Ich finde die Frage spannend, nicht zuletzt, weil ich mich selbst inzwischen häufiger gefragt habe, wie ich es denn optimalerweise mit Elvis gemacht hätte. Mit Elvis war ich anfangs doppelt gesichert unterwegs, mit einer 3-Meter-Leine, die sowohl in ein Zugstopphalsband als auch in ein Sicherheitsgeschirr eingeklinkt war, er hatte also ca. 1,5 Meter Leinenlänge. Die doppelte Sicherung wäre bei ihm nicht nötig gewesen, aber sowas weiß man ja auch erst, wenn man den Hund dann besser kennt.
Darum glaube ich, dass die Antwort auf die Frage erstmal in Gegenfragen liegt :)
- Wie wohnt ihr denn? Habt ihr einen Garten, habt ihr ein Auto, in welcher Umgebung werdet ihr die ersten Gassirunden gehen?
Davon hängt ja auch ab, welche Leinenelängen usw. überhaupt möglich sind. Ich wohne mit Elvis z. B. im Berliner Zentrum direkt an einer vierspurigen Hauptverkehrsstraße. Die Bürgersteige hier sind breit und wir haben es nicht weit zum nächsten kleinen Park, der aber auch von vielen anderen Hundehaltern, Spaziergängern, Radfahrern und Joggern genutzt wird. Leinenlängen von mehr als 2 Metern werden hier schnell schwierig, dafür ist aufgrund der engen Verhältnisse, des dichten Verkehrs und der vielen Möglichkeiten eines plötzlichen Erschreckens die Sicherung des Hundes für mich besonders wichtig gewesen. Konnte ja keiner ahnen, dass Elvis selbst bei direkt nebn ihm aufheulenden Martinshörnen gar nicht reagiert (im Gegensatz zu mir, aua!).
Bei meinen Eltern in der Kleinstatdt sieht die Welt dagegen ganz anders aus.
Wir wohnen in einem Mehrfamilienhaus. Recht dicht an der oldenburger Innenstadt, aber auch nur ca. 1km vom Deich entfernt.
Die ersten Gassirunden werden wohl an der Straße stattfinden, allerdings nicht direkt an der Hauptstraße, sondern in Nebenstraßen. Dann mal schauen, wie sie das so findet und langsam steigern. Es gibt eine Gemeinschaftswiese, die allerdings nicht komplett eingezäunt ist. Hier werden dann wohl die ersten Minuten an der Schleppleine stattfinden, wenn wir ein bisschen spielen/den Rückruf üben.
Ein Auto ist vorhanden.
- Was wisst ihr über das Wesen, die Herkunft und die bisherige Umgebung von Rayna? Wird sie z. B. eher als ängstlich beschrieben oder eher als neugierig? War sie bisher auf einem ruhigen Hof bei Privatleuten untergebracht oder in einem großeren Tierheim? Ist sie z. B. im Tierheim zur Welt gekommen oder wurde der ganze Wurf ausgesetzt ohne Mutter gefunden? etc.
Rayna ist derzeit bei einer ganz tollen Pflegestelle auf Kreta. Die hatten in den letzten 2 Jahren 12 Welpen und haben selbst drei erwachsene Hunde aus dem Tierschutz. Rayna wird als sehr schlau und lieb beschrieben. Sie ist für ihr Alter so gut wie stubenrein, schläft nachts in einer eigenen Box und ist es gewohnt "Pause" zu machen, wenn die "Pflegemama" am Schreibtisch arbeitet. Super Voraussetzung, damit sie später mit mir ins Büro kann.
Die Pflegemama wird jetzt anfangen, mit ihr an der Straße spazieren zu gehen. Ich werde dann mal fragen, wie die das Leinentraining (sofern vorhanden) aufziehen.
Ängstlich ist sie laut Beschreibung überhaupt nicht.
- Wie möchtet/werdet ihr später mit ihr Gassi gehen, im Idealfall? Also z. B. ist es wahrscheinlich, das es reine Leinenrunden geben wird oder braucht sie nur einige hundert Meter nahe bei euch zu gehen und kann dann im Freilauf (oder ggf. an der Schleppleine) auf Feldern und Wiesen toben? Und was wird ihr sonst wahrscheinlich häufiger begegnen? Seid ihr z. B. viel unterwegs, auch in Wohngebieten und Städten oder lebt ihr sehr naturnah und würdet den Hund eher zu Hause lassen, wenn ihr mal in die Stadt fahrt?
Also da wir in der Stadt wohnen, ich viel zu Fuß mache und sie da auch mitnehmen will wird es reine Leinenrunden geben. Langfristig ist aber mindestens einmal am Tag eine Runde mit Freilaufoption geplant (oder eben Schlepp, solange der Rückruf noch nicht 100% sitzt). Fahrräder, Jogger, andere Hunde, viele Autos und so werden Alltag sein...
Das alles fällt mir gerade ein, damit man abwägen kann zwischen
a) der Sicherung des Hundes
b) einem möglichst großen, sinnvollen Leinenradius
c) einem Training, das den Hund nicht überfordert und optimal zum späteren Alltag passt.
Aus meiner jetzigen Sicht hätte ich es mit Elvis damals gerne so gehandhabt: das Zugstopphalsband mit dem Sicherheitsgeschirr unabhängig von der Leine gekoppelt, so dass die Leine nur im Geschirr eingehakt gewesen wäre. Zum Üben zuerst in der Wohnung die Leine idealerweise im Brustring des Geschirrs eingehakt, alternativ am Halsband, später dann das gleich an der Stelle draußen, die für ihn am wenigsten aufregend ist. Dann üben, Zeitraum und dann Schwieirgkeitsgrad langsam steigern.
Bei uns wäre die Herausforderung einfach gewesen, dass wir uns auch ohne Leinenführigkeitstraining erst einmal bewegen müssen, einfach weil die nächste Lösemöglichkeit mindestens ca. 400 Meter und eine Straßenüberquerung entfernt liegt. Falls der Hund in dieser Zeit zieht, soll er sich dabei auch nicht den Hals brechen und falls er sich erschrickt, weil ein Laster vorbeidonnert oder ein Motorrad eine Fehlzünung hat, soll er auch nicht plötzlich ohne Geschirr auf der Straße rumrennen.
Wenn man aber z. B. einen sicher eingezäunten Garten hat, sieht die Welt - und damit das Leinenführigkeitstraining von Anfang an - ganz anders aus.