Für mich ist es Notwehr bzw. Nothilfe und absolut gerechtfertigt in einem solchen Moment auch zu drastischen Mitteln zu greifen und wer eines meiner Familienmitglieder attackiert, der bekommt eben ein ernstes Problem mit mir, so einfach ist das.


    Mein Hund ist ein Schaf in Person, tut keinem anderen Hund etwas, deeskaliert, beschwichtigt und weicht aus, wenn eine Begegnung ihm unangenehm ist und ist dennoch grundsätzlich bei Hundesichtung angeleint, um genau solche Vorfälle zu vermeiden. Und dennoch kommt es immer wieder mal vor, dass wir von anderen Hunden belästigt und teils bedroht werden, die mehr oder minder nicht unter Kontrolle ihrer Halter stehen. Er wurde nun schon 2 Mal gebissen und jedes Mal hat sich seine Angst vor großen Artgenossen ein kleines Stück verstärkt (dabei ist er selbst nicht klein). Ich bin es langsam einfach leid, von meinen Mitmenschen in einer derartigen Art und Weise bedrängt und belästigt zu werden und ich bin es leid, dass mein Hund letztlich immer der Leidtragende ist. Ich habe da absolut kein Verständnis und auch kein Mitgefühl mehr für solche Leute und das Leben ihrer Hunde. Im Ernstfall stehe ich auf der Seite meines Hundes und sehe daran absolut nichts Verwerfliches. Ich bin der Meinung, dass dieses Gerede von Moral auch nur Gelaber von Leuten ist, die eben genug Abstand zu einer solchen Situation haben und gar nicht wissen, wie sie im Ernstfall reagieren würden. Mir kann keiner erzählen, dass er noch großartig Mitgefühl mit Hund und Halter hat, die gerade dafür verantwortlich sind, dass der eigene Hund, der keinem was getan hat, vom anderen zerrissen wird und sich nicht wehren kann. Nee, ehrlich nicht.


    Und um es noch mal aufzugreifen: Ich habe in diesem Fall für den Halter des Chis trotzdem keinerlei Sympathie übrig. Ich kann seine Reaktion theoretisch nachvollziehen, finde es in diesem Fall allerdings tatsächlich grenzwertig, wenn es so sein sollte, dass er seinen Hund ohne Leine hat zum anderen laufen lassen. Welche Fehler auf der anderen Seite passiert sind, kann ich nicht sagen, dazu will ich mich auch gar nicht äußern. Aber selbst, aufgrund eigener Verantwortungslosigkeit an einer Situation Schuld zu sein und dann noch das Messer zu gebrauchen ... finde ich schwierig.