Dann verhalten sich also alle die Wölfe in Skandinavien total artungewöhnlich, indem sie in ihr Revier eindringende Hunde konsequent attackieren und wenn möglich auch töten?
Woher weißt du denn, wie viele Hunde unbeschadet aus solchen Situationen rausgekommen sind? Radinger schildert in ihren Büchern viele Beobachtungen, sie hat immerhin etliche Jahre ihres Lebens damit verbracht und das geschilderte Sozialverhalten widerspricht dem "Wölfe töten alles" eklatant. Sie schildert z.B., daß sich überschneidende Reviere gemeinsam genutzt werden. "Ob und in welchem Umfang sie das tun [Heimat verteidigen und beschützen], hängt von vielem ab, insbesondere davon ob es genug Platz und Nahrung gibt und somit verschiedene Wolfsfamilien friedlich nebeneinander leben können. Sich überschneidende Reviere werden gemeinsam genutzt." (S.103, Die Weisheit der Wölfe). Dieser Satz auf der selben Seite bringt es recht gut auf den Punkt, finde ich: "Obwohl sie grundsätzlich versuchen, Konfrontationen zu vermeiden, denn jeder Kampf bedeutet ein Verletzungsrisiko und ist eine Gefahr für die eigene Familie" (geht da um die häufigste Todesursache). Ein paar Seiten später geht es um altruistisches Verhalten. (S. 105).
Jetzt bestimmte Situationen raus zu suchen wäre bei knapp 300 Seiten recht aufwändig, falls es dich wirklich interessiert, kann ich das Buch aber empfehlen. Das Bild, das in der breiten Öffentlichkeit vom Sozialverhalten von Wölfen besteht, stimmt so zumindest nicht. Es sind sehr soziale und auch opportunistische Tiere.
Auf meiner Liste für Hundebücher steht übrigens noch "Wölfisch für Hundehalter" von Radinger/Bloch (wobei ich den Bloch was den Umgang mit Hunden angeht absolut nicht empfehlen würde, hab hier noch "Der Wolf im Hundepelz" vom Bloch, was der da so an "Erziehungsmethoden" gut findet, owei, owei. Aber ich zähl drauf, daß die Radinger in der Hinsicht gegensteuert, dürfte zumindest interessant sein).