Guten Abend,
ich nochmal. Beim Stöbern durch diverse Bereiche im Forum bin ich auf etwas gestoßen, wo ich mal nachhaken wollte.
Folgendes: Wenn ich mit Hachiko (12 Wochen) spiele und er zu grob wird, geb ich ein lautes Aua! von mir, stehe auf, ohne noch etwas zu sagen, drehe ihm den Rücken zu und bleibe so ein paar Sekunden stehen. Egal was er macht, ich zähle bis 5, bewege mich nicht und verharre so. Bis dahin hat er in der Regel das Spiel mit seinen Stofftieren und Spielsachen wieder alleine aufgenommen, schüttelt diese ganz wild und in der letzter Zeit kommt es öfter vor, dass er sein Lieblingsspielzeug, den Bieber (selbe Größe wie er), besteigt. Ich hab jetzt mehrmals gelesen, dass das ein Zeichen von Stress ist. Ich frage mich, warum? Weil ich ihn ignoriere?
Das macht er aber immer öfter, meistens nachdem ich das Spiel mit ihm abgebrochen habe, manchmal aber auch, wenn das Spiel zu wild wird. Ich habe das Gefühl, ich mach irgendwas gehörig falsch. Sobald er es macht, lasse ich ihn in Ruhe und möchte, dass er zur Ruhe kommt, nur kommt er einfach nicht runter. Wenn ich ihn in Ruhe lasse, fängt er danach an, das Bett oder etwas anderes anzuknabbern (wo er weiß, dass er dafür geschimpft wird) oder mich dann wieder in die Situation reinzuholen, indem er angelaufen kommt, zum Spiel auffordert (schnelles hin und her und zurück und wieder nach vorne hoppsen), schlimmstenfalls fängt er an, zu schnappen. Er bekommt ein Nein! und den gehobenen Zeigefinger, wobei er auf den Finger mehr reagiert als auf das Kommando. Mittlerweile will er aber in seinem Zustand in den Finger schnappen.
Ich nehme immer an, dass er es macht, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Nach dem Motto "negative Aufmerksamkeit ist besser, als gar keine", aber auch hier: warum? Wenn er so gestresst ist, ich ihm ne Ruhepause geben möchte, warum will er weitermachen?
Es kam ne Weile vor, dass er beim Spiel auch meinen Arm versucht hat zu besteigen, was aber auch schnell wieder aufgehört hat, wenn ich ihn danach in Ruhe gelassen hab. Im Garten z.B. hat er das 2-3 Tage lang ab und zu gemacht, wenn wir gespielt haben. Vielleicht zu wild? Das hat er jetzt sehr lange nicht mehr gemacht und kam auch nur maximal 4-5 Mal in den Tagen vor, aber da hab ich mir auch schon meine Gedanken gemacht. Da hat das in Ruhe gelassen Wunder gewirkt. Ich hab mich nicht so weit entfernt, aber eben auch nicht mehr gespielt. Ich hab mir Blätter angesehen, in ruhigem Ton mit mir selbst gesprochen (versucht, ihn damit zu beruhigen) und bin ganz langsam einen Schritt hierhin, einen Schritt dahin, ohne ihn anzusehen. Er hat sich an meine Hosenbeine getackert, ich bin normal weitergelaufen. Wenn er ins Taumeln kam und gemerkt hat, dass es mir egal ist, hat er abgelassen und nach ein paar Minuten haben wir dann ruhiger weitergespielt. Es hat so schnell aufgehört, wie es angefangen hat.
Auch das Kommando "Sitz" hat sehr geholfen, um ihn runterzubringen.
Zurück zum Bieber: Er schnappt in letzter Zeit wie gesagt öfter nach mir, wenn ich ihm etwas verbiete bzw. nicht möchte (ruppiges Spielen) und das Spiel abbrechen möchte. Ich interpretiere sein Verhalten so, dass er das Spiel eben NICHT abbrechen möchte. Versteht er mein Verhalten nicht? Bringe ich es falsch rüber? Ich entziehe mich, beachte ihn nicht und er fordert sehr bestimmt und mit immer härter werdendem Schnappen, dass es weiter geht. Weglaufen spornt ihn an, in mein Hosenbein zu schnappen. Ich laufe normal weiter, wechsle mal die Richtung, aber sehr gelassen, und ignoriere ihn weiter. Mittlerweile tut es entweder so weh, dass ich auch hier laut Aua! rufe, er ablässt, dann aber direkt dasselbe nochmal macht (hier hab ich oft das Gefühl, ich sollte was anderes machen, aber aushalten ist doch keine Lösung?) oder er haut irgendwann ab und wenn ich nach vielleicht einer Minute zu ihm gehe, finde ich ihn in seinem Bett, wie er den Bieber besteigt. Klingt alles unglaublich blöd und ich fühl mich auch grad richtig blöd, weils mir beim Lesen so vorkommt, als würde der Welpe mir jetzt schon auf der Nase rumtanzen. Ich glaube aber, dass es mein Verhalten ist, das korrigiert werden muss.
Wenn ich das Spiel abbreche, ihn aber nach dem Ignorieren, wenn er immer noch zu wild ist, im Blick habe, spielt er minutenlang agressiv mit seinen Spielsachen und vergewaltigt eben den Bieber. Wenn er dann fertig ist, leblose Dinge zu schütteln, als würde er lebende Beute töten wollen, kommt er zu mir und versucht dasselbe Spiel.
Vorhin hat er mich, als er in meinen Ärmel geschnappt hat und angefangen hat zu schütteln, nicht ablassen wollte, weder mit Kommando, noch mit Griff ins Mäulchen, angeknurrt. Nachdem ich mich befreien konnte, hat es einen Bruchteil einer Sekunde gedauert, bis die Milchzähne mich böse am Finger erwischt haben und ich aufgeschrien hab. Ich hab mich sofort entfernt, bin ins Bad und hab gejammert. Es tat tatsächlich extrem weh und hat minimal geblutet (ungünstige Stelle, direkt beim Nagel), hatte aber in meiner Verzweiflung einfach nur die Hoffnung, dass er durch die Töne merkt, dass mir etwas weh tut. Dass er die Verbindung von seinem Verhalten und dem direkt darauffolgenden Schrei und dem Gejammer schafft. War das falsch? Zeugt das von Unsicherheit? Wenn ihm etwas wehtut, dann jault er auch kurz auf. Ich versuch mir ein paar Dinge von seinem Verhalten bzw. dem Verhalten anderer Hunde abzuschauen, weil er Worte wie Nein und Aus einfach noch nicht versteht.
Ich hab hier sehr viele unterschiedliche Dinge gelesen und möchte ganz gerne fragen, wie ihr solche Situationen löst. Ignorieren ist die härteste Strafe, was macht ihr aber, wenn euer Hund oder auch Welpe euch weh tut, um nicht mehr ignoriert zu werden?
Wie bringt ihr eure Hunde runter, ohne dass es sie noch mehr stresst?
Das Ignorieren führt immer öfter zum Besteigen, wie umgehe ich so einen Frust und Stress für ihn, ohne, dass die Erziehung noch mehr drunter leidet?
Durch "Sitz!" setzt er sich auch im wildesten Moment, auch wenn ichs 3-4 mal laut und in tiefem Ton fordern muss. Das hält aber auch nur kurz an und lässt immer mehr nach. Das ist momentan meine Methode, um Schritt für Schritt Ruhe in die Situation zu bringen. Er wird mit Streicheln für das Hinsetzen und dort ca. 5 Sekunden verharren belohnt. Aber ich glaube, dass ich ihm so beibringe, erst negativ auffallen zu müssen, um dann positiv belohnt zu werden.
Und die letzte Frage: Ich hab in irgend einem Beitrag gelesen, dass es wohl auch eine Fraktion gibt, die den Hund anknurrt, wenn er etwas macht, das er unmöglich wiederholen sollte? Ist das tatsächlich so oder ist davon dringlichst abzuraten? Ich würd mich das, um ehrlich zu sein, in diesem Moment nicht trauen, weil ich Angst hätte, dass er zurück knurrt und unser Verhältnis dann gestört ist und ich vorallem dann nicht wüsste, wie ich mich weiter verhalten soll. Hundesprache ist für mich genau so fremd wie die Menschensprache für ihn, deshalb hoffe ich, dass ihr mir vielleicht ein paar Dinge begreiflich machen könnt, bevor ich da jetzt noch weiter in die Falle tappe.
Lg