Ich kann mir vorstellen, dass in dem Moment, wo du aufstehst oder den Entschluss fasst, jetzt ein paar Sekunden vor die Tür zu gehen, das Hundekind schon an deiner - zweifellos unbewussten - körperlichen Anspannung registriert, dass jetzt was Unangenehmes kommt. Unangenehm, weil du wahrscheinlich unbewusst schon damit rechnest, dass es schief geht. Unangenehm, weil alles an dir darauf ausgerichtet ist, dass das Alleinbleiben jetzt unbedingt klappen soll, weil es ja schon mal geklappt hat.
Das ist nicht Böse gemeint, und die anderen schrieben ja auch schon, entspann dich, und lass es mal ne Weile ruhen. Ich kann mir vorstellen, dass es schon der erste richtige Schritt ist, wenn Hundekind dir in der Wohnung schon nicht mehr nachläuft, sprich, wenn das Gitter nicht mehr erforderlich ist, weil er weiß, auch wenn du nicht im Raum bist, ist alles shiny.
Meine Lili kam zwar schon erwachsen zu mir, ist mir aber anfangs auch peranent nachgeschlufft. Hab bei jedem Klogang nur gesagt "Bin gleich zurück". Irgendwann hat sie es kapiert und blieb liegen. Nach einer Woche musste ich dann auch mal den Müll runter bringen, bzw. Wäsche waschen. Das sind bei mir immer 4 Gänge im Abstand von ca. 1 1/2 bis 2 Stunden. Auch da immer der Spruch "bin gleich zurück". Die ersten paar Male hat sie mich an der Tür erwartet, und sich doll gefreut. Hab sie dann kurz gestreichelt und wenn sie sich dann ruhig hingesetzt hat, gab es was Nettes. Auch hier hat es nicht wirklich lang gedauert, bis sie es akzeptiert hat, dass ich mal für ein paar Minuten verschwinde. Den gleichen Satz gab es übrigens auch, wenn sie im Auto allein bleiben musste. Satz, Aussteigen, Einkaufen, Einpacken, Einsteigen, Lob+Leckerchen, Weiterfahren.
Ich habe mich vorher auch viel in die Alleinbleiben-aufbauen-Taktiken eingelesen. Aber ich habe diese absichtlichen-nutzlosen-Wohnung/Auto-Verlassen-Gänge nie gemacht. Schon weil sie mir gegen den Strich gingen. Ich brauche immer ein Ziel. Und Lili hätte es gemerkt, wenn ich ziellos und zwecklos einfach rausgehe. Da bin ich sicher.
Deshalb versuch mal, dich zu entspannen. Mach mal ein, zwei Tage oder auch drei, vier, wenn du kannst, Urlaub vom Alleinbleibetraining. Steh einfach morgens auf und leb den Tag mit deinem Hundekind. Hab Spaß mit ihm.
Und wenn du zwischendurch den Müll runter bringen musst, dann machst du das einfach. Einfach so, wie du es auch ohne Hund machen würdest. Meistens springt man ja nicht von jetzt auf gleich vom Sofa auf, und muss unbedingt zur Mülltonne. Meistens läuft das ja im Rahmen der Haushaltsführung, also wenn man eh gerade am werkeln und schrubbern ist.
Oder, wenn ihr von einem Gassigang zurückkommt. Jacke ausziehen, Hundekind ausziehen, ihm was leckeres am Platz geben und sagen, bin gleich zurück (ganz normal freundlich ohne extra Streicheln oder so). Ab in die Küche, Müllsack nehmen und rausgehen.
Keine Handyüberwachung, kein Lauschen, ob er ein Geräusch macht, kein Warten im Flur, kein Zeitstoppen.
Rausgehen, Müll wegbringen, reinkommen, weiter machen mit Aufräumen oder mach dir Essen, oder setz dich in die Küche und mal dir was.
Kein Schauen, ob das Hundekind am Platz liegt oder grad nen Handstand macht.
So würde ich es wohl machen.
Es wird für den Hund normal, wenn es für dich normal ist. Momentan ist es das aber nicht, weil du zu verbissen dabei bist (das meine ich nicht vorwurfsvoll ).
Deshalb: Sei entspannt, sei normal.