Die Unerschrockenheit hat oft viele Vorteile. Ich finde es toll wenn der Hund nicht ein bisschen Angst vor dem großen bösen Gefährt der Müllabfuhr hat, sondern freudig schwanzwedelt darauf hofft dass einer der Mitarbeiter, die hinten drauf stehen, nicht nur an ihm vorbei gehen wenn sie die Tonnen holen.
Dazu braucht man nun wirklich keinen Listenhund Furchtlos und geräuschunempfindlich können durchaus auch Hunde sein, die von ihren allgemeinen Erscheinungsbild eher hibbelig sind.
Man denke z.B. an Pudel, die im Zirkus eingesetzt werden: zierliche, flinke Hündchen, die aber Paukenschläge, knallen und tosenden Applaus völlig gelassen hinnehmen.
Mein verstobener Labrador-DSH-Mix war ein absoluter Hibbelhund, aber vor Müllautos und dergleichen hatte er gar keine Angst. Man konnte mit ihm sogar an Sylvester um Mitternacht unangeleint durch die Straßen gehen...
Ich selber habe ja auch mal fast einen Herzinfarkt bekommen als ich mit dem Vater eines 3 jährigen Kindes auf der Terrasse sass. Amstaff lag bei uns und war am dösen. Wurde extra aufgefordert sich abseits der Terrassentür zu legen damit keiner stolpert. Naja, am Ende wollte Kind Papa "Gute Nacht" sagen, rennt los und, allem ermahnen zum Trotz, stolpert er über die Türschwelle und fliegt im hohen Bogen direkt auf den Hund. Aber so richtig. Das Hund hat vor Schmerz und Schreck aufgejault. Erste Reaktion war auch ganz klar nicht aufspringen und wegrennen sondern der Kopf ging rum und mit gebleckten Zähnen den Angreifer so richtig zur Sau zu machen. Zum Glück hat der Junge in der Sekunde angefangen zu heulen und der Hund hat ihm dann doch nur durchs Gesicht geleckt als er verstanden hat wer es ist und dass es kein Angriff sein kann. Sie sind echt sehr geduldig mit Kindern und ich empfinde sie dann auch sehr behutsam. Obwohl sie ja sonst sehr körperbetont sind.
Der Vater meinte nach dem Vorfall auch dass der andere große Hund eher mal den Jungen umrennt oder es halt auch nicht mag wenn der Junge unbeholfen streichelt. Dafür wäre er aber in der Situation aufgesprungen und hätte erst mal versucht Distanz zum Angreifer zu bekommen statt mit einer Drehbewegung gleich in den Kampf zu gehen.
Wenn jemand schon drauf liegt, würden wohl die meisten Hunde erstmal ihren Kopf in Richtung "Angreifer" wenden, und aus Reflex erstmal drohen (also knurren oder schnappen). Das ist noch längst kein "in den Kampf gehen". Auch sowas habe ich schon mehrfach ähnlich bei verschiedenen Hunden (meist irgendwelche DSH-Mixe, ohne jeden Listenhund-Anteil) beobachtet. Ebenso normal ist, dass ein gut sozialisierter Hund dann nicht ernsthaft zubeißt. Das nennt man Wesenfestigkeit.
Und ich persönlich empfinde es auch so dass von den Medien mit zweierlei Maß gemessene wird. Ein großer Mischling, Kettenhaltung usw, hat hier zwei Kinder sehr schwer verletzt. Einmal mit Biss in den Arm als das Kind im ein Brötchen geben wollte, es runter viel und der Junge es wieder aufheben wollte um es dem Hund zu geben. Klar, Hund verteidigt sein Futter, aber er hat dann, als das Kind flüchten will nochmal in beide Beine nachgesetzt.
Beim zweiten Vorfall ist ein Kind von diesem Hund in den Kopf und ins Gesicht gebissen worden. Danach wurde der Hund eingeschläfert. Beim ersten Vorfall haben die Medien gar nichts gebracht, beim zweiten nur ein paar Zeilen. Da wurde dann auch nur geschrieben dass es bereits einen Beißvorfall gab und der Hund nun auf Wunsch der Besitzer eingeschläfert wird. Kleiner zwei Spalten Artikel. Hätte aber der Amstaff sich in den Jungen verbissen, dann wäre dervTeufel losgewesen. Obwohl es nur ein tragisches Unglück gewesen wäre und der Hund ganz bestimmt keinen schlechten Charakter oder eine schlechte Erziehung oder sonst was hatte und es nicht verdient hätte eingeschläfert zu werden.
Einen "schlechten Charakter" zu unterstellen, bzw. zu mutmaßen, das andere die tun, ist reine Vermenschlichung.
Ich finde es allerdings überhaupt nicht "klar", dass ein Hund auf diese Art sein Futter verteidigt. Einen Hund, der das tut, würde ich definitiv als problematisch bezeichnen, und der Halter ist gefordert, Kinder nicht in seine Nähe zu lassen.
Falls das vielleicht nicht möglich war, weil der Halter selbst Kinder hatte, könnte das Einschläfern die einzige Option gewesen sein . Jenseits von jedem Strafgedanken! Denn vermitteln lässt sich so ein Hund kaum noch.