Mehrhund Interessant, was du über mich alles zu wissen meinst. Schon der Begriff gelangweilter Stadthund zeigt, was du über mich und meinen Hund weiß: praktisch nichts.
Mein Hund bekommt gar keine Stadt zu sehen, sofern wir nicht irgendwo hinfahren müssen. Wir sind üblicherweise in Wald und Feld unterwegs. Raus aus der Tür, 300m Fußweg und wir sind im Wald. Von wegen Stadthund, aber hat mich amüsiert. Und ich denke, nach einigen Jahren Hundehaltung hat man schon mehr als nur theoretisches Wissen. Ich kenne außerdem einige Huskys, einen Samojeden, einen Akita, zwei Eurasier und noch etliche andere Hunde persönlich und konnte diese auch schon ausgiebig beobachten, auch beim Jagdverhalten. Also nein, ist nicht alles rein theoretisch.(Mein Hund frißt übrigens keinem Wildtier was weg, er läßt getötete Mäuse liegen).
Ich versuche mal ein letztes Mal meinen Punkt zu verdeutlichen. Es gibt - gar nicht so wenig Leute - die der Meinung sind, daß bestimmte Hütehundrassen/-linien an die Herde gehören (z.B. manche Australian Shepherdlinien). Die Argumentation, der Hund braucht das, ohne eine Aufgabe zu haben und diese erfüllen zu können wird der Hund nicht glücklich, dafür ist das Hüten wollen viel zu stark in dem Hund verankert. Ersetze nun hüten durch jagen und bedenke, daß letztlich auch Hüten nichts anderes als Jagen ist. Na? Was ich da nicht verstehe, beim Thema Hüten ist die Argumentationskette genau so und da wird je nach Hund und Individuum oft auch gar nicht großartig widersprochen. Dabei ist der einzige wesentliche Unterschied, daß die Hütiverhaltenskette aus Orientieren - Fixieren - Anschleichen -Hetzen (bei einigen auch noch Packen) besteht, Töten - Fressen entfällt.
Wenn da oft weitgehend Übereinstimmung besteht, daß der "Hund das braucht", wunder ich mich doch ein wenig, warum sich diese Haltung so radikal ändert, sobald es um Jagen mit Töten (und unter Umständen Fressen) geht. Für die Befindlichkeit des Hundeindividuums besteht da meiner Ansicht nach kein Unterschied.
In einem anderen Forum schrieb mal jemand über seinen Shiba, der Hund jagt draußen immer, durchgehend, zu jeder Sekunde. Meist erfolglos, aber gejagt wird durchgehend, ausnahmslos, da läßt sich der Hund auch nur schwer von ablenken. Dazu gehört ja auch wittern, Spuren verfolgen, orientieren, Beute töten ist da ja nur ein recht kleiner Teil. Der Shiba ist für nichts Spezialist, kann nichts besonders gut, so wie keine Jagdsequenz im Laufe der Zeit besonders verstärkt wurde, wurde auch keine weggezüchtet. Damit haben wir was, was dieser Hund ebenfalls nicht besonders gut kann: auf das Ausführern einer Jagdsequenz zu verzichten, dieser Hund macht alles, wittern, Fährten verfolgen, würde auch hetzen, wenn Wild in Sicht gerät, packen, töten, fressen. Das ist auch das, was diesen Hund ausmacht, wenn sie unterwegs sind. Natürlich kann man ihn auch mal mit einer gelegten Fährte begeistern, aber nicht in dem Maße, daß er komplett aufs Jagen verzichten würde. Genau so wenig, wie es Sinn macht, sich einen wach- und schutzmotivierten Hund anzuschaffen und von diesem zu erwarten, auf das Wachen und Schützen zu verzichten.Ziel des Jagdersatztrainings ist es, dem Hund beizubringen, daß sich bestimmte Beute nicht lohnt, Rehe, weil sie zu große sind, Kaninchen, weil sie zu schnell sind, Vögel nicht, weil sie fliegen können, und daß sich der Hund endgültig auf Mäuse und Ratten konzentriert und andere Wildtiere in Ruhe läßt. Klappt schon recht gut, wenn das Tier still steht, rennen sie weg, ist der Drang, hinterher zu hetzen, noch zu groß. Ziel ist aber nicht, einen wirklichen Ersatz zu haben, also daß der Hund auf das Jagen/Beute machen komplett verzichtet, das ist aus Sicht des Shibahalters schlicht nicht möglich. Jedenfalls nicht, ohne das Wesen des Hundes zu brechen.
Das war jetzt eine ganze Menge Text eines anderen Halters zusammengefaßt, würde ich aber weitgehend so unterschreiben. Mein Hund ist da recht ähnlich, immer auf der Jagd, am Wittern, am schauen, sollte er sich eines Tages nur noch auf Mäuse konzentrieren, wäre das ein Riesenerfolg und das Maximalziel, das man erreichen kann. Es gibt Hunde, die sind so, und da läßt sich auch nichts dran ändern, will man nicht die Persönlichkeit des Hundes brechen. (Hat mit mangelnder Erziehung nichts zu tun).