Hi ihr Lieben,
ich brauche mal euren Rat.
Ich lese ja normalerweise nur immer sehr interessiert und still mit aber jetzt muss ich mir auch mal den Frust von der Seele schreiben.
Mein etwa 5 jähriger vermutlich Schäfi-Husky-Mix ist ein nicht sozialisierter Kettenhund, ich habe ihn seit 2,5 Jahren, anfangs war es nicht mal möglich ihn anzuziehen ohne dass ihm das Hirn rausgeflogen ist. Ganz am Anfang haben wir nur geübt ruhig sein, 10 Meter gesittet laufen, ruhig sein, 10 Meter Flexi-Radius, dann haben wir am Ball Impulskontrolle und vor allem Stopp erarbeitet. Das war aber nicht auf das Jagen übertragbar. Er hat in jede Weinbergzeile reingeschaut ob es da was zum Jagen gibt.
Seit ca. 1,5 Jahren ist er nun an der kurzen Leine! Devise war, sieht er 14 Tage (bzw Mal) am Stück etwas Jagdbares und bleibt da, darf er an die Schlepp, gleiches Spiel mit 21 Tagen, dann darf er frei laufen.
Nach einem dreiviertel Jahr war der Hund für seine Verhältnisse komplett runter gefahren (in gewohnter Umgebung) aber die 14 Tage haben wir nicht geschafft. Trotzdem haben wir gesagt, er darf sich etwas mehr Radius erarbeiten. Bis dahin durfte er nämlich nur bis zur Knie-Ohr-Linie aber Schnüffeln etc.. Einschätzung vom Trainer war, dass er keinen Freilauf braucht (im Moment und wahrscheinlich auch für immer) weil das purer Stress für ihn ist aber er evtl. mal mit viel Training auf einen 5 Meter Radius kommt.
Wir haben im letzten dreiviertel Jahr nun den ein Meter Radius inkl. Ableinen (was ebenfalls mords der Trigger war) erarbeitet.
Seine 14 Tage auf Linie hat er voll. Ebenfalls seine 11 Tage im ein Meter Radius. Ich habe ihm wirklich vertraut, dass er in diesem Radius da bleibt.
Heute hat er eine Katze gejagt. Und ich habe ihm wirklich vertraut! Jetzt weiß ich wirklich nicht wie ich weiter machen soll! Ich will keinen – ich bleibe mein Leben lang an der Flexi-Leine Hund- und ich bin bereit dafür zu trainieren. Aber ich dachte wirklich er bleibt da! Wir beide wussten da ist eine Katze, wir wusste nur beide nicht wo. Dann ist sie durch unseren Hof gerannt und er hinterher, zum Glück ist sie direkt durch den Zaun und ich konnte ihn direkt einsammeln und zusammen falten.
Zu seiner Verteidigung: Wir arbeiten im Schichtbetrieb mit schwer erziehbaren Jungs. Groß Gassi ist bei uns gar nicht weil das zu viel für ihn ist. Meistens sind die Runden die wir gehen nicht länger als 30 Minuten weil er sich sonst zu sehr aufregt. Jeglicher Alltag ist für diesen Hund eine geistige Anstrengung. Mit den Jungs ist er perfekt! Warten ist auch nicht so seins, er bellt dann und hüpft mit den Vorderfüßen. Heute standen wir aber 5 Minuten auf dem Schulhof und er hat das besser gemacht als je zuvor. Danach standen wir noch auf dem Parkplatz (mein Auto vergöttert er auch, Gott weiß warum) und haben uns unterhalten, die Gegenüber hatte auch einen Hund und er hat sehr brav gewartet. Am Parkplatz zu Hause habe ich ihn in ca 8 Meter Entfernung abgelegt, ein Hund kam vorbei und er ist liegen geblieben. Auch nicht selbstverständlich. Dann war er beim Tierarzt Blut abnehmen weil er in den letzten Wochen hibbeliger war und mehr getrunken hat, anschließend Spazieren im Wind, da war er so aufgeregt wie schon lange nicht mehr. Und dann haben wir auf unserem Stellplatz die Katze entdeckt.
Ich weiß das ist alles sehr viel und er hat sich heute für seine Verhältnisse extrem gut geschlagen! Wirklich super! Aber dass er die Katze gejagt hat ist halt übel. Er darf halt in seinem ein Meter Radius ohne Leine laufen weil das Ableinen ein Teil des Problems war. Und die Zahlen von oben sind wirklich strenge Zahlen. Gezählt hat nur wenn er in einer Situation dageblieben ist, in der er normalerweise nicht dageblieben ist. Heißt wenn eine Katze in 10 Meter Entfernung sitzt, zählt das nicht, weil er das schon kann.
Ich hatte noch nie so einen Rückschlag. Ich dachte, wir machen die 14 Tage mit Leichtigkeit noch voll, machen dann nochmal intensiv Stopp Training und dann darf er seinen Radius wieder erweitern.
Wie geht ihr mit solchen Rückschlägen um?
Liebe Grüße