Haut mal eure Sicht der Dinge raus.
Ich versuch es mal.
Die Körpersprache des Hundes ist in viele Nuancen unterteilt, die für den Menschen schwer zu deuten sind.
Und selbst für die Hunde untereinander wird es immer schwieriger sich gegenseitig zu "lesen".
Sehe ich nicht so. Das ist halt wie Autofahren. Autofahren ist nur für den schwer, der keine Fahrschule gemacht hat und sich in Theorie und Praxis nicht gebildet hat, nicht bereit war, Geld in die Hand zu nehmen, zu üben, sich Feedback geben zu lassen und sich an die geltenden Regeln zu halten.
Die Körpersprache von Hunden (und für mich auch von Pferden) ist nuanciert, das stimmt, aber sie ist in der Regel überall auf der Welt immer ähnlich. Deshalb gibt es darüber Bücher, und wenn man sich ein bisschen Mühe gibt, kann man recht fix im Groben erkennen, was ein Hund ausdrücken will. Durch gutes Beobachten und weitere Bildung erkennt man im Laufe der Zeit auch die Feinheiten in der Kommunikation und wird so relativ einfach seinen Hund lesen können.
Hunde können in der Regel ebenfalls lesen, was ihnen das hündische Gegenüber sagen will. Sie richten sich je nach Naturell nur nicht immer danach. Missverständnisse kann es geben, aber in der Regel versuchen Hunde, deeskalierend durchs Leben zu gehen und gleichzeitig ein möglichst großes Stück vom Kuchen abzubekommen in Themenbereichen, die ihnen wichtig sind.
Ich bin der Meinung, das liegt zum großen Teil an der Vielzahl der Rassen. Vieles ist für Artgenossen gar nicht mehr klar zu erkennen.
Auch da sehe ich keine allzugroßen Probleme. Einzig behinderte Hunde, also blinde, taube, Hunde ohne Geruchssinn oder ohne Ohren oder ohne Schwanz oder anderweitig eingeschränkt, zb mit Rolli, können sich nciht ausdrücken wie sie es wollen würden bzw können ni ht lesen, was das Ggü sagen will. Zu den behinderten Hunden zähle ich auch brachyzephale Rassen mit extrem kurzer Schnauze oder herausquellenden Augäpfeln.
Beispiel: Plattnasen haben nicht die erforderliche Mimik durch die kurze Nase, die Schnauze hat viele Falten.
Bei Rassen mit viel Fell ist der gesamte Körper nicht eindeutig zu erkennen, am Kopf werden wichtige Partien verdeckt. Da ist sogar mein Schnauzer ein "Negativbeispiel". Augen manchmal zugewachsen, der Bart bedeckt die Lefzen.
Der Bart mag die Lefzen bedecken, aber Kommunikation und Körpersprache beginnt ja nicht im Gesicht.
Das beginnt im "wer steht wo und warum", "wer geht wohin und warum", über welche Körperspannung haben die jeweiligen Hunde, wo ist die Rute, steht der Hund seitlich, frontal, wo guckt er hin, schnüffeln er, was machen die Ohren, wo geht der Blick hin, ist er weich oder hart, starrend oder sanft, wird er gar abgewandt... da gehört so viel dazu, das ist ähnlich wie bei uns Menschen. Nicht jedem ist es gegeben, erschöpfend adäquat auf jede Regung zu reagieren.
Dann hast du Rassen, die sind darauf selektiert, starken Trieb zu zeigen, das führt dann evtl dazu, dass Konflikte eher über Aggression gelöst werden. Andere fiddeln sich zu Tode, weil ihnen "Fight" als Lösungsstrategie weggezüchtet worden ist. Das sind dann die Hunde, die "so toll spielen" und zum Hasen werden für andere Hunde und gern gemobbt werden, weil ihr Herumgerenne entweder sanktioniert und zurechtgwiesen werden muss von anderen Hunden oder der Beutetrieb angesprochen wird und sie schlicht gejagt werden. Es gibt territoriale Rassen, oft die Haus- und Hof-Hunde, die ihr Gebiet gern kontrollieren und damit den Blockwart spielen für sämtliche Hunde, die da auch zufällig wohnen. Es gibt Herdenschützer, die ihre Menschen abschirmen. Gebrauchshunderassen sind eher misstrauische Genossen, die sind dann auch eher unverträglich, da gehört dein Deutscher Schäferhund dazu.
Ein normal gesund gezogener Hund kommuniziert in der Regel sauber und klar. Was er kommuniziert, ist natürlich je nachdem unterschiedlich. Der Hund, der dem anderen Zeter und Mordio nachschreit, kommuniziert genauso klar wie ein Hund, der still und leise starr stehen bleibt und sein Blick sagt, komm her und ich töte dich. Oder wie der Hund, der angelegentlich deeskalierend schnüffelt oder einfach weggeht oder wie der, der die Herausforderung annimmt. Alles Kommunikation, die durch Körpersprache gezeigt wird, wobei natürlich letztere Beispiele nicht erwünscht sind in der Regel und durch Erziehung und Training in Bahnen gelenkt werden.
Auch brachyzephale Rassen können mit dem Körper kommunizieren, wenn eine Rute vorhanden ist, ohne aber auch. Ihr Geröchel kann natürlich wie ein Knurren wirken. Allerdings kenne ich keine erwachsenen Frenchies, die Wert auf Kontakt mit Fremdhunden legen. Die zeigen das durch Starren, Körperspannung, frontal Zulaufen. Die müssen gar nicht laut werden oder Knurren oder fletschen. Umgekehrt kann auch eine "Plattnase" freundlich gucken und als freundlich wahrgenommen werden, wenn der Körper weich ist, ein Bogen gelaufen wird, geschnüffelt wird und der Blick abgewandt.
Es kommt also immer auch auf den Rest an, Körpersprache bezieht sich ja nicht nur aufs Gesicht.