Ich hatte einen Artgenossen gegenüber unverträglichen Schäferhund übernommen, als dieser schon älter war.
Keine Chance, da irgendetwas zu ändern am Verhalten, weder positiv noch negativ.
Das habe ich aus Sicherheitsgründen auch schnell aufgegeben und lieber ordentlich mit Maulkorb, vorrausschauendem Gassi gehen und sehr defensivem, extrem großräumigen Ausweichen gearbeitet.
Bei meinem jetzigen Schäfi ist das anders - er ist reaktiv, aber nicht aggressiv. Er wird bei fehlender Führung laut, prollt, droht, ist dann aber im direkten Kontakt sehr ausweichend, kleinlaut, ignorant.
Im Adrenalinschub kann ich mir so viel loben und strafen, wie ich will, es kommt schlicht nicht an im Hundehirn. Wo sonst ein Fingerzeig und ein „Ey“ reicht, merkt der Hund nicht, wenn er gegen eine Betonwand läuft und neben ihm eine Fanfare ertönt.
Der Clou ist es, den Schub zu vermeiden - frühzeitig erkennen, ansprechen, Präsenz zeigen, Kontrolle übernehmen, dann kann er gesittet und anstandslos mit anderen Hunden zusammen auf dem Platz trainieren, in einem Garten laufen, Gassi gehen.
Zum Thema Strafe ja/nein:
Bevor man darüber Aussagen trifft, muss man sich erst einmal das System von Belohnung und Strafe in der Psychologie und vor allem im Behaviorismus verdeutlichen.
Eine Strafe ist es bereits, wenn ich meinen zeternden Hund NICHT trainieren lasse, sondern ins Auto stecke, bis er sich beruhigt.
Das Niveau, das an Reizen (positiv oder negativ) benötigt wird, ist jedoch massiv unterschiedlich.
Ich war vorletzte Woche mit Mailo eine Woche im Trainingslager.
Es gab da Hunde, die waren so sensibel, dass ein „Ey!“ die im vollen Lauf anhalten ließ. Genauso gab es Hunde, die mehrfach volle Möhre ins Geschirr gebrettert sind, weil das Adrenalin die Öhrchen verstopft hat.
Ich denke, es ist utopisch zu glauben, dass man alle Hundetypen und Charaktere rein positiv erziehen und führen kann.
Man wird immer Korrekturen und ja, ich sage bewusst - Strafen brauchen.
Die eigene Grenze und die des Hundes zu kennen und zu respektieren ist hier der Schlüssel zum Erfolg.
Strafe und Korrektur muss nicht tierschutzrelevant sein, wenn sie richtig und rechtzeitig eingesetzt werden. Wenn man sich die Chance aber verspielt, dann kann man eigentlich nur sichern und managen oder aversiv arbeiten.