Beiträge von Munchkin1

    Mailo verträgt die Sonne offensichtlich nicht so gut, die brutzelt die halbe Hirnzelle kaputt.

    Er hat spontan verlernt, wie man brav an der Leine läuft, also wiederholen wir gerade die Basics der Welpenerziehung.


    Wir gehen durchs Gartentor - ich zuerst, dann der Hund.

    Langsam.

    Gesittet.


    Ich drehe mich um, um das Tor zu schließen, da wird mein linker Arm fast aus dem Gelenk gerissen, als 45kg Schäferhund mit einem gigantischen Satz quer über ein kleines Steinbeet springt, dabei ans Ende der Leine kommt und den Ruck im Geschirr spürt.


    Und jetzt stelle man sich bitte vor:

    Statt stehen zu bleiben oder zurück zu kommen, dreht der Bengel sich um 180 Grad zu mir herum, klatscht flach auf den Boden und sieht mich mit einem Gesichtsausdruck an, der sagt „Oh Shit, das wird Ärger geben. Oh Fudge, das hätte ich nicht tun sollen.“

    Das war kein verängstigter Hund, das war jemand, der sich bewusst war, dass er episch Mist gebaut hat.

    Ich bin nicht für meine Wattebauschwerferei bekannt, also nennen wir die Dinge doch sachlich beim Namen:


    Du bist überfordert.

    Du hast es dir ganz anders vorgestellt, vermutlich so mit ganz viel rosa Brille und Herzchen.

    Und dann ist da Storm, der von deiner Brille gar nichts hält.


    Jeder deiner Sätze beginnt mit „Er soll lernen…“

    Ok, aber gleich 10 Dinge gleichzeitig?

    Wenn das Adrenalin das Gehirn blockiert?

    Man weiß mittlerweile, dass extremer Stress das Lernen unmöglich macht.

    Das ist simple Logik: der Bursche hat Angst vor dir, wenn du schimpfst. Aber er hat keine Ahnung, WIESO du schimpfst, weil du es gefühlt ständig tust - bei allen Grundbedürfnissen muss er Angst haben, beim Fressen, Lösen, Schlafen (ja, ein Rudeltier schläft ungerne alleine).

    Der ist ständig unter Druck und das macht krank, psychisch und körperlich.


    Also atme durch, entspann dich, nimm Druck raus.

    Versuch es für den Anfang mit Welpenunterlagen. Vlt hilft das.

    Nimm dir Zeit, einen Becher mit Würstchen, Käse, gebratener Leber und ein Geschirr. Ich vermute, dass das Geschirr nach überraschend kurzer Zeit am Hund ist, wenn dein Timing stimmt.

    Geh kein Gassi mehr - mach es wie beim Welpen mit Gassi-Stehen. Such eine ruhige Ecke und bleibt halt 20 Minuten da. Und Party, wenn er sich beruhigt.


    Lässt er sich überhaupt anfassen?

    Wie motivierbar ist er mittels Futter?


    Ich würde mir an deiner Stelle keine Sorgen machen, was er denken könnte.

    De facto denkt er nämlich gar nicht vor lauter Panik

    Lass mich dir mal übersetzen, was da gerade passiert:


    Storm kommt aus Rumänien, also kann ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass er eher semi-gut „Deutsch“ versteht.

    Du sagst, er kennt keine Leine, also geh mal davon aus - auch kein Haus, kein enges Zusammenleben mit Menschen.

    Aus Rumänien wird er nicht selbst hergelaufen sein, ebenso werden seine Vorbesitzer, falls vorhanden, ihn nicht gebracht haben. Also hat er vermutlich eine Zeit in einem Tierheim mit anderen Hunden verbracht.

    Daher (logische Schlussfolgerung) ist für ihn hier ALLES fremd.

    Alles.

    Du. Deine Erwartungen. Die Sprache. Stubenreinheit. Gassi gehen. Alles.


    Wenn ihn draußen Gassi gehen so sehr zum Laufen reizt, kann er sich gar nicht lösen. Egal ob Freude oder Aufregung, Hauptsache Bewegung.

    Und wann soll der Bursche denn machen, wenn er zu aufgeregt ist? Irgendwann muss es raus und das ist normalerweise, wenn man sich entspannt.

    Natürlich zieht er den Kopf ein - wegen der Reaktion, nicht weil er weiß, dass er es falsch gemacht hat. Woher soll er das denn wissen?


    „Nein“ ist übrigens nicht hilfreich - versteht er nicht und selbst wenn, kann er damit nichts anfangen. Wozu sagst du nein? Und was soll er stattdessen tun?

    Genauso mit Bett und Sofa.


    Thema ziehen: er merkt es wirklich nicht. Der ist so drüber, da kommt vor lauter Adrenalin nichts mehr an. Wenn ich dich mitten in ein Kriegsgebiet stecke, wo du latent Todesangst hast, würdest du merken, dass dein Hemdkragen zu eng ist? DAS ist grad weiß Gott nicht sein Hauptproblem.


    Nächster Punkt: Ressourcen (Napf). Wer in der Gruppe lebt, verteidigt schnell sein Essen, sonst ist es weg und man hungert. Warum solltest du für ihn anders sein, wenn du an seinen Napf gehst?

    Alleine bleiben ist für ihn Stress. Nochmal Stichwort Gruppe. Er musste es offensichtlich niemals. Im Heim leben immer mehrere Hunde, alleine kennt er als Rudeltier gar nicht.


    Laaaaange Rede, kurzer Sinn:

    Der hat einen absoluten Kulturschock.

    Entweder hast du die Geduld, die Hilfe und die Zeit, ihm das wie einem Welpen Step by Step zu erklären ohne Garantie, dass er es schnell oder überhaupt lernt, oder das ist der falsche Hund für dich.

    Ich hatte eine günstige Babymatratze aus dem schwedischen Möbelhaus. Aktuell kaufe ich regelmäßig für seine viel geliebten Liegeplätze einfach Schaumstoffmatratzen nach, kosten im Regenwald so um die 20€.


    Irgendwann zieht hier auch mal was hochwertiges ein, aber aktuell fahren wir damit ziemlich gut

    Mal ganz unqualifiziert:

    Das deckt sich null mit meinen Beobachtungen aus den USA aus dem letzten Jahr.

    Ich war ja in NYC für 14 Tage, quasi ständig in der Stadt unterwegs, auch im Central Park und neben einigen Dingen, die mich echt geschockt und überrascht haben („Curb your dog“) war ich positiv erstaunt, wie wenig Konfliktpotential von den dortigen Hunden ausging im Vergleich mit Deutschland.

    Klar sind dort auch noch aversive Trainingsmethoden üblich, aber so im Groben gab in den 14 Tagen nicht einen TutNix/HörtNix mit Halter, Leinen waren grundsätzlich standardmäßig installiert, die Hunde haben weder sich gegenseitig noch Menschen belästigt.

    Nicht ein herumliegender Hundehaufen.

    Ok - dafür überall latenter Uringeruch.


    Und das in einer Metropole.

    Dann sicher mal fix das Gartentor! Sonst macht er in Zukunft seine eigenen Runden. :upside_down_face:

    Ich fürchte, das dürfte ein unmögliches Unterfangen sein.

    So im Alltag interessiert ihn das Gartentor genau gar nicht. Da können Katzen dran vorbei laufen, wenn ich den Ball drüber werfe, bleibt er davor und stirbt vor Kummer, also unüberwindbares Hindernis.

    Aber Kai-Uwe und Mailo ist eine besondere Art der Liebe.


    Ich muss wohl eher aufpassen, dass Mailo nicht nachts Spritztouren mit dem Auto macht.

    Sollte ich den Tankstand notieren? Den KM-Stand? Die Ventilpositionen?


    Musste mal jemand sein Auto hundesicher in diesem Sinne machen?

    Oh, das hatten wir auch neulich:


    Mein Hund hat gelernt, dass Mamis Führerschein das Paradies auf Erden bedeutet und in 99,9% aller Fälle Spaß beinhaltet.

    Der Spinner ist also schon minimal aufgekratzt, wenn er meine Autoschlüssel hört/sieht.

    Das vor dem Haus parkende Auto ist für ihn immer erstmal Pilgerstätte Nummer 1 beim mehrmaligen täglichen Gassi.


    Teenietus hat den Auftrag bekommen, Kai-Uwe (aka das Auto) für den TÜV vorzubereiten (aka zu entmüllen).

    Die Fahrertür steht offen, weil … naja Teenie halt. Muss keinen Sinn ergeben, oder?

    Mailo ist im Garten und leidet. Ich leide mit. Und die Nachbarn leiden mit. Und der restliche Stadtteil leidet mit. Weil Mailo nur laut leiden kann.

    Plötzlich meckert der Teenie, dann ist es verdächtig still, dann hupt es.


    Ich gehe schauen - Mailo hat das erste Mal in seinem Leben das Gartentor geöffnet, sich höchstselbst bei Kai-Uwe auf den Fahrersitz gequetscht und weil der Hund in etwa die Ausmaße von Kai-Uwe selbst hat, mit seinem exorbitanten haarigen Hintern die Hupe betätigt.


    Vor lauter lachen konnte ich leider nicht meckern

    Mein Hund stammt aus einer Zucht mit Kindern im Haus.

    Der Jüngste war damals 1.5(?), der Älteste ca 11(?). Mein Sohn damals 8.


    Mailo liebt Kinder. Wirklich.

    Würde im Leben niemals diesen kleinen, niedlichen Wesen auch nur einen bösen Gedanken wünschen.


    Ich habe irgendwann aufgehört, Liste zu führen, wie oft er jemanden umgebolzt hat.

    Wie oft er irgendwelche Stühle/Möbel umgeworfen hat.

    Wieviele Karabiner/Leinen/Geschirre er getötet hat, indem er sich volle Möhre hinein geworfen hat.

    Wieviele Zergel einem spielenden Riesenhund zum Opfer gefallen sind.


    Er wollte WIRKLICH nur spielen.

    Wenn man aber 45kg wiegt und denkt, das Komma wäre nur zu weit rechts gesetzt, dann geht das episch schief.

    Auch Welpenzähne sind absolut nicht zu vergleichen mit Zähnen von erwachsenen Hunden. Das müssen eure Kinder wissen und ertragen (wollen und können). Besonders bei der Größenordnung 20kg Aufwärts macht sich das nochmal anders bemerkbar als bei einem Begleithund


    Ich hab am Donnerstag 78€ gezahlt für einmal Durchfallpatient untersuchen, eine Spritze Novalgin, ein Kotprobenröhrchen, Diatabs für 3 Tage plus einmal Carbodote Repeat.


    Morgen gibt’s die Folgeuntersuchung, mittlerweile kann ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von einem fiesen Infekt oder einer Reizung ausgehen, Allgemeinzustand ist prima, er spielt gerne, er frisst und trinkt normal, ist nicht dehydriert, kein Fieber, Bauch ist weich, kein Erbrechen nur eben unspezifischer Durchfall. Mit Hilfsmitteln (Optiballast Enteral) ist der Kot auch geformt, nur weich und oft.