Hallo liebe Hundefreunde,
ich lese hier immer wieder das viele sich einen Hund holen wollen, aber nicht richtig wissen ob sie dafür gegeignet sind oder wie sie mit Hunden umgehen müssen. Sie können nicht einschätzen was für ein Aufwand es ist und was genau Sie machen sollen. deshalb möchte ich hier einfach mal meine 27 Jahre mit großen Hunden (Schäferhund-Mix) als kleinen Erfahrungsbericht schreiben. Möglicherweise ist es für den einen oder anderen Neueinsteiger eine Hife die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. So dann lege ich mal los...
Mein 1. Schäferhund, wurde im August 1991 als Rüde auf einem Bauernhof geboren und sein Name war Charly. Seine Mutter und sein Vater waren beides nicht reinrassige Schäferhunde und er lebte die ersten 8 Wochen mit seinen Geschwistern in einem Stall im Heu mit anderen Tieren, die üblicherweise auf einem Bauernhof leben. Als wir davon erfahren haben, hatte der Bauer von dem 10er Wurf schon 6 Welpen ertränkt und die anderen hätten vermutlich auch noch Ihr Leben lassen müssen, wenn meine Frau nicht den Bauer überredet hätte zu warten bis Sie die Welpen vermittelt hat. Das hat dann auch geklappt, die restlichen Welpen kamen unter und Charly zu uns. Charly lebte dann mit meiner Frau und mir und unseren zwei Kindern (damals 6 und 10) in einer Mietwohnung (Wohnblock mit 6 Einheiten). Er war relativ schnell Stubenrein aber die eine oder andere Lache bzw. Häuflein gab's halt und da wir damals hauptsächlich Teppiche in der Wohnung hatten und Kinder war's nicht ganz so einfach. Als Welpe hat er uns die halbe Wohnung zerlegt, angefangen mit angenagten Türrahmen, Schuhen etc. etc., im Prinzip alles was nicht Niet und Nagelfest war, wurde zerlegt. Er mußte in dieser Zeit auch oft raus, manchmal auch Nachts um 3 oder 4 Uhr, er schaffte es in der Zeit einfach nicht die ganze Nacht. Sie haben eine kleine Blase (klein etwa alle 2 Std.) und fressen in dem Alter viel (groß 3x am Tag). Auch sind Sie in der Zeit sehr aktiv und beisen schon mal zu oder knurren einem an, sie versuchen sich einen Rang zu erkämpfen und gerade in dieser Zeit, die sehr prägend ist, muß man dem Hund beibringen was er darf und was nicht. Meine Frau besuchte mit Charly ca. 6 Monate eine Hundeschule und nach Abschluß kannte er alle gängigen Kommandos und hat auch mehr oder weniger zuverlässig gehorcht. Charly wog in seiner besten Zeit etwa 40 KG und hatte eine Hohe von ca. 65cm, er war schlank aber muskulös und in seinem Leben ein Raufbold gegenüber anderen Rüden und sehr freundlich zu Weibchen. Er hatte ein sehr gutes Sozialverhalten gegenüber anderen Hunden und erwachsenen Menschen, Kinder hat er gliebt. Gegenüber Fremden war er mistrauisch und Vorsichtig und hätte uns bis aufs Blut verteidigt. Er hatte ein "sorgenfreies" und behütetes Leben und wir glauben er war Glücklich und zufrieden bei uns zu sein. In seinem 10 Lebensjahr hatte er einen Bandscheibenvorfall und wäre innerhalb weniger Wochen Querschnittsgelähmt gewesen. Da er so noch Topfit war, haben wir den Banscheibenvorfall operieren lassen, die Gesamtkosten mit Nachbhandlungen etc. beliefen sich damals auf rd. 4.000 DM. Nach der OP konnte er sich wieder voll bewegen und lebte dann noch bis zum April 2005, also ca. 3 Jahre, bis wir Ihn wegen Blasenkrebs im Endstatium einschläfern lassen mußten. Er war ein toller Hund und es fällt noch die eine oder andere Träne wenn ich an ihn denken muß... Leider habe ich von Charly kein digitales Bild...
Mein 2. Schäferhund, wurde am 25. Februar 2005 als Rüde in einem Tierschutzhaus geboren und sein Name war Odin. Seine Mutter war eine große Schäferhündin und sein Vater ein Rottweiler. Er hatte 9 Geschwister mit Schäferhundzeichnung die alle schon vermittelt waren außer er, vermutlich weil er pechschwarz war und sehr sehr dunkle Augen hatte, wobei man das Weiße nicht gesehen hat. Meine Frau und meine Kinder waren sofort in Odin verliebt und wir nahmen in direkt mit, zu dieser Zeit wohnten wir in einem 1. Familienhaus mit kleinem Garten. Odin war ein sehr lebhafter Welpe und Junghund, fast schon Hyperaktiv bzw. sehr wild und man brauchte einiges an Geduld mit ihm, sozusagen Charly x 3. Ich glaube jemand der das nicht kannte hätte ihn wieder abgegeben. Auch er ging ein halbes Jahr zur Hundeschule und war dort ein vorbildlicher Hund, so das der Trainier sogar gesagt hat, so einen disziplinierten Hund hat er selten gesehen. Raus aus der Hundeschule und er war ein Rüpel, der nur widerwillig horchte. Auch er kannte alle gängigen Kommandos und horchte mehr oder weniger. Odin war als erwachsener Hund ca. 45KG schwer und hatte eine Größe von rd. 70cm und er war schlank und hatte ein tolles glänzendes Fell so das wir sogar von den Leuten angsprochen wurden. Allerdings war Odin ein ganz anderer Charakter wie Charly. Man konnte ihn nicht länger alleine lassen, das hat er nicht ausgehalten und hat dann herzzerreisend gejault. Er war ein gefährlicher Hund für erwachsene Menschen, wenn die sich gestikulierend oder Laut verhielten, dann mußte ich aufpassen. Kinder liebte er und die konnten ihn auch ärgern, das nahm er klaglos hin. Gegenüber anderen Rüden war er noch gefährlicher, er hatte mehrere Kämpfe (die sich so ergaben, wenn man nicht aufgepasst hat) und die endeten so gut wie immer beim Tierarzt. Mit Menschen gab es aber nie einen Vorfall, die Meisten haben sich ihm nicht genähert weil sei Angst hatten. Er war für Fremde und andere Rüden ein furchteinflößender Hund, mit dem nicht gut Kirschen essen war, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Kleine Hunde hat er aber nicht verletzt wenn er mit ihnen mal zusammengerasselt ist, die hat er immer nur mit der Brust nach unten gedrückt. Auch er hatte ein "sorgenfreies" und behütetes Leben und wir glauben er war Glücklich und zufrieden bei uns. Krankheiten hatte er so gut wie nie und er war sehr robust. Er mußte direkt bei einer Operation mit 12 Jahren und auf den Tag 5 Monaten am 25.07.2017 wegen eines inoperablen Lebertumors (der Tumor war durch die kpl. Leber gewachsen und hatte sie noch umschlossen und angefangen sie zusammenzudrücken) eingeschläfert werden. Der Schock bei uns war groß, da er sich nichts hat anmerken lassen und eigentlich Topfit war.
Mein 3. Schäferhund, wurde am 06. Juni 2017 als Rüde auf einem Bauernhof geboren und sein Name ist Loki, also der Blutsbruder des Odin. Seine Mutter ist eine Appenzeller Sennehündin und sein Vater ein großer Schäferhund. Er hat 8 Geschwister die inzwischen alle vermittelt wurden. Der Bauer verlangte 350€ und Loki war 1x Entwurmt und hat extrem nach Kuhstall gestunken. Inzwischen ist er 4,5 Monate alte, wurde nochmal 3x Entwurmt, gechipt und mehrfach geimpft und untersucht. Er ist Kerngesund und wächst prächtig heran. Derzeit wiegt er 18,2KG und ist 52cm groß. Von der Aktivität ist er zwischen Charly und Odin anzusiedeln. Er ist frech und versucht immer wieder seine Rangfolge zu verbessern. Er geht mit uns zur Hundeschule und wir haben wieder einen Vertrag über ein halbes Jahr gemacht. Er ist folgsam, intelligent und deutet die Gestik unglaublich gut, ich bin ehrlich gesagt überrascht. Ich konnte ihn von Anfang an ohne Leine laufen lassen und selbst wenn er mit anderen Hunden spielt und ich rufen ihn kommt er her. Das konnte ich bei Charly und Odin vergessen. Ich bin gespannt wie's weitergeht und berichte mal hin und wieder...
Mein Fazit: Wer sich als Neuling einen großen Schäferhund/Mix zulegen will muß sich darüber im klaren seine, dass es sich um intelligente Tiere handelt, die konsequent erzogen werden müssen und die gerade in der Welpen und Junghunde-Phase unter Umständen die ganze Wohnung/das Haus in Aufruhr bringen. Von einigen Schuhen und sonstigen Dingen kann man sich auf jeden Fall verabschieden. Sie müßen Anfangs sehr viel raus und machen bis sie Stubenrein sind schon mal einiges an Dreck. Sie Beisen und Kratzen und versuchen sich, sofern Kinder da sind, in der Rangfolge nach oben zu arbeiten. Man muß auch beachten das Hunde ein gutes Gespür für Ungerechtigkeiten haben, d. h. wenn die Kinder den Hund ärgern, er sie dann zwickt und sie dann zu Papa oder Mama rennen und sagen der Hund hat mich gebissen und er dann rund gemacht wird, so wird er sich das merken. Hier ist vor allem bei Kleinkindern aufzpassen. Die Hunde kosten gleich mal in der Anfangsphase bis zu 1.000€ oder sogar mehr. Mtl. kommt dann noch 100€-200€ an Futterkosten, Spielzeug, Nagerlis, Leckerlis usw. dazu. Auch der Urlaub mit Flugzeug, oder das verlängerte Wochenende in Venedig ist dann nicht mehr so einfach möglich, man muß den Hund mit einkalkulieren.
Auch muß der Hund jeden Tag mehrfach raus in die Natur, tgl. 3x bei Gesamt ca. 2-3 Std. sollte man schon einkalkulieren. Wenn man arbeitet und den Hund 8-10 Std. alleine läßt sollte man sich überlegen ob es sinnvoll ist das dem Hund anzutun.
Alles in Allem sind Hunde unsere besten Freunde. Wenn man Sie respektiert und gut mit Ihnen umgeht, dann geben Sie einem sehr viel zurück und zeigen einem auch das Sie uns mögen und alles für einen tun. Ich hoffe ich ich bin dem Einen oder Anderen eine Hilfe bei seiner Entscheidung einen Hund zu holen...