Hi,
ich hatte es ja in Bemerkenswerten Sätze schon geschrieben, ich verstehe beide Seiten. Es kommt wohl sehr viel auch auf die Größe des Tierheimes an, ich habe bei kleineren Tierheimen wesentlich bessere Erfahrungen als in größeren Tierheimen gemacht. Mir kam es oft so vor, als wären die Leute einfach näher am "Kunden". Es wurde sich größtenteils mehr Zeit genommen, mehr aufgeklärt, mehr zugehört (!) und nicht einfach alles abgebügelt. Klar gab es da auch schwarze Schafe aber wesentlich weniger als in den großen Tierheimen in den Großstädten.
Da es hier um Erfahrungen geht, mag ich noch ein paar Dinge erzählen, sowohl als Interessent als auch als Vermittler.
- der älteste Kater meiner Mama war schon zwei Mal zurück gekommt weil er auf herum liegende Dinge pinkelt. Angeblich weil er nicht mit anderen Katzen kann. Bei meiner Mama war es Liebe auf den ersten Blick und die TH-Mitarbeiterin kannte mich weil ich da ehrenamtlich gearbeitet habe, also haben wir ihn bekommen - trotz Bedenken wegen anderer Katzen. Naja, das ist jetzt über 10 Jahre her, er lebt mit zwei weiteren Katzen zusammen und pinkelt bis heute auf Badmatten, die liegen gelassen wurden. Fazit, meine Mama lässt keine Matten mehr liegen und zack, Katze stubenrein.
- der Mittlere Kater meiner Mama sollte als Weihnachtsgeschenk von mir einziehen - natürlich abgesprochen und mit meiner Mama entschieden. Ins Tierheim gefahren - wo schon der Große her war - und uns wurde mit Bedauern mitgeteilt, dass sie Vermittlungsstop haben. Von zwei Wochen vor Weihnachten bis nach heilige drei Könige, gilt für alle auch wenn sie uns kennen. Tat ihnen sehr leid. Naja, wir standen dann am 7. Januar vor der Tür und haben einen bezaubernden, schwarzen Kater mit angeborenem Hüftschaden mitgenommen .
- gleiches Tierheim hatte auch zu Ostern Vermittlungsstop für Kleintiere, zu oft kamen Kaninchen und Meerschweinchen nach Ostern wieder zurück, hat ihnen sehr viel negative Presse eingebracht, leider.
- Der Sam, mein Gassihund aus diesem Tierheim, Schäfer-Mix, 6 Jahre alt und ein Traum von Hund. Absolut gehorsam, leinenführig, jagt nicht, kann alleine bleiben, absolut sozial, ein Traum von Hund - wurde abgegeben mit Tackerklammern in den Ohren und angesenktem Fell - er hätte überraschend das Kind gebissen.
Er hat sehr deutlich gezeigt, dass er Kinder nicht mag. Hat erst versucht zu flüchten und ist dann leider nach vorne gegangen.
Eine Familie mit zwei Kindern interessierte sich für ihn, ihnen wurde noch im Büro gesagt, dass dieser Hund definitiv nur in kinderlose Haushalte geht. Die Familie regte sich furchtbar auf, jeder alternative Vermittlungsversuch wurde abgeblockt und eine Woche später gab es einen extrem schlechten Eintrag auf der Tierheimseite. Das Tierheim würde nicht an Familien vermitteln udn wäre extrem unfreundlich.
Sam fand sein Zuhause bei einem Ehepaar mit erwachsenen Kindern um die 20 ohne Enkel. Auf die Frage, wenn den Enkel kämen, dann würde man halt trennen aber die Kinder waren alle Beide im Studium und hatten keine Kinderpläne in den nächsten Jahren. Wurde vermittelt und lebte noch 7 Jahre glücklich und ohne auch nur den kleinesten Vorfall.
Zwei Jahre vor seinem Tod gab es im übrigene in Enkelkind, wenn die Familie im Garten war, war der Hund in Sichtweite hinter einem Zaun und das Kind wurde einfach nie hin gelassen. Hat funktioniert.
- Gleiches Tierheim, ein Herr mit Listenhund kam an und fragte ob wir einen Hündin dieser Rasse hätten und ob sein Hund da mal drauf darf, der hätte gerade so viel Stress.
- Gleiches Tierheim, Sonntag Nachmittag, die Katzenhäuser sind mehr oder weniger offen damit Besucher mal schauen können. Familie mit Kinder geht so an den Gehegen vorbei und findet bei jeder Katze was schlechtes. Hässliche Farbe, hässlicher Kopf, hässliche Pfoten, etc. Eine Mitarbeiterin hat die Familie dann raus geleitet mit den Worten, "Wer unsere Tiere hässlich findet, kann auch gehen."
- Allgemein war Tiere gucken mit Kindern immer sehr beliebt, Kleintiere und Katzen waren zu den Öffnungszeiten zugänglich. Halt von Außen nur gucken, Gehege waren abgeschlossen und die Hundezwinger waren auch zu.
- Balou, ebenfalls mein Gassihund, anderes Tierheim, ein kniehoher, braun gelockter Mix. Interessenten waren eine Familie mit zwei Kindern, 7 und 11 Jahre alt. Sie wurden in einem sehr großen Tierheim abgebügelt mit den Worten, "Wir vermitteln nicht zu so kleinen Kindern." Danke auch.
Vorkontrolle gemacht, Okay gegeben und Hund vermittelt - der hat einen super Platz bekommen.
- Annie, nicht mein Gassihund aber aus dem gleichen Tierheim. Nach Aussagen der Gassigängerin extrem ängstlich. Interessenten waren zwei Männer, die ihren Dalmatiner einschläfern lassen mussten und sich im Netz in das Bild von Annie verliebt haben.
GAssigängerin war extrem unfreundlich, die Männer sollten fünf Meter hinter ihr gehen weil der Hund so ängstlich ist. Dass Annie sih dann ständig rum gedreht hat, war klar.
Ich war im Tierheim als die Zwei nach nicht mal fünf Minuten wieder kamen, wutentbrannt. Die Gassigängerin hätte sie Heim geschickt, der Hund hat zu viel Angst vor ihnen.
Alles gute Reden brachte nichts, die sind gefahren.
Einer hat sich dann eine Woche später nochmal gemeldet, Annie geht ihnen nicht aus dem Sinn auch wenn der Partner dagegen war. Er wollte es nochmal probieren aber nicht mit der Frau, also sollte ich mit. Ich hatte Annie zwischenzeitlich immer mal mit meinen Gassihunden mitbekommen, vorsichtig war sie, ja, aber extrem ängstlich? Nicht die Spur.
Der Mann kam, wir sind GAssi gegangen und die hatten sofor t einen Draht zueinander. Er erzählte, dass sie sich damals so erniedrigt gefühlt hatten, sie hatten keinerlei Chancen den Hund kennenzulernen.
Wieder im Tierheim hat sich Annie, ganz untypisch für sie, neben ihn gesetzt und den Kopf auf sein Bein gelegt, Entscheidung gefallen. Er hat sie gleich mitgenommen, ich habe die Kontrolle später gemacht und was soll ich sagen? Der Hund hat das Paradies auf Erden gefunden.
- Leider hab ich auch mit meiner Einschätzung daneben gelegen, Lady, 40 Kg, optisch Landseer-Mix, Wach- und Schutztrieb ohne Ende und einen Dickschädel bis zum Mond.
Interessenten waren ein Paar um die 30. Tolle Wohnung, tolles Verhalten beim Gassigehen, Vermittlung fand statt. Leider.
Wenig später erfuhr ich, dass sie gebissen hat mit der Begründung des Besitzers "ja, die hat ja sooooo viel Angst vor allem, aber daran arbeiten wir." Nein, dieser Hund kannte das Wort Angst nicht. Ob sie wirklich daran gearbeitet haben, wieß ich nicht, der Kontakt wurde abgebrochen.
- von den ganzen Anfragen bezüglich Welpen, die Stubenrein und die BH schon haben (überspitzt gesagt), mal abgesehen, die gab es immer und wird es immer geben.
Ach, da gäbe es noch so viel mehr zu erzählen.
Lg Catsanddog