Um das Thema abzuschließen, es gibt mittlerweile zwar nicht wie Sand am Meer, aber doch genügend Trainer, die bewiesen, daß man Hunden durch positives Training alles Notwendige vermitteln kann, auch im Arbeitshundebereich. Ich kenne mindestens einen Jäger, der seinen Hund komplett mittels positiver Verstärkung ohne jedwede positive Strafe ausgebildet hat (beim anderen bin ich mir nicht ganz sicher, weil ich nicht nachgefragt hab). Das erfordert aber völlig andere Denkansätze, etwa Situationen, in denen unerwünschtes Verhalten auftreten könnte voraus ahnen und frühzeitig umlenken, agieren statt reagieren, flexibel sein und sich Situationen anpassen. Außerdem gibt es keine unmittelbaren "Trainingserfolge", man mach nicht x-mal Übung a und es fluppt, sondern der Hund lernt "wenn ich das mache passiert was Tolles, also mache ich das öfter mal", vermutlich haben auch deshalb Halter "älterer Schule" öfter ihre Probleme damit. Es gibt so viel erwünschtes Verhalten, das man belohnen kann, der Lernprozeß dauert halt länger, ist aber effektiv.
Beiträge von Zurimor
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An die Grenzen des „pur Positiven“ Trainings stösst du allerdings, wenn der Hund einen Befehl nicht ausführt, den er sehr gut kennt, aber einfach keine Lust hat, ihn auszuführen.
Erwünschtes Verhalten kann ich mit positiver Verstärkung fördern, klar. Aber Ungehorsam sollte auch eine Folge für den Hund haben.
Mit Larifari kann ich mich im Dienstlichen Bereich in Teufels Küche bringen, wenn der Hund nicht auf das hört, was ich sage.
Nicht nur im dienstlichen Bereich. Das fängt schon bei jedem Familienhund mit "Tabuzonen" als Küche an. Außerdem bildet man durch positive Verstärkung immer Verhaltensketten, was bei einigen Problemen kritisch ist. Von daher ist dieser Satz einfach polemisch sinnlos. Genauso wie der künstliche Zusammenhang zwischen den Konstrukte Dominanz und positiver Strafe. Zwei völlig unabhängige Phänomene...
Es gibt mittlerweile auch im Diensthundebereich Hundeführer, die positiv und ohne positive Strafe arbeiten. Dieser Satz wird ausführlich begründet und ist alles andere als polemisch sinnlos. Und künstlich ist der Zusammenhang nicht, sondern wird z.B. im Kapitel "Die Dominanztheorie begünstigt aggressive und feindselige Beziehungen zwischen Hunden und ihren Besitzern" begründet. Ist ein wirklich lesenswertes Werk, allerdings recht wissenschaftlich geschrieben, rund ein Viertel dürfte aus Definitionen bestehen.
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Für die „nur Positiv“ Fraktion aber natürlich aufgrund der verwendeten Hilfsmittel (Stachel, Schlingenhalsband) ist es natürlich eher nix.
ZitatFest steht allerdings, dass Menschen ihren Hunden über positive Verstärkung beibringen können, erwünschtes Verhalten zu zeigen. Es bleibt daher unklar, weshalb die Dominanztheorie [und damit auch positive Strafen] erforderlich sein sollte.
James O'Heare, Die Dominanztheorie bei Hunden
Eine der bemerkenswertesten und wahrsten Aussagen, die ich je in einem Hundebuch gelesen habe.
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Mir würde es aber besser gefallen, das Ganze darüber aufzubauen, dass sie einfach mehr Bock auf Rückruf und die Alternative hat.
Warum? Wieso eine Alternative anstatt zu versuchen, gemeinsam das zu machen, was der Hund priorisiert? Das kann auch heißen, daß die Leine oft dran bleibt, aber mit ist ein Hund, der sich in den Rahmen ausleben kann, lieber als einer, der mehr Bock auf mich hat.
Klar, manchmal denke ich mir auch, dass ich, wenn ich wüsste, die müsste sich jetzt eben drei Mal erschrecken und danach wüsste sie, was ich meine, wenn ich ihr sage, dass sie das lassen soll, dass es eben ein okayer Preis wäre für mehr Freiheiten für immer.
Finde ich persönlich nicht, denn damIt würde man dem Hund auch etwas verleiden, was ihm wichtig ist. Jagdmotivation läßt sich eigentlich recht gut händeln über Zusammenarbeit. Auch wenn ich das vor 3 Jahren nicht gedacht hätte.
Die kommt dann einfach in Zustände, wo sie selbst keinen Zugriff mehr auf sich hat bzw. es ihr einfach sehr schwer fällt.
Da würde ich ansetzen, daß der Hund ansprechbar bleibt. Und das ist erstmal vor allem anstrengend. Wie ihr das am besten bewerkstelligt, mußt du selbst rausfinden. Gute Laune dürfte dabei auf jeden Fal helfen.
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Also generell ist es natürlich so, dass man einem Hund, der Jagdinstinkt mitbringt, auch eine Möglichkeit geben sollte den geregelt auszuleben. Aber das würde ich lieber vom normalen Gassigehen abkoppeln. Besser finde ich in dieser Hinsicht ein klares Ja-Nein-Vorgehen. Also: Jetzt erarbeiten wir uns was Jagdliches als Beschäftigung und dabei würde ich auch einen ganz anderen Kontext herstellen oder wir gehen Gassi und dann ist nix mit jagen.
Sehe ich nicht unbedingt als notwendig an. Hier gibt's zumindest keine normale Runde ohne jagen. Das beinhaltet ja schon stehen bleiben an interessanten Schnüffelstellen und auch in der Umgebung schnüffel lassen. Wichtig ist nur, daß der Hund ansprechbar bleibt, Kooperation ist da wichtig und es dauert halt, bis es für beide Seiten paßt. Man muß das aber auch wirklich wollen, den Hund ernst nehmen mit seinen Bedürfnissen und sich im Klaren darüber sein, daß das ein langer Weg ist. Wie das am besten funktionieren kann, ist immer individuell. Für uns paßt es so, wie es ist, ich erwarte aber auch gar nicht, daß irgendwann immer und überall Freilauf möglich ist. Wenn ja, schön, wenn nicht, können wir da auch prima mit leben. Der Weg ist das Ziel.
Was wohl auch nicht unwichtig ist, jagen ist nicht gleich jagen. Ein Beagle jagt anders als ein Husky oder TWH und hat andere Bedürfnisse.
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Mein Hund fliegt mir, wenn ich Jagdverhalten beim normalen Gassi erlaube und in Teilen fördere, um die Ohren. Warum sollte er entspannt schnüffeln und vor sich hin dödeln, wenn er sich auch einen Rausch verschaffen kann?
"Hund rastet wegen Katze aus, Hund orientiert sich zu mir, Hund darf Dummy fetzen"
An der Stelle wird die Erwartungshaltung bei Katzensichtung immer größer. Der Hund ist ohnehin schon aufgeregt, dann kommt noch die Erwartungshaltung auf das Spielzeug dazu. Somit lohnt sich das Ausrasten für deinen Hund so richtig. Und die Impulskontrolle macht das auch nicht unbedingt besser. Ich persönlich würde eher mit klarem Abbruch arbeiten und den Hund für ruhiges Verhalten belohnen, zunächst natürlich in grooooßer Distanz zum Auslöser.
Edit: Kannst du das Jagdbedürfnis deines Hundes gezielt mit Jagdersatztraining außerhalb des normalen Gassis befriedigen? Du schreibst ja oben, dass ihr ein Moduswechsel schwer fällt. Also würde ich beides getrennt angehen.
Kann ich überhaupt nicht bestätigen. Katzensichtung wird hier einfach belohnt. Funktioniert in der Regel auch ganz gut, manche Katze wurd auch schon doppelt gemeldet.
Ich würd mit der Jagdmotivation arbeiten, nicht dagegen. Find ich auch viel sinnvoller, denn wie heißt es so schön: Impulskontrolle ist eine endliche Ressource. Und's Mäuseln gar nicht unterbinden. Mein Hund darf Mäuseln, wann immer er möchte. Ansonsten verfolgen wir gemeinsam Spuren, gehen schnüffeln und wenn was in Sicht-oder Riechweite ist wird's belohnt verbal und Leckerlis. Das alles mit ein paar Regeln, langsam und in Ruhe, "Ende der Leine" heißt auch "Ende der Leine" usw. Manchmal fällt's noch ein bißchen schwer, sich zu beherrschen, aber es wird. Dauert zwar, aber dafür hab ich einen Hund, der seine Bedürfnisse auch erfüllen kann. Warum sollte ich meinem Hund das Jagen untersagen, obwohl es ihm offenbar wichtig ist?
Und den Jagdrausch kenn ich auch, dann rennt Hund von hier nach dort, schnüffelt intensiv und schaut ein wenig bekifft aus, aber bleibt trotzdem ansprechbar. Ich gönn's ihm, wenn's denn Laune macht. Wichtig dabei: sich ehrlich mit und für den Hund freuen über seine Jagderfolge. Dauert und ist manchmal anstrengend, aber in meinen Augen der hundefreundlichere Weg, und eigentlich geht's ja darum.
Nützlich find ich übrigens auch eine längere Leine, bei uns ist 5m die Alltagsleine. Und Hüftgurt ist sehr hilfreich, falls nicht schon in Benutzung.
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Fressen, trinken, schlafen, im Alltag klarkommen. Mehr muß ein Hund nicht können.
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Würdet ihr dieses Verhalten als Trennungsangst oder problematisch einstufen?
Ja. Ich weiß nicht, warum viele das als unproblematisch sehen, aber ich würde da keinen entspannten Hund vermuten, sondern einen, der aufgegeben hat.
Der Hund winselt ja nicht grundlos.
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Solche Leute werden sicher regelmäßig darauf angesprochen. Wenn das Erfolg zeigen würde, dann hättest Du die Szene nicht beobachten können.
Warum gehst du davon aus, obwohl hier viele schreiben, daß sie solche Personen niemals ansprechen würden? Da würde ich eher annehmen, daß sie viel zu selten darauf angesprochen werden.
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Man sollte die Kirche doch auch mal im Dorf lassen. In einer perfekten Welt würde kein Hund zu euren Hunden hin rennen. Nun ist die Welt aber nicht perfekt. Junghund und Halter müssen sich erst aufeinander einstellen, der Hundehalter muß seinen Hund erstmal einschätzen lernen und zum Lernprozeß gehören eben auch Fehler. Das geht doch auch durchaus erfahrenen Hundehalter mit neuem Welpen/Junghund so. Wird auch keiner verhindern können, also sollte man damit leben ohne sich übertriebene Vorwürfe zu machen. Ich muß auch damit leben, daß irgendein Rüde angeflitzt kommen könnte, wenn Madame läufig ist, kann keiner was für, woher soll der Rüdenhalter denn wissen, daß mein Hund läufig ist und 400 Meter weiter unterwegs ist?