Aber kann man als Hundeerfahrener anhand des Knurrens, ohne den Hund zu sehen, einschätzen wie dringend seine Warnung ist?
Und kann man anhand des Knurrens auch einschätzen, ob der Hund eher knurrt, weil er ängstlich ist oder weil er seinen Job macht (Grundstück beschützen oder so)
Huhu
Gut dass du fragst, ich finde das Thema auch sehr interessant.
Bei mir ist es so, dass ich Knurren als Aggression empfinde, als Warnung auch, aber in erster Linie als Aggression. Bin ich der Eindringling, vielleicht aus Hundesicht sogar zu Recht. Entsprechend vorsichtig werde ich agieren.
Steht der Hund hinter seinem Gartenzaun und ich will da rein, dann macht er wohl in erster Linie seinen Job, was ich dem Hund auch lobend mitteile "Ja braaav bewachst du dein Haus, hol mal deine Leute..."
Oft geht der Hund drauf ein und kommt dann zögerlich näher und checkt mich ab und lässt mich zur Klingel. Manche lassen sich dann sogar erstmal vorsichtig streicheln. Oder er bellt und die Leute kommen dann eben so.
Ein einziges Mal ist es mir passiert, dass ein Hund unbeweglich wie eine Statue dastand und fixiert hat. Dann wurde halt dort nicht geklingelt (Klingel war innen).
Steht ein Hund auf der Straße und knurrt, würde ich ihm wohl eine Ansage verpassen, einfach weil mich sowas wütend macht und ich aus der Wut heraus den frechen Köter verjagen würde, ich hätte da keine Sorgen, mich nicht durchsetzen zu können. Das ist neutrales Terrain, das geht einfach gar nicht, dass der Hund denkt, das könnte er beanspruchen. Ich mach das allerdings auch alles nach Gefühl, intuitiv, ich bin mit Hunden groß geworden und denk da oft nicht nach, sondern agiere aus dem Bauch raus.
Ein ängstlicher Hund, der knurrt, wird immer wieder zwischen dem Knurren Unsicherheitssignale zeigen, zb Nase schlecken, Niesen, wegsehen, blinzeln, die Ohren sind oft angelegt und der Schwanz gesenkt oder sogar eingezogen.
Getrennt von der Körpersprache kann man Knurren aber nicht sehen, das muss immer als Ganzes gesehen werden, um es richtig einordnen zu können, soweit das als Mensch überhaupt geht. Es ist und bleibt ja eine Interpretation.
Würde mich mein eigener Hund anknurren, dann wäre Holland in Not, das geht gar nicht und würde ernsthafte Folgen haben was meine Erziehung und unseren Umgang miteinander betrifft. Gleichzeitig hab ich auch im Hinterkopf, dass ein traumatisierter Hund es vielleicht schneller für nötig befindet, zu knurren und so seine Position klar zu machen, d.h. ich werde Eskalationen vermeiden und ihn nicht in die Enge treiben.
Meine Große würde mir nie drohen, sie hat aber anfangs mit dem Kleinen so Machtspielchen gespielt, wer darf an der Terassentür stehen und wer nicht, zb. Sie hat oft nur sehr böse geschaut und dann sofort zugeschnappt, fast ohne Warnung. Nur in die Luft und es ist nix passiert, aber ich fand das interessant, dass sie Drohen im Sinne von Knurren unnötig findet. Ist halt alles immer individuell.(ich hab das natürlich auch im Auge und dafür gesorgt, dass sowas nicht mehr vorkommt).
Grundsätzlich sehe ich es so, dass ein Hund, der weiss, was er tut, sparsam in seinen Bewegungen ist und aufmerksam und fokussiert ist, ein ängstlicher oder unsicherer Hund ist hibbelig, schaut viel herum und springt eher vor und zurück, seine Gesten wechseln schnell und er wirkt unstet und unsicher.
Das heisst nicht, dass er nicht auch zubeißen kann, aber man kann so einen Hund schneller davon überzeugen, Land zu gewinnen, wenn man deutlich und bestimmt auftritt .
So, ich hoffe, du kannst was damit anfangen, ich hab einfach drauf los geschrieben, und ich muss noch loswerden, ich finde deine Herangehensweise total super, wie du dir Wissen aneignest und dich in die ganze Thematik einliest und einarbeitest... Hut ab!