Beiträge von Esiul

    Alles Gute dir, hoffentlich hast du keine allzu schlimmen blauen Flecken.


    Aber jetzt habe ich quasi eine Bestätigung, für das, was mir meine lieben Stallkolleginnen beigebracht haben: Mir haben die Westernreiter hier erklärt, dass man Einohrkopfstücke nur mit Kandare reitet, ansonsten rutscht das viel zu leicht runter. Ich hab zwar keine Ahnung von der Mechanik dahinter, aber es scheint was dran zu sein.

    Also ich bin vorher in einem Stall mit vielen Kids gestanden, da habe ich nur einmal "Hach, ich glaub, ich will heute eigentlich gar nix tun" sagen müssen, schon hat sich eine Horde Mädels gebildet, die sich begeistert dazu bereit erklärt haben, das Pferd zu betüddeln.


    Und die wollten auch so Dinge, wie einfach mal spazieren gehen. Oder Longieren.


    Klar, reiten haben sie den Tinker auch immer mal wieder dürfen. Da war kein einziges Kind dabei, das nix ausgehalten hätte und auch keine Übermuttis.

    Nachtrag: Und wie gesagt, es war ja auch das erste Mal, dass ich sowas in dem Ausmaß gesehen habe. Dennoch ist es ein strukturelles Problem. Wenn Lieschen Müller ihren Fjordi allein in Wald und Wiesen verprügelt, ist sie eine Tierquälerin. Wenn eine Frau H. ihren hübschen Fuchswallach am Abreiteplatz runterarbeitet, als gäbe es kein Morgen, ist sie auch eine Tierquälerin. Nur bei H. stehen noch ein Trainer, die Stewards und die Richterinnen dabei und niemand sieht ein Problem. Und egal wie groß oder klein ein Turnier ist, das darf nicht sein und bei einem FEI Grand Prix schon dreimal nicht. Und wenn es dann neben Frau H. noch einen Haufen anderer Trainer und Reiter gibt, die so drauf sind, verliere ich einfach den Glauben ans Turnierwesen.

    Vielleicht nimmt mich das auch gerade alles etwas zu sehr mit. Ich bin wirklich nicht aufs Turnier gefahren mit der Absicht, mir mal so ein paar richtig ekelhafte Rollkurbilder zu geben. Ich war, vielleicht etwas naiv, im Glauben, vielleicht ein-zwei Reiter zu sehen, die so reiten, der Rest meinetwegen von unterschiedlicher Qualität, aber halt fair. Ich habe nicht erwartet, dass in Stadl-Paura Perfektion zu erwarten ist, ich habe mir einen ganz stinknormalen Wald-und-Wiesen-Grand Prix erhofft (ich hoffe, man versteht was ich meine).

    Der Fall war tief.

    Eigentlich wollte ich mir im Dezember die Amadeus Indoors in Salzburg geben (also den CDI 4*). Mal sehen, vielleicht bin ich mutig genug. Und ich sag ja nicht, dass alle so reiten, ich hab ja auch meine Lieblinge in der Dressurwelt und ich WILL hohe Dressur gut finden können. Ansonsten hätte mich das auch nicht so mitgenommen. Meine Stallkolleginnen, die mit mir dort waren, sind im Westernsport zuhause, die sind heimgefahren mit dem Motto "Gut, jetz ham wir des auch mal gesehen, war hässlich". Ich bin mir sehr sicher, dass es denen nicht 3 Tage später noch nachhängt, dass da kein Steward am Abreiteplatz eingeschritten ist, dass die Richterinnen jemanden zur Siegerin gekürt haben, die ihr Pferd kurz vor erklingen der Glocke nochmal rund gemacht hat.

    Was in Ließchen Müllers Privatoffenstall vor sich geht, weiß ich nicht. Das, was am Wochenende in Stadl-Paura vor sich gegangen ist, weiß ich wohl und es war nicht schön. Wie gesagt, ein einziges Paar im Grand Prix, das nicht durch ständig peitschenden Schweif, offenes Maul und Zügelbenutzung schlimmer wie Reitanfänger aufgefallen ist. Eines! Nix davon wird irgendwie besser, nur weil irgendwo das ständig besungene Offenstallpferd im Matsch steht. Es war scheiße, ist scheiße und bleibt scheiße.

    Ich will es eigentlich auch nicht schwarz sehen. Ich will mir Turniere ansehen, egal ob per Video oder im echten Leben und Vorbilder finden und mich über Leistungen freuen. Aber Samstag war echt so unfassbar hässlich, dass ich gerade nicht in der Lage wäre zu argumentieren, warum dieser Sumpf, den man Turnierreiterei nennt, eine Daseinsberechtigung hat.

    Und alleine, dass wir hier unsere "Ausnahmereiter" aufschreiben, die eben nicht so sind... Ich sag ja nicht, dass immer alles hundertprozentig super aussehen muss. Meinetwegen kann da auch mal einer hinter die Senkrechte gelangen oder bei einer Piaffe mit der Hinterhand nicht ganz so toll die Last aufnehmen. Aber grundsätzlich so halbwegs tiergerechtes Reiten würde ich mir schon als die Regel wünschen, und nicht als die Ausnahme. Ich will kein Riegeln auf Kandare sehen, ich will mir nicht anschauen müssen, wie ein Pferd einen ganzen Grand Prix lang mit geöffnetem Maul herumläuft und ich will keine verschissenen Rädchensporen in Pferdebäuchen verschwinden sehen. Selbiges mit der Haltung. Bei diesem und jenem Reiter dürfen die Pferde auf die Weide - toll, sollen wir jetzt Beifall klatschen, dass im einen oder anderen Reiterhirn angekommen ist, dass das kein Sportgerät ist, das man in einer Besenkammer verstauen sollte? "Auslauf" auf Einzelpaddocks, die gerademal doppelte Boxengröße haben, finde ich auch nicht feiernswert.


    Und es muss sich heftig was ändern. Wie kann es sein, dass eine Reiterin vor den Augen der Richterinnen vor dem Betreten des Vierecks nochmal schön mit heftiger Handeinwirkung linksrechtslinksrechts den Kopf vor die Brust knallt. Man stelle sich vor, ich würde meinem Hund beim Betreten des Hundeplatzes vor dem Richter eine runterknallen...