Verstehe ich das richtig - sie hatte bei den Vorbesitzern nicht dieses Kontrollverhalten (evtl. weil man ihr gar keine Möglichkeit dazu gab, aber das ist Spekulation)?
Die Frau des Vorbesitzers sagte im Widerspruch zu ihm, er hätte sehr wohl einen Kontrollzwang, den der Vorbesitzer aber verneinte. Er ist so der Typ "Man hat immer den Hund, den man aus ihm gemacht hat", und wenn der Hund nicht passt, wird er passend gemacht. Wobei ich seine Methoden nicht schlechtreden möchte, er hat schon einigen Bekannten mit Problemhunden geholfen, und auch bei unserem Kleinen scheint er gute Arbeit geleistet zu haben. Das erste, was der Hund bei ihm nach seiner Übernahme gemacht hatte, war, ihn in die Hand zu beißen weil er ihn angefasst hatte. Insofern sind wir heute meilenweit von dem Verhalten aus der Vergangenheit entfernt.
Dein "Führungsstil" unterscheidet sich deiner Beschreibung nach ja grundsätzlich vom Führungsstil der Vorbesitzer; die Vorbesitzer haben alles für den Hund entschieden, du selber bemühst dich um mehr Freiraum für deine Hunde (was ich super finde!).
Mein Führungsstil ist schon etwas weicher, aber auch ich fordere konsequent Gehorsam, nur, ich fordere ihn dann, wenn ich ihn brauche, und trietze den Hund nicht ständig. Der Vorbesitzer ließ seine Hunde nie mit anderen interagieren, er steht voll auf dieses Kontrolldingens à la CM. Kontrolle ist alles. Der Hund wurde ständig gezwungen, sich zu unterwerfen, auch und besonders in Stresssituationen, angeblich, um sich zu beruhigen. Er wurde sehr oft gemaßregelt, er durfte zb nicht mit erhobenem Schwanz und gespitzten Ohren auf den Menschen zulaufen, sondern musste in geduckter Haltung auf ihn "zukriechen". Er musste meistens hinter dem Menschen laufen, rennen und spielen war komplett verboten.

Auch hier ein spontaner Gedanke: Wenn dein Hund seine Vorbesitzer als die-alles-kontrollierenden Führungspersonen erlebt hat (und das über Jahre), und erlebt dich jetzt als die eben nicht mehr alles-kontrollierende-Führungsperson - besteht da nicht die Möglichkeit, dass dein Hund nun für sich (aus seiner Sichtweise heraus) meint, eine "Aufgabe" übernehmen zu müssen, die nun (aus seiner Sicht heraus!) "brach" liegt und (auch seiner Meinung nach) ausgefüllt werden müsste?
Vielleicht erkennt dein Hund gar nicht, dass ihr sehr wohl auf Alles ein Auge habt und sehr wohl immer und jederzeit managed - wenn es nötig ist.
Das kann natürlich sein. Er nimmt sich seit er hier ist, auch im Haus sehr viele Freiheiten heraus, und im Gegensatz zu meinen anderen Hunden, die ich hatte, hört er nur kurz auf Ansagen. Also zb ist die Couch komplett tabu, schon immer. Das hindert ihn nicht daran, da immer mal wieder raufzuspringen, auch, wenn ich direkt daneben stehe
. Er reagiert auf Korrektur zwar, geht sofort runter, aber das heisst nicht, dass er es nicht wieder probiert. Er scheint mir permanent auf dem Treppchen nach oben zu wollen und stellt feste Regeln und Ansagen meinerseits (und allgemein aller Familienmitglieder) immer wieder in Frage. Das erfordert von mir dauernde Kontrolle meinerseits, weil er jede "Schwäche" meinerseits ausnutzt, so scheint es mir zumindest
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Das kann er bestimmt noch lernen, dass Hunde durchaus mehr Freiraum haben können und dürfen, und das dies kein Fehlverhalten (aus seiner Sicht) ist.
Ich hatte es schon immer so gehalten, dass meine Hunde sich an Regeln halten müssen, und den Rest der Zeit machen können, solange es in dem von mir vorgegebenen Rahmen bleibt.
Nur er scheint damit nicht zurecht zu kommen und braucht ständig noch Zusatzregeln. Zb wenn ich füttern will, und ich habe den Napf in der Hand, läuft die Große zur Futterstelle und wartet dort respektvoll, ich stelle den Napf ab und gehe weg, sie geht hin und frisst. Bei ihm, sobald der Napf in der Hand ist, springt er am liebsten wie ein Derwisch um mich rum, würde gern bellen und Party machen und es geht ihm gar nicht schnell genug. Also lasse ich ihn erst Sitz machen, überwache auch die Einhaltung, indem ich ihn nicht aus den Augen lasse, und nehme dann betont langsam seinen Napf, korrigiere noch 2x das Aufheben des Sitzkommandos und stelle dann langsam den Napf ab, während er schon innerlich am Beben ist, bis ich den Moment abpassen, wo er ruhig ist, nicht fiept und kein unerwünschtes Verhalten zeigt
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Auch das "Stellen" und "Begleiten" anderer Hunde ist Dominanzverhalten - dafür hatte er früher keinen Raum ... aber Dominanz wurde ihm von seinen Besitzern als üblicher Umgang vorgelebt.
Ich erkenne das Verhalten auch als Dominanzverhalten, es hat alles von ihm kontrolliert so zu laufen, wie er sich das vorstellt, und ich sehe die Belastung für ihn, denn er ist ein nervöser und unsicherer Hund. Scheinbar gibt ihm Kontrolle und Dominanz das Gefühl der Sicherheit, aber es beruhigt ihn nicht, sondern pusht ihn noch zusätzlich.
Ich finde Dominanz nicht direkt nebensächlich, ich nehme es als naturgegebenes Verhalten von Herden- und Rudeltieren hin und bemühe mich, meinen Hunden Anleitung, Führung und Sicherheit zu vermitteln. Nur an diesem Hund beiße ich mir gerade die Zähne aus
Ich finde Dominanz ja nebensächlich - klar existiert sie, auch bei uns, aber sie ist so nebensächlich, dass meine Hunde das von mir übernommen haben 
Lernen kann dein Hunde-Opi bestimmt noch, aber das wird seine Grenzen haben.
Die Idee mit deiner Tochter finde ich gut. Aber auch hier spontan: Es besteht die Möglichkeit, dass dein Hund das nicht so toll findet, weil du - nach deiner eigenen Aussage - seine Hauptbezugsperson bist. Probiers einfach aus, aber sei ihm nicht böse wenn er diese Idee selber nicht so toll findet. Es könnte z. B. Eifersucht auftreten, wenn er mit deiner Tochter ankommt, dich mit den anderen Hunden (und Menschen) sieht - und dann aber wieder gehen soll. Dann vielleicht umgekehrt: Deine Tochter geht die große Runde mit, und du kommst für eine kurze Zeit dazu.
Das muss ich mir in Ruhe durchdenken, denn wenn ich mich von den beiden (Kleinem und Tochter) entferne, ob mit oder ohne Hund, protestiert er ebenfalls lautstark, weil ich mich aus seinem Einwirkbereich entferne und er nicht mitkommen darf. Erst wenn er mich nicht mehr sieht, wird er wieder ruhiger.