Wie hast du das aufgebaut?
Ich wünschte wirklich, ich könnte dir da eine tolle Anleitung geben Mit "Ich hab es einfach gemacht" kannst du wahrscheinlich nichts anfangen.
Fusselchen hatte sich mit ihrer Grobmotorik einen Kratzer auf der Netzhaut verpasst. Da war sie noch nicht sehr lange bei mir und wir mussten uns eh erst noch aufeinander einstellen. Sie war zu dem Zeitpunkt sehr unsicher und fing schnell mit Beschwichtigen an (auf den Rücken rollen, Bauch zeigen), sobald man sich irgendwie über sie beugt. Ich hab mich also mit den angewärmten Tropfen (3xtgl.) nach dem Gassi zu ihr auf den Boden gesetzt, damit mein Körperschwerpunkt nicht nach vorne geht.
Dann hab ich ihr die Tropfen gezeigt und sie schnüffeln lassen. Neugier war ja da, weil, könnte ja lecker sein. Direkt beim Zeigen hab ich "Erst" gesagt. Als sie mit Schnüffeln fertig war (nur paar Sekunden, weil langweilig) hab ich ihr das Leckerchen gezeigt und "Dann" gesagt. Leckerchen in Sichtweite auf den Tisch gelegt. Ich hab sie dann nicht direkt an den Kopf gefasst, sondern die hand über die Seite kraulend nach oben wandern lassen. Und dann eben wie gesagt, das Lid bissel hochgezogen, Tropfen rein und gelobt. Dann gab es das Leckerchen.
Die Tropfen brennen ja nicht, und wenn sie warm sind, fühlen sie sich nicht so fremd an. Das Oberlid hochziehen geht leichter, als direkt am Maul am Unterlid zu hantieren. Je nach Hund ist es ihm vllt. angenehmer, wenn man daneben sitzt statt wie wir direkt voreinander.
Hab sie auch genau dabei beobachtet und unterbrochen, wenn sie den Kopf wegziehen wollte. Man muss ja auch nicht direkt tropfen, kann Hund erstmal dran gewöhnen, dass man da mit etwas rumhantiert, ohne, dass was passiert. Aber wenn es akut ist, geht es halt nicht anders.
Anfangs hatte Erst/Dann für sie auch keine Bedeutung, aber inzwischen kann sie was damit anfangen (z. B. auch Erst Pipi, dann Suchkeks ^^). Und weil es eben sein musste, ging es auch nicht wirklich anders.
Ich hab geschaut, es ihr so angenehm und zwanglos wie möglich zu machen. Gerade nachdem die damalige TÄ in einem Anfall von Ungeduld sie angeschnauzt und reichlich grob am Kopf gepackt hat, blieben mir nicht viele Möglichkeiten. Aber so und mit viel Ruhe und Achtsamkeit hat es gut funktioniert. Im Grunde kann man sich da auch ranclickern, aber zum einen fehlte mir da eine dritte Hand und zum anderen haben wir zu der Zeit noch nicht geclickert. War wie gesagt alles ganz am Anfang unserer Beziehung und das Ganze entstand in einem Grundgedanken aus Berechenbarkeit.
Ich wünschte, das würde beim Krallenschneiden auch so gut gehen
Also ich hab ihn ruhige berührt und gestreichelt, zunächst an Stellen wo er es "okay" finden und das belohnt. Und mich dann langsam vorgetastet... wie würdet ihr das machen?
Ich würde es genau so machen, wie du es schreibst. Genau beobachten und langsam vortasten. Wobei ich das Setting so sortieren würde, dass es sich vom alltäglichen Streicheln im Rahmen seiner Möglichkeiten unterscheidet. Dass es eben wirklich Anfasstraining für pflegende/medizinische Maßnahmen ist. Gerade, weil er sich generell nicht so gerne anfassen lässt. So kann er lernen, dass er im Alltag sich vllt. den Streicheleinheiten entziehen kann (wenn du seine Beschwichtigungssignale berücksichtigst und entsprechend darauf reagierst), aber eben in diesem Setting "da durch muss".
Das kann schon eine bestimmte Decke sein, die nur für diese Zwecke benutzt wird (die kannst du dann auch mit in die Praxis nehmen).
Wir machen das immer auf dem Tisch. Bisher war es der Wohnzimmertisch. Sobald das weiße Tuch drauf liegt, springt sie schon selber drauf. Sie weiß, da passieren zwar blöde Sachen wie Schweif Bürsten und Augen freischneiden, aber sie weiß auch, dass es immer wieder kleine Pausen mit Keksschauern gibt und einen Jackpot am Ende. Für meinen gealterten Rücken müssen wir das jetzt aber an den Esstisch verlegen, aber auch hier kann sie selbstständig rauf und runter springen. Das ist meinem Mädchen wichtig und eins der großen Probleme bei dem Tisch beim TA.
Wir haben auch eine Extra-Kiste für Fell- und Pfotenpflege und eine andere mit Kram fürs Medical Trainig mit Stethoskop, so einem Ohr-Guck-Ding, Stauschlauch und eine kleine Sprühflasche (zum Desinfizieren der Einstichstelle). Sie kennt beide und weiß dann auch dementsprechend, was auf sie zukommt. Sie weiß, im Notfall kann sie einfach gehen. Sie weiß, wir machen Pausen. Sie weiß, auch wenn wir nicht jeden kleinen Schritt belohnen, dass die Belohnung, wenn sie dann kommt, nur größer ausfällt.
Berechenbarkeit ist wichtig für sie. Deshalb werden bestimmte Maßnahmen auch angezählt, damit sie weiß, gleich ist es vorbei.
Sorry, ich gerate ins Schwafeln ...