Hallo! Ich kann mal den ersten Zwischenbericht abliefern
Die Trainerin ist super und genau nach meinem Geschmack! Beispiel: Zum ersten Mal war ich froh, dass Chester sich daneben benommen hatte, denn diesmal saß eine professionelle Trainerin daneben und konnte das mal beurteilen. Sie ließ mich mal machen, also habe ich unser - mittlerweile ritualisiertes - Theater abgespielt. Ich sagte ein paar Mal "Nein" und erst als ich ihm mit dem Vorzimmer drohte, wurde er ruhiger. Die Trainerin hat aufmerksam beobachtet und riet mir dann, ich zitiere,: "Und was denkst du, was dein Hund jetzt machen soll? Du sagst "Nein" und weiter? Ein Hund hat ein egoistisches Gemüt. Was er tut, muss sich für ihn lohnen oder nicht lohnen, damit er das Verhalten weiter betreibt oder einstellt. Indem du dich hochpushen lässt durch ihn und immer nervöser wirst, lohnt sich sein Verhalten für ihn, da du reagierst und ihm sogar nachrennst, wenn er etwas gestohlen hat."
Also hat sie dann übernommen. Chester hat wieder aufgedreht und diesmal habe ich mich komplett rausgehalten. Er hat sie in die Hand gebissen und sie hat ihn gebeten, aufzuhören. In einer ganz freundlichen und angenehmen Stimme. Ja, ihr habt richtig gelesen - sie hat ihn gebeten! Sie sagte wortwörtlich "Hörst du bitte auf mein Schatz?" und setzte dann noch ein langes Shhhh nach. Zu meinem großen Erstaunen hörte Chester tatsächlich auf und legte sich hin.
Ich hab das natürlich versucht und teilweise hilft es auch, aber nur wenn er gerade mit dem Verhalten beginnt. Wenn er mitten drinnen ist, dann hört er nicht, weil er sich selbst schon genug hochgepusht hat. Meistens passiert das, wenn ich von der Arbeit heim komme und mein Freund entnervt auf der Couch sitzt.
Wir haben nun eine super große Hundebox zu Hause, in die er auch gerne reingeht. Wenn er überdreht, kommt er da rein. Die ersten 2-3 Male hat er gewinselt und gejault, aber nach etwa 15 Minuten hat er sich beruhigt und geschlafen. Mittlerweile jault er nur mehr in der Box, wenn ich das Zimmer verlasse. Er regt sich schnell ab und wenn ich ihn rauslasse, ist er entspannt.
Letzte Woche war ich begeistert von meinem Kleinen! Ich hatte am Dienstag eine Weisheitszahn OP und lag bis Freitag flach. Er hat kein einziges Mal aufgedreht und lag still schweigend neben mir und hat mich durch die Schmerzen getröstet mit seiner Anwesenheit. Er war super brav und hörte aufs Wort. Ich bin so stolz
Die einzige richtige Baustelle die wir haben, ist die Aufmerksamkeit. Ohne Ablenkung - spitze! Aber besonders bei Hundebegegnungen ist Chester kaum zu bremsen. Er stemmt sich mit vollem Gewicht gegen die Leine (egal ob Halsband oder Geschirr) und springt auf und ab wie ein Flummi. Herrchen und Frauchen werden völlig ignoriert.
Hundeschule ist so ein Thema. Haben wir genug Abstand zu den anderen Hunden, funktioniert alles problemlos. Aber weeehe ein Hund macht ein Geräusch oder kommt zu nahe. Da ist die Aufmerksamkeit schnell weg. Aber das müssen wir trainieren, denn es soll ja auch funktionieren, wenn ein Hund in der Nähe ist.
Natürlich wirkt sich das in anderen Bereichen aus, zB. Leinenführigkeit. Beim "normalen" Gassigang (auch wenn Menschen entgegen kommen) gehen wir entspannt nebeneinander. Aber zB. der Gang vom Parkplatz bis zur Hundeschule gestaltet sich da als Parcour. Ich werde regelrecht hinterher geschliffen von Chester. Ich muss mich schon anstrengen, ihn zu halten und mich teilweise dagegen stemmen weil er so zieht. Manchmal fliegt er dann sogar auf den Rücken, weil ich ihn zu mir ziehen möchte. Das tut mir dann natürlich leid und da muss ich echt aufpassen wegen der Verletzungsgefahr. Das nehmen wir in Angriff mit der Trainerin und ich freue mich riesig darauf!
Zum Spielverhalten habe ich eine äußerst positive Erfahrung gemacht: In der Hundeschule gibt es einen ziemlich aufmüpfigen Foxterrier, der sich letzte Woche total auf Chester eingeschossen hatte. Chester hat das super souverän gelöst. Anfangs hatte er ihn ignoriert (da war ich schonmal baff) und anschließend hat er ihn mit einer Pfote auf den Rücken gedreht und ihn kurz mal andeuten lassen "Ich möchte jetzt nicht mit dir spielen". Der Foxterrier lief Chester daraufhin nicht mehr nach, bellte aber in seine Richtung unaufhörlich. Chester hat ihn total ignoriert und kam zu mir gelaufen um zu gucken ob alles okay ist. Ich habe ihn belohnt für sein Kommen und ihn dann wieder weggeschickt zum Spielen.
Chester ist jetzt 5 Monate alt und natürlich auch schon reifer als noch vor 2 Monaten. Noch vor ein paar Wochen wäre er sofort auf das Verhalten des Terriers eingegangen. Ignoranz? Kannte er nicht.
So, entschuldigt die langen Zeilen, aber das ist mein Erfahrungsbericht in den letzten 10 Tagen! Ich hoffe auf eure Meinungen dazu