Beiträge von Zurimor

    Daran, daß es Hunderassen gibt, die, was Erziehbar- und Formbarkeit angeht, eher katzenähnlich sind, kann es ganz sicher nicht liegen.

    Richtig. Sonst würde das bei den Galgos, dem Shar Pei, dem Podenco und auch dem Shiba und dem Samojeden in meinem direkten Umfeld ja nicht funktionieren mit der Erziehung und Führbarkeit - tut es aber. Die sind zwar natürlich keine Schäferhunde in der Ausbildbarkeit, aber für eine "normale", fundierte Erziehung reicht es durchaus. Wenn der Mensch es denn eben will und die Arbeit mit Geduld und Hintergrundwissen auf sich nimmt.

    Das hat doch nichts damit zu tun, ob der Hund normale Kommandos kann, kann mein Hund auch. Aber erstaunlich viele Hunde bestimmter Rassen dürfen anscheinend mäuseln. Na, ich bin zumindest raus hier, ist alles geschrieben.☺

    Um die Frage nach den nicht spezialisierten Rassen zu beantworten: spezialisierte Hunde reagieren auf weniger. Einem Sichtjäger werden Spuren in der Regel eher egal sein. Ein Spürhund wird das vorbei hoppelnde Kaninchen eher nicht der Fährte, die er in der Nase hat, vorziehen. Ein Vorstehhund hat ein weniger ausgeprägtes Interesse am Hetzen und Töten. Gleichzeitig hat man etwas, woran der Hund besonders interessiert ist, so läßt sich der Spürhund vermutlich leicht auf eine Fährte lenken.

    Das fehlt bei nicht spezialisierten Hunden und es gibt nicht nur bestimmte Faktoren, auf die sie überhaupt reagieren, sondern alle.

    Ich hab mal überlegt. Die Huskyhalter, die ich persönlich kenne: Finden mäuseln okay.

    Die Akitahalterin, die ich persönlich kenne: Findet mäuseln okay.

    Samojedenhalter: Weiß ich nicht, hab ich nicht nach gefragt

    Halterin von drei Whippets, die ich persönlich kenne: Findet mäuseln okay.

    Diverse Halter von Huskys, Galgos, Shibas, Barsois, die ich aus Internetforen und teilweise auch persönlich kenne: Finden mäuseln okay.

    Ja, sind die alle unfähig oder zu faul ihren Hund anständig zu erziehen? Muß wohl so sein. Daran, daß es Hunderassen gibt, die, was Erziehbar- und Formbarkeit angeht, eher katzenähnlich sind, kann es ganz sicher nicht liegen. Obwohl ich es auffällig finde, daß mäuseln bei Haltern bestimmter Rassen weitgehend akzeptiert wird. Aber dann machen wir wohl alle irgendwas falsch oder die Hunde sind einfach zu dämlich.


    Ich glaube, manche haben eine falsche Vorstellung von Jagen bzw. denken da direkt ans Hetzen. Das ist aber nur ein seht kleiner Teil. Ich kann meinem Hund das Jagen nicht verbieten, dafür müßte ich ihm nämlich das Schnüffeln draußen verbieten. Ach ja, und das Schauen gleich auch mit. Daß das kein gangbarer Weg ist, darüber sind wir uns hoffentlich einig. Und gestreßt ist mein Hund absolut nicht, der schnüffelt ganz entspannt an interessanten Gerüchen, folgt Spuren, schaut durch die Gegend. Aber das Jagen ist etwas, das ihm wichtig ist und bei einem recht eigenständigen Hund hat man da auch nur begrenzten Einfluß drauf, wenn dahinter eine hohe intrinsische Motivation steht.

    Ich hab übrigens einen Alaska Malamute (gut, 12,5% sind genetisch Husky, aber 100% nordic by nature).

    Wenn das Jagen ein wesentliches Charaktermerkmal eines Hundes ist, dann ist das Jagen zu verbieten natürlich ein Brechen des Charakters. Versteht sich doch von selbst.

    Und aufs Beispiel Hütehund, der an die Herde muß oder Schutz- und Wachhund, dem man das Schützen und Wachen nicht verbieten sollte wird natürlich nicht eingegangen.

    Ich hab den Eindruck, bei der Diskussion geht es zu sehr um persönliche Befindlichkeiten und persönliche Moralvorstellungen.

    Ich kann meinem Hund kein Mitleid, kein Mitgefühl mit den anderen Tieren beibringen, das liegt ihm fern, das liegt einfach nicht in seiner Natur. Das ist Beute und die Beute wird getötet. Punkt. So wie kein vernünftiger Hundehalter (hoffentlich) seinem Wachhund das Wachen verbieten würde, kann ich meinem Hund auch nicht das Jagen verbieten. Könnte ich damit nicht leben, wäre es der falsche Hund für mich. Zum Glück kann ich damit leben.

    Mehrhund Interessant, was du über mich alles zu wissen meinst. Schon der Begriff gelangweilter Stadthund zeigt, was du über mich und meinen Hund weiß: praktisch nichts.

    Mein Hund bekommt gar keine Stadt zu sehen, sofern wir nicht irgendwo hinfahren müssen. Wir sind üblicherweise in Wald und Feld unterwegs. Raus aus der Tür, 300m Fußweg und wir sind im Wald. Von wegen Stadthund, aber hat mich amüsiert. Und ich denke, nach einigen Jahren Hundehaltung hat man schon mehr als nur theoretisches Wissen. Ich kenne außerdem einige Huskys, einen Samojeden, einen Akita, zwei Eurasier und noch etliche andere Hunde persönlich und konnte diese auch schon ausgiebig beobachten, auch beim Jagdverhalten. Also nein, ist nicht alles rein theoretisch.(Mein Hund frißt übrigens keinem Wildtier was weg, er läßt getötete Mäuse liegen).


    Ich versuche mal ein letztes Mal meinen Punkt zu verdeutlichen. Es gibt - gar nicht so wenig Leute - die der Meinung sind, daß bestimmte Hütehundrassen/-linien an die Herde gehören (z.B. manche Australian Shepherdlinien). Die Argumentation, der Hund braucht das, ohne eine Aufgabe zu haben und diese erfüllen zu können wird der Hund nicht glücklich, dafür ist das Hüten wollen viel zu stark in dem Hund verankert. Ersetze nun hüten durch jagen und bedenke, daß letztlich auch Hüten nichts anderes als Jagen ist. Na? Was ich da nicht verstehe, beim Thema Hüten ist die Argumentationskette genau so und da wird je nach Hund und Individuum oft auch gar nicht großartig widersprochen. Dabei ist der einzige wesentliche Unterschied, daß die Hütiverhaltenskette aus Orientieren - Fixieren - Anschleichen -Hetzen (bei einigen auch noch Packen) besteht, Töten - Fressen entfällt.

    Wenn da oft weitgehend Übereinstimmung besteht, daß der "Hund das braucht", wunder ich mich doch ein wenig, warum sich diese Haltung so radikal ändert, sobald es um Jagen mit Töten (und unter Umständen Fressen) geht. Für die Befindlichkeit des Hundeindividuums besteht da meiner Ansicht nach kein Unterschied.


    In einem anderen Forum schrieb mal jemand über seinen Shiba, der Hund jagt draußen immer, durchgehend, zu jeder Sekunde. Meist erfolglos, aber gejagt wird durchgehend, ausnahmslos, da läßt sich der Hund auch nur schwer von ablenken. Dazu gehört ja auch wittern, Spuren verfolgen, orientieren, Beute töten ist da ja nur ein recht kleiner Teil. Der Shiba ist für nichts Spezialist, kann nichts besonders gut, so wie keine Jagdsequenz im Laufe der Zeit besonders verstärkt wurde, wurde auch keine weggezüchtet. Damit haben wir was, was dieser Hund ebenfalls nicht besonders gut kann: auf das Ausführern einer Jagdsequenz zu verzichten, dieser Hund macht alles, wittern, Fährten verfolgen, würde auch hetzen, wenn Wild in Sicht gerät, packen, töten, fressen. Das ist auch das, was diesen Hund ausmacht, wenn sie unterwegs sind. Natürlich kann man ihn auch mal mit einer gelegten Fährte begeistern, aber nicht in dem Maße, daß er komplett aufs Jagen verzichten würde. Genau so wenig, wie es Sinn macht, sich einen wach- und schutzmotivierten Hund anzuschaffen und von diesem zu erwarten, auf das Wachen und Schützen zu verzichten.Ziel des Jagdersatztrainings ist es, dem Hund beizubringen, daß sich bestimmte Beute nicht lohnt, Rehe, weil sie zu große sind, Kaninchen, weil sie zu schnell sind, Vögel nicht, weil sie fliegen können, und daß sich der Hund endgültig auf Mäuse und Ratten konzentriert und andere Wildtiere in Ruhe läßt. Klappt schon recht gut, wenn das Tier still steht, rennen sie weg, ist der Drang, hinterher zu hetzen, noch zu groß. Ziel ist aber nicht, einen wirklichen Ersatz zu haben, also daß der Hund auf das Jagen/Beute machen komplett verzichtet, das ist aus Sicht des Shibahalters schlicht nicht möglich. Jedenfalls nicht, ohne das Wesen des Hundes zu brechen.


    Das war jetzt eine ganze Menge Text eines anderen Halters zusammengefaßt, würde ich aber weitgehend so unterschreiben. Mein Hund ist da recht ähnlich, immer auf der Jagd, am Wittern, am schauen, sollte er sich eines Tages nur noch auf Mäuse konzentrieren, wäre das ein Riesenerfolg und das Maximalziel, das man erreichen kann. Es gibt Hunde, die sind so, und da läßt sich auch nichts dran ändern, will man nicht die Persönlichkeit des Hundes brechen. (Hat mit mangelnder Erziehung nichts zu tun).

    Nun, wenn man ehrlich ist, macht doch jeder Unterschiede zwischen Tieren, ich gehe zumindest davon aus, daß jeder seinem Haustier eine Zecke zieht und diese auch, ja, tötet. Die Zecke ist aber ebenso ein Lebewesen wie eine Maus. Die Frage ist doch nicht töten oder nicht töten, sondern wo man die Grenze zieht, und das ist, sofern es nicht gegen geltendes Recht verstößt, eine rein persönliche Angelegenheit. Der Gesetzgeber macht einen Unterschied zwischen Kaninchen und Mäusen, Kaninchen fallen unter das Jagdrecht, Mäuse nicht. Ein Hund, der mäuselt, wildert also nicht. Ich bin mir nicht sicher, inwieweit das Argument Domestikation bei nicht oder kaum domestizierten Hunden zieht, in meinen Augen eher nicht. Shibas zum Beispiel wurden meines Wissens nach wie Pariahunde gehalten, da ist mit Domestikation eher nicht so viel los. Meines Erachtens nach auch eine recht gute Beschreibung dieses Hundetyps: https://canisindipendicus.blog…rum-urspruengliche-hunde/

    Das fand ich eine rech gute Beschreibung des shibatypischen Wesens und wie diese Hunde in ihrem Ursprungsland mit ihren Haltern zusammenleben (das Video ist leider nicht mehr verfügbar): https://hoellenhunde.tumblr.co…one-of-the-three-traits-a

    Ich find die Argumentation Mäuse auf dem eigenen Grundstück dürfen getötet werden, Mäuse im Wald aber nicht, allerdings auch recht seltsam, da macht man doch noch viel mehr einen künstlichen Unterschied als wenn man sagt Mäuse generell ja, Kaninchen und Rehe nein? Die Maus im Garten unterscheidet ja nicht von der Maus im Wald, außer, daß sie sich aus menschlicher Sicht den falschen Wohnort ausgesucht hat. Ich behandel da lieber alle Mäuse gleich und nicht manche gleicher als die anderen. ;)

    Einem wirklich jagdmotivierten Hund das Verhalten abgewöhnen zu wollen, finde ich doch eher illusorisch, denn der wird sich mit toter Beute nicht zufrieden geben. Für meinen Hund ist ein Dummy zumindest kein Ersatz. Ein recht interessanter Artikel zum Jagdverhalten:

    https://vitacanis.net/3-gruend…halten-belohnen-solltest/

    Die meisten Jagdhundrassen sind selektiert und zeigen nur Teile der Verhaltenskette, die komplette Kette Orientieren – Fixieren – Beschleichen – Hetzen – Packen – Töten – Fressen führen tatsächlich nur relativ wenige Rassen aus. Ich finde schon, daß das für die Art und Wichtigkeit des Jagens einen erheblichen Unterschied mach, deshalb auch meine Anmerkung im Eingangspost, daß das mit einem Golden Retriever oder Schäferhund nicht vergleichbar ist (diese zeigen eben auch nur Teile der Verhaltenskette).

    Wir machen ZHS, danke. Und es geht hier vor allem um das Jagen bei Hunden und Katzen.

    Warum wird das Töten anderer Tiere bei Freigängerkatzen billigend in Kauf genommen und beim Hund ist es schon ein Staatsverbrechen wenn der Hund Mäuseln darf? Das ist für mich absolut nicht nachvollziehbar, ich sehe da beim jagdmotivierten Hund das selbe Bedürfnis wie bei der jagenden Katze und habe auch nicht vor, einem Hund die Erfüllung eines Grundbedürfnisses zu verweigern.

    Das Thema ergab sich in einem anderen Thread. Mein Hund darf ausdrücklich Mäuse jagen.

    Warum? Nun, bei Katzen gibt es viele, die meinen, eine Katze ausschließlich in der Wohnung zu halten sei Tierquälerei, Katzen brauchen die Möglichkeit zum Freigang, ohne geht es nicht. Was machen Katzen denn nun draußen? In der Sonne liegen, dösen, Vogelnester ausräumen, an Mäuse- oder Rattenlöchern lauern, jagen eben. Das Töten anderer Tiere wird in der Katzenhaltung also weitgehend billigend in Kauf genommen. Was ist nun der Unterschied zu einem jagdorientierten Hund? Menschliche Verantwortung, Kontrolle durch den Halter? Nein, es gibt keinen. Für einen jagenden Hund ist das Jagen ebenso wichtig wie essen und trinken. Es ist ein Grundbedürfnis des Hundes, kein Luxus, wie viele Hundehalter leider meinen. Es ist kein Spaß, sondern Bedürfniserfüllung, so sollte man das sehen und auch einordnen. Ich weiß nicht, wer jemals einen jagenden Hund gehabt hat, das sind vermutlich die wenigsten. Ich kenne aber einige Halter von Shibas, Aktitas oder auch Nordischen, die das Mäuse jagen ihrer Hunde zumindest akzeptieren. Es gibt da ja auch ganz praktische Gründe für, ein stationär jagender Hund ist besser als einer, der dem Kaninchen oder Reh hinterher rennt, er gefährdet nicht sich selbst und/oder andere. Und völlig abgewöhnen wird man einem wirklich jagdmotivierten Hund das Verhalten kaum, dafür ist die dahinterstehende Motivation viel zu groß. Das ist nicht vergleichbar mit einem Golden Retriever oder Schäferhund, der mal kurz dem Reh hinterher hetzt. Ja, es werden Tiere getötet. Die werden aber auch durch die Freigängerkatzen getötet. Deshalb verstehe ich nicht, warum da so ein Unterschied gemacht, wenn Tiere töten etwas ist, was Haustiere auf gar keinen Fall tun dürfen, dann müßten konsequenterweise auch sämtliche Katzen ausschließlich in Wohnungshaltung leben, vielleicht noch mit einem gut gesicherten, ausbruchsicheren Garten. Oder man arrangiert sich damit, daß Carnivoren auch gelegentlich andere Tiere töten. Bei Katzen Tierquälerei, wenn das Tier nicht raus (und damit auch jagen) kann, und beim Hund genau das selbe verbieten zu wollen ist für mich zumindest inkonsistent und nicht nachvollziehbar. Für mich stellt es genau so Tierquälerei da, einem jagdmotivierten Hund die Erfüllung eines Grundbedürfnisses zu verweigern. In der Motivation von Hund und Katze gibt es da nämlich keinen Unterschied. Ich hoffe ja, das ist zumindest für den einen oder anderen nachvollziehbar (immerhin gehe ich davon aus, das die Wenigsten ihre Freigängerkatze von nun an einsperren werden, um den Mäusen im Wald und Wiese das Leben zu retten).