Da hast du definitiv recht mit. Dabei erwische ich mich immer wieder. Was auch dafür spricht, letztens hatte ich Besuch und wir sind gemeinsam Gassi gegangen. Ok, wir haben ein Reh getroffen und da ist er kurz hoch gefahren, aber das war es auch schon. Von grundaus war er da entspannter.
Es ist mir auch bewusst, manchmal schwer zu ändern. Ich scanne unseren Weg auch viel zu viel, um mögliche Trigger zuerst zu sehen. Auch das merkt er ja. Er denkt ja quasi ich suche mit ihm zusammen danach.
Wenn er losjodelt versucht auch Emil immer mal, Lucifer zu erreichen, aber ebenfalls ohne Erfolg.
Ganz krass ist mir das aufgefallen, als ich mit meinem RB Pferd stehenbleiben geübt hab. Also ich stell das Pferd ab und gehe weg, hol ein Paar Stangen oder so, und das Pferd bleibt dann da stehen bis ich es wieder abhole. Das hat nicht funktioniert, und zwar immer, weil ich mich umgedreht hab und geschaut hab, ob das Pferd noch steht.
Der Bub dachte, ich will was von ihm und ist dann zu mir losgelaufen. Die Lösung war dann wirklich, Pferd abstellen und weggehen ohne zu gucken und ohne mich umzudrehen.
Auch Stressfaktoren am Wegrand, ich lauf vor und verlasse mich ein Stück drauf, dass das Pferd hinter mir keine Faxen macht, statt mich ständig nach ihm umzudrehen. Ich horche dann mehr nach hinten, und vertraue ein Stück weit. Guck mal, wie eine Herde ihrer Leitstute nachläuft. Die guckt nicht nach hinten, ob alle nachkommen. Die läuft ihren Stiefel, und wer mit will, kommt, wer nicht will, bleibt halt zurück und wird dann gefressen
Beim Hund auch. Kommt ein Trigger, dann nehm ich die Leine kurz und geh da durch, ohne viel nach unten zum Hund zu gucken, wenn ich es schaffe. Dass er mitkommt, setze ich dann einfach voraus.
Ich scanne auch, allerdings bin ich entspannter, wenn ich es nicht machen muss, weil der Hund eh an der Leine ist.
Vielleicht liegt da ein bisschen der Schlüssel, das Scannen nach Stressfaktoren zu lassen. Kommt einer, wird der zur Kenntnis genommen. Im Sinne von "ja, hab ich gesehen, geht uns nix an".
Ich sag das auch oft zu meinem Hund. Jack kann sich vortrefflich hochschrauben. Will ich nicht, ich begrenze ihn dafür zum einen, zum anderen sag ich ihm auch ganz konkret, wenn er mir was anzeigt, ja, hab ich gesehen, geht uns nichts an, wir gehen weiter. Anfangs hat er vibriert bei Wildsichtung, inzwischen ist er ansprechbar und kann sich abwenden (leider ist er aber meistens an der 15m Schlepp-Leine, weil er Freilauf für lauter Blödsinn ausnutzt).
Als Tipp, mach dir bewusst, wo du hinschaust. Sachen, die meiner Aufmerksamkeit nicht wert sind, schau ich nicht an.
Wenn mein Hund also im Feld eine Katze sieht und mich voller Inbrunst darauf aufmerksam macht (ich hab sie idR auch schon vor ihm gesehen), dann guck ich nicht weiter hin, sag mein Sprüchlein und geh weiter. Und erwarte dann auch, dass der Hund mitkommt, ohne Gewese. Tut er das nicht, wird er mitgenommen von mir und bekommt möglichst wenig Aufmerksamkeit (wenn ein Hund im Tunnel ist, erreicht man den meistens eh nicht, deshalb red ich da weder mit ihm noch verlang ich was. Je nachdem schleif nehm ich den halt mit. Ist er dann wieder ansprechbar, gibt's vielleicht einen Keks fürs gucken. Hat lustigerweise dazu geführt, dass Jack in wiederkehrenden Situationen, zb dem ewig gleichen Zaunpöbler, früher wieder ansprechbar ist.).
Alles, was meine Aufmerksamkeit bekommt, hat für den Hund ja logischerweise eine hohe Wertigkeit. Deshalb lohnt es sich, da verstärkt drauf zu achten, ob ich den Hund unbewusst pushe, indem ich mich dem Reiz zuwende oder selber stressen lasse von Reizen, weil ich weiss, wie jetzt gleiche mein Hund ausflippen wird. Je unruhiger der Hund/das Pferd, umso ruhiger muss ich werden. Zur Not geht man zu zweit ne Weile raus, wenn es hilft. Alles, was mich beruhigt, erdet und entspannt, ist auch gut für den Hund in dem Fall.