So, jetzt kommt meine eierlegende Wollmilchsau und zwar in Gestalt eines Irish Soft Coated Wheaten Terriers daher.
Terrier??? Oh Gott, oh Gott, oh Gott ... Gestandene Hundehalter hatten uns damals eindringlich gewarnt. Laut vielfältiger Statements waren wir im Begriff, uns einen 24/7 lautstark kläffenden, nicht erziehbaren, fanatisch jagenden, Kinder derb zwickenden Höllenhund ins Haus zu holen. Dabei waren unseren Kriterien doch völlig harmlos: Mittelgroß, nicht überzüchtet, gutes Nervenkostüm, nicht haarend. Das alles erfüllte der ISCW Terrier und gilt zudem als der Sanfteste unter den Terriern. Meine Einwände wurden stets vom Tisch gewischt: "Irish wie bitte? Kenn ich nicht, ist aber egal. Terrier ist Terrier!" - Ähm, nö ...
Wir haben viel Sorgfalt darauf verwandt, einen guten, erfahrenen Züchter zu finden, der uns aus einem Wurf den charakterlich zu uns passenden Welpen aussucht. Rüde oder Hündin stand dabei hintenan, bei den Kindern hatte man ja auch keine Wahl.
So kam schließlich Elvis mit acht Wochen zu uns. Die Kinder waren zu diesem Zeitpunkt zwei, fünf und fast neun Jahre alt und das Hundchen bekam mit Einzug eine Box im Wohnzimmer als persönlichen Rückzugsort. Für die Kids galt ganz entschieden und ohne Pardon: HUND IN DER BOX IST TABU und wird auch nicht gelockt oder gerufen.
Ab dem zweiten Tag hatten wir, den Hinweisen und Tipps der Züchterin folgend, das Alleinsein geübt. Zu dieser Zeit habe ich zwei halbe Tage pro Woche gearbeitet, die mein Mann anfänglich mit Homeoffice aufgefangen hat. Nach sechs Wochen blieb der Hund ruhig und entspannt fünf Stunden alleine daheim. - Sicherlich sorgfältig aufgebaut, aber zweifellos auch Glück mit Charakter und Nervenkostüm des Welpen gehabt.
Als Elvis zehn Wochen alt war, sind wir Mittwochabends und Sonntagmorgens in die Welpengruppe gegangen, danach Junghundegruppe und schließlich in die Begleithundevorbereitungsgruppe und als er gut ein Jahr alt war zum Hobby-Agility. Wir waren die ersten rund vier Jahre zwei bis dreimal pro Woche auf dem Hundeplatz. Zudem hatte ich mich an zwei Abenden in der Woche mit einer Gassi-Gruppe getroffen, mit der wir Sommer wie Winter und bei jedem Wetter von 19:00 bis 21:00 Uhr im "Rudel" spazieren gegangen sind. Sommers gerne mal den heißen Tag entlang eines Bachlaufs "runterkühlen" und im Winter eben dick vermummt mit Leuchti und Stirnlampe.
Für uns war die Rassewahl absolut perfekt, zumal Elvis "Katzenversteher" ist und glücklicherweise keinen Jagdtrieb hat. Allerdings ist vermutlich kein Hund, gleich welcher Rasse, ein Selbstläufer. Es gehört eine gute Vorbereitung und sehr viel Disziplin und Einsatz über einen sehr langen Zeitraum dazu.
- Schwierigkeiten sehe ich bei deinen folgenden Wünschen bzw. Vorstellungen:
- Der perfekte Hund, egal ob Welpe oder erwachsen, wird sich nicht auf einen bestimmten Zeitpunkt (Sommerurlaub) timen lassen.
- Ein Hund aus zweiter Hand kann ein Glücksfall sein, weil die Abgabe aufgrund von Krankheit oder Änderung der Familienverhältnisse erfolgt. Wenn der Hund bis dato gut gehalten, sorgfältig sozialisiert und erzogen wurde, dann ist das super. Ich kenne aber auch einen Wheaten Terrier, der gut zweijährig wegen Allergie abgegeben wurde. Tatsache war, dass die Familie mit Nachdruck alles falsch gemacht hat, was man nur falsch machen kann und schließlich aus völliger Überforderung das mittlerweile sehr schwierige Tier über die Allergie-Schiene loswurde. Diesen Hund hätte ich mir als Welpe zugetraut, als Zweijährigen keinesfalls mehr.
- Zum Gassieinsatz von Kindern wurde ja schon einiges geschrieben. Es ist definitiv nicht erlaubt und in meinen Augen verantwortungslos. Meine Tochter hat jahrelang mit Elvis, trainiert, Teamstests und BH-Prüfung absolviert, aber ich habe sie erst mit 15 Jahren mit Elvis alleine rausgehen lassen. Davor eben eingezäunter Garten und Hund dort etwas in Bewegung bringen, wenn sich der Spaziergang verzögerte.
Alles Gute für Euch!
Eni