Liebe Alle,
ich habe vor nicht all zu langer Zeit, glaube 3 Monate ist es her, einen Post verfasst zum Thema Zweithund aus dem TS. Da ist ja einiges schief gegangen und wir hatten so ein bisschen das Vertrauen verloren und erstmal eine Pause gemacht, um auch die Enttäuschungen zu verarbeiten. (1. Fall: humpelnder Hund, der ganz dringend jetzt weg muss 2. Fall: tierärztliche Untersuchung vorab verweigert)
Die Nachbarn (Landwirte) haben sich einen Welpen (Rüde, Schweizer Sennenhund) zugelegt und wir dachten, wir geben dem ganzen noch einmal eine Chance und schauen eben auch nochmal in die Anzeigen. Wäre vielleicht gar nicht so schlecht, wenn der Welpe, der ja Hofhund sein wird von Kleinauf einen Rüden nebenan hat und ihn schon vor der Pubertät kennt. Aus Erfahrung wissen wir, dass Eowyn Rüden lieber mag im Kontakt und Hündinnen halt akzeptiert/ ihr egal sind. So. Wies der Zufall will war in den Anzeigen unter all den Hunden einer dabei, der uns ins Auge gestochen ist: Rüde, 3 Jahre, Welsh Corgi Pembroke, von privat. Einige haben geschrieben, dass ein Niederläufer nichts für uns wäre, aber wir haben kein Problem damit, ihn konsequent die Treppen zu tragen und vom Rasseprofil passen Corgis von ihrem Wesen her finde ich wirklich gut zur weißen Schäferhündin.
Wir haben mit den Besitzern lange telefoniert und Videos/Bilder ausgetauscht. Der Kleine ist von Welpe an bei ihnen. Sie haben ihn von einer Züchterin in Deutschland mit Papieren der Eltern + Registrierungsmöglichkeit/Anforderungsoption für seine Papiere. Die Familie hat einen sehr ehrlichen Eindruck auf mich gemacht und sich bevor sie den Hund geholt haben auch über die Rasse informiert, anfängliches Hüteverhalten/ Bellen in die Bahnen gelenkt und ihn auch sonst überdurchschnittlich gut erzogen und gelernt ihn recht gut zu lesen. Er kann nicht wirklich viel (Sitz, Komm, Platz, Pfote), aber was viel wichtiger ist: Er weiß sich im Alltag zurecht zu finden.- kennt andere Menschen, Hunde, Tiere
- reagiert nicht auf Autos/Radfahrer
- kann alleine bleiben
- ist entspannt in der Wohnung und ruht viel
- bettelt nicht, macht nix kaputt, stubenrein usw.
- wurde bis auf die letzten Wochen als durch den Arbeitsunfall Tragen unmöglich wurde konsequent getragen, das merkt man auch, weil er sich bei den Treppen anbietet und völlig unproblematisch hochheben lässt.
- sehr aufgeschlossen und verschmust, beißt nicht sagt sehr höflich wenn er was nicht mag
- akzeptiert Grenzen sehr gut und schnell, ist fein und sensibel, trotz gelegentlichen Hinterfragens sehr kooperativ und lernwillig. Begreift extrem schnell, was man von ihm möchte.
Baustellen:
- pöbelt an der Leine und zieht
- verbellt am Gartenzaun
- nicht zu 100 % abrufbar
- bei Ablenkung schwer ansprechbar
- kennt noch kein Bleib!
Nach zwei Tagen Bedenkzeit und hin und her schreiben/telefonieren hab ich die Familie besucht und wir haben vereinbart, dass ich den Kleinen wenn alles passt mitnehme und schau, ob es in unserem Alltag mit der Großen passt. Sie wohnen mitten in der Stadt und mit meiner Großen wäre es schwierig gewesen, sie mitzunehmen und eine Möglichkeit zu finden, die beiden anständig zusammen zu führen. Ich vertraue sehr auf meine Intuition und der Hund hat sich genauso verhalten, wie ihn die Besitzerin beschrieben hatte und ich hab gemerkt, dass der Hund in der Familie auch wirklich geliebt und sehr gut behandelt wurde. Ihnen fällt es sehr schwer ihn abzugeben, insbesondere für Herrchen war es schlimm. Zwischen mir und dem Kleinen hat es jedenfalls sofort gefunkt und ich bin mit ihm und seinen Besitzern spazieren gegangen, war fast den ganzen Tag dort und habe ihn schlussendlich mitgenommen. Von meinem Mann und mir ist gedacht, dass er bei uns bleiben darf, allerdings MUSS natürlich - das ist das allerwichtigste die Chemie zwischen den beiden stimmen. Deshalb haben wir im Vertrag eine Probezeit von zunächst zwei Wochen vereinbart, um zu schauen, ob die beiden harmonieren. Ich weiß wie umstritten Probezeiten sind, aber ich weiß auch beim besten Willen nicht, wie ich das sonst rausfinden soll, ob das mit der Großen und ihm gut geht und beide Parteien davon profitieren. Er hatte in den ersten Stunde nach der Ankunft deutlichen Stress, weil alles Neu, fremde Umgebung usw. Ich hab ihn im Garten ankommen lassen und meinen Mann in Ruhe kennen lernen lassen. Eowyn (nicht territorial) blieb erstmal oben, damit er ankommen kann und den Garten kennen lernt. Nachdem er sich dort sicher bewegt hat und sehr interessiert und neugierig war, haben wir dann die Große geholt. Angenehmer Erstkontakt, freundliches Beschnuppern und erstes soziales Aushandeln/ Kennenlernen.
- Er ist jetzt seit 7 Tagen da.
- Er ging in den ersten Tagen wie alle anderen intakte Rüden oft an Eowyns Hinterteil. Haben wir aber erfolgreich gemanaged, damit sie da erst gar nicht in Stress kommt.
- Waren vor ein paar Tagen mit beiden beim TA, weil hier im Forum einige geschrieben haben, dass das auch mit vollen Analdrüsen zusammenhängen kann. Genau so war's auch bei Eowyn! Seit dem die leer sind geht er so gut wie gar nicht mehr ran, die Penetranz ist völlig weg.
- TA Beurteilung: alles OK bis auf Zahnstein. Sie würde ihn behalten und ihm eine Chance geben, weil diese Hunde oft als Schoßhund missverstanden werden und arbeiten wollen + müssen und er das bei uns darf.
- von Halsband auf Geschirr gewechselt schon nach dem ersten Tag. Er lässt sich sehr gut führen und läuft schon deutlich besser nach gerademal einer Woche.
- entspannt sich von Anfang an (Webcam zur Kontrolle) wenn er mit Eowyn zusammen unten im EG liegt. Das ist unser Ruheritual nach dem Spaziergang.
- von meinem Partner und meiner Seite aus dürfte er bleiben. Wir haben einen sehr guten Draht zu ihm und uns stören die Dinge, die nicht so gut laufen nicht. Daran kann man arbeiten. Für uns beide wäre er perfekt!
Drinnen:
- im Haus macht jeder so sein Ding, die meiste Zeit pennen die beiden eh hier drin, wenn wir nicht Mal eine kleine Klickerrunde machen.
- wir achten auf absolute Gleichberechtigung bei Futter/Kauartikel/Streicheln usw.
- wir Markern jegliches freundliches Verhalten von beiden
- Einziges Privileg: Eowyn hat das Sofa. Unter anderem auch als sicheren Rückzugsort, weil da kommt er zum einen nicht hoch und darf es auch noch nicht. Hat er aber sofort akzeptiert und schläft einfach unten dran am Sofafuß. Grad in den ersten Tagen ist er viel hinterher gewackelt und neben unserem Begrenzen ist das ihre Option, die sie hin und wieder ergreift. Für sie ist das ja schon eine Umstellung und anstrengend.
- gestern haben sie im Haus das erste Mal angefangen, sich gegenseitig die Ohren und Lefzen intensiver zu beschnuppern und zu belecken. Wenn sie im Haus aneinander vorbeilaufen/ nach dem Schlafen aufstehen/ sich begegnen stupsen sie sich kurz mit der Nase an und beide wedeln langsam mit locker schwingender Rute.
Draußen:
- aktuell laufen wir zusammen und mein Mann nimmt die Große mit Schlepp und ich den Kleinen mit Schlepp. Bei der großen Wiese vor dem Haus trau ich mich abzuleinen, weil dort keine Ablenkung herrscht und die Große zu 100% abrufbar ist. Meinen Pfiff kann ich ihm dann so gleich mit antrainieren - er kommt sofort mit angerannt und für beide gibt's natürlich dann den Jackpot. Die beiden haben außerdem auch sehr schnell drin gehabt, dass wenn nur einer gerufen wird, der andere nicht kommen muss.
- ich kann das Spiel/ den Kontakt draußen noch nicht so gut deuten. Mein Mann filmt oft und ich lade Mal die Videos der letzten sechs Tage auf YouTube für euch. Auf den Aufnahmen hab ich direkt gesehen, dass ich viel zu oft gepennt habe und mehr Pausen einbauen muss. Meine Einschätzung: grundsätzlich gute Chemie, aber durch hohes Erregungslevel vor allem von meiner WSS Gefahr zum Umkippen und der Kleine öfter im Nachteil durch seine Größe und (noch) mangelnde Sportlichkeit. Mittlerweile weiß ich: lieber einmal zu früh/unnötig abbrechen. Ich bin selber auch noch aufgeregt und für mich ist die Situation auch noch neu...auf mich wirkt es so als würden sie sich oft gegenseitig necken und ärgern. Auf einer Aufnahme wummst er sie am Kopf Mal voll um als sie am Rand schnuppert - er ist manchmal schon eine kleine Dampflok ...und bei ihr find ich halt dieses von oben drauf auf'n Nacken kacke. Hab den Eindruck, sie kann sich oft selber nicht bremsen. Also sagt einfach mal ihr...
- wie schätzt ihr den Kontakt anhand der Videos und meiner Beschreibung ein?
- was kann ich tun, um ein gelungenes Zusammenleben zu etablieren?
- habt ihr gute Literatur dazu?
- woran würde ich erkennen, dass Eowyn eigentlich lieber alleine wäre? Sie verhält sich nicht wirklich anders als sonst auch. Höchstens, dass sie besonders "streberhaft" im Training ist. Beide sind noch sehr genau am gucken, was der andere kriegt und ob sie es selber dann auch kriegen. Entspannt sich das? Kommt da Sicherheit und Gewissheit mit der Routine?
- wie sieht es für den Kleinen aus? Ist ihm der Freilauf zu grob?
mein Bauchgefühl sagt mir: das klappt und Eowyn fühlt sich wohl mit ihm und vice versa, aber ich kenne auch die berühmte rosa Brille...wir wissen auf jeden Fall, worauf wir bei dem speziellen Körperbau achten müssen und haben auch kein Problem zukünftig Kompromisse einzugehen. Wir gehen zwar gerne wandern, aber Bergsteiger sind wir auch wieder nicht und laut Rassebeschreibung laufen sie gerne, nur Joggen, Radfahren und Reiten sei nix. Vielleicht übersehe oder missinterpretiere ich aber auch.
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Danke euch für eure Meinung und Zeit !!!