Meine weiße Schäferhündin (jetzt 13 Monate alt) war auch furchtbare Fieperin und tut sich heute manchmal noch schwer im selbst Herunterfahren, aber der Unterschied zu jetzt und damals sind Welten. Sie ist wirklich vom nervösen Fiephibbeljunghund zur im Großteil entspannten, viel dösenden Hündin geworden.
Sie hat schon als Welpe immer viel gefiept und mein Partner und ich haben mehr als einmal die Nerven fast verloren.
Wir sind aber konsequent ohne Ende gewesen - das ist absolutes Muss.
Was wir getan haben:
Sie hat eine große XXL Hundebox aus Stoff. Als wir nur eine 40 qm Wohnung hatten, war das der Ort, an dem sie nach Action und Spaziergängen erstmal entspannen durfte. Wir haben über die Box auch ein großes Wandtuch gehangen, dass sie vor allem nicht durch visuelle Reize abgelenkt wird.
So war sie die ganze Zeit bei uns im Raum und hat uns gehört, aber sie wusste, dass solang sie in ihrer Box ist, niemand sie beachten wird und rein gar nichts passiert.
Dass sie sich entspannt habe ich dann immer am tiefen Seufzen und wohligem Grummeln gehört.
Wenn sie dann zwei - drei Stunden geschlafen hatte, haben wir sie raus gelassen und sie durfte in ihren Korb neben unserem Sofa.
Sie war damals schon immer eine nervöse und quirlige Hündin gewesen und wenn sie die ganze Zeit frei in der Wohnung herumlaufen dürfte, wäre sie immer nur hin und her gelaufen, in der Hoffnung Aufmerksamkeit zu erhaschen und hat sich dann selbst reingesteigert und irgendwann übermüdet gehechelt.
Deshalb diese zwei festen Plätze, die wir aufgebaut haben.
Selbstverständlich hatte sie ihr Tagesprogramm, bei dem sie körperlich und geistig ausgelastet wurde.
Im Korb gab's dann auch öfter so Zeug wie Kong und Knochen. (Nie länger als eine halbe/dreiviertel Stunde, sonst hat der entspannende Effekt eine gegenteilige Wirkung)
Dadurch hat sie gelernt, sich alleine zu beschäftigen, auch wenn wir in einem anderen Raum sind oder irgendetwas tun.
Es gab aber auch eine Zeit, in der sie abends ständig gefiept hat. Intervallweise im Korb, weil wir auf der Couch lagen und einen Film geschaut haben. Sobald sich einer von uns bewegt hat ging's los, weil sie immer erwartet hat, dass etwas passiert.
An mangelnder Auslastung oder ihrer Gesundheit lag das definitiv nicht.
Bei solchen Fiepern reicht ein einziger Blickkontakt aus, um wieder einen Strich auf der Erfolgsliste zu buchen. Das meinte auch unsere Trainerin damals.
Ich kann dieses "Fiepen lassen ist grausam" nicht nachvollziehen. Gerade in einem so jungen Alter ist es doch wichtig, dass die Hunde eine Frusttoleranz aufbauen und lernen, dass sie nichts mit quengeln erreichen. (Ich setze hier einen gesunden Hund selbstverständlich voraus!)
Ich werde jetzt sicherlich verurteilt, aber ich schreib's trotzdem, weil ich meinen Bericht ehrlich verfassen will:
Diese Fieperei im Korb abends hat erst aufgehört, als wir eine Schepperdose vor den Korb geschmissen haben und zwar direkt beim ersten Fieper.
Ich kann mir sehr hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen, dass sie keine Schmerzen oder sonstiges hatte. Klar - gänzlich kann man das nie tun, aber es war eben sehr auffällig, dass das Gefiepe nur dann losging, wenn ich meinem Partner einen Kuss gab, einer von uns sich bewegt hat usw. ...
Das haben wir nur drei, vier Mal gemacht und dann war Ruhe, denn das Geschepper hat sie mächtig beeindruckt.
Nein, das ist kein Deckel auf den Kochtopf gewesen, denn seit dem hat sie sich abends dann hingelegt und gedöst.
Sie hat zwar geguckt, wenn wir aufs Klo gegangen sind, aber danach unmittelbar sich wieder auf die Seite gelegt.
Eowyn hat dadurch sehr schnell gelernt, dass die Fieperei unangenehme Konsequenzen hat und ihr dieses Verhalten nichts nützt.
Diese Methode haben wir aber nur in dieser Situation angewendet.
Wenn sie draußen unterwegs ist und fiept, wird sie ignoriert und für Ruhemomente belohnt, da wir wissen, dass sie da aus Stress heraus fiept und nicht, um Aufmerksamkeit zu erhaschen.
Wenn sie irgendetwas hat, teilt sie uns das trotzdem mit Fiepen mit. Z.B wenn sie raus muss o.ä.
Aber sie nervt nicht mehr!
Mittlerweile darf sie die meiste Zeit auch frei herumlaufen und sich aussuchen, wo sie liegen will.
Nach den langen Spaziergängen sucht sie von sich aus den Kennel im UG zum Schlafen aus und im OG döst sie auf dem Teppich vor dem Sofa, sobald sie aber richtig müde wird, dackelt sie in ihren Korb.
(wohnen jetzt mittlerweile auf 100qm)
Zusammenfassend:
Ich vertrete die Ansicht, dass man jungen Hunden, die Probleme damit haben, herunterzufahren, unbedingt beibringen muss, sich auszuruhen.
Bei uns war eine Kombination an diversen Methoden notwendig:
Genug Auslastung, Kennel zum Schlaf sichern, Korb positiv belegen mit Knabberzeug, lästiges Fiepen zum Aufmerksamkeit haschen negieren oder eben ignorieren.
Deine Beschreibung hat mich sehr an Eowyn erinnert - nur war es nicht ganz so extrem, weil wir ihr Verhalten nicht (unbeabsichtigt) bestätigt haben.
Ich kann sie übrigens überall mit hinnehmen. Auch in fremden Häusern, Restaurants, Uni legt sie sich schnell von sich aus hin und ruht sich aus.
Wenn viel los war hat sie immer noch Probleme, in eine Ruhephase zu kommen. Sie fiept nicht, aber sie guckt dann eben die ganze Zeit und hat die Ohren gespitzt oder hechelt die ganze Zeit, weil sie noch gestresst ist.
In solchen Momenten gebe ich ihr bewusst das Kommando "in die Box" und helfe ihr, denn spätestens nach 10 Minuten hat sie sich dann wieder entspannt.
Ich sehe darin kein Problem, denn sie ist immer noch nicht voll ausgewachsen (vor einer Woche erstes Mal läufig geworden), weshalb ich verstehe, dass sie sich noch nicht immer selbst regulieren kann.
Ich kann dich jedenfalls bestens nachvollziehen und wünsche dir viel Kraft. Ich habe auch oft gedacht, dass sie niemals lernt, von sich aus zu entspannen und ich sie immer dazu zwingen muss.
So das war ein Roman, aber vielleicht bringt diese Ausführung ein bisschen was.
Liebe Grüße