Mein erster Hund Marco war 10 Jahre Einzelhund, und hätte das auch gut weiter bleiben können.
Trotzdem hat ihm der Zweithund sehr gut getan, zum Einen weil er gerne die Aufgabe des "Großen" übernommen hat, aber zum Anderen, weil er so nachts nicht mehr alleine war.
Daran hatte er sehr zu knacken, weil er nach 10 Jahren aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ins Schlafzimmer durfte - Treppensteigen ging einfach nicht mehr mit seinen Kreuzproblemen.
Ich hätte gerne schon vorher einen zweiten Hund gehabt, aber mein Mann war immer dagegen, und erst das Argument der Gesellschaft für Marco, der ja plötzlich nach 10 Jahren nachts alleine bleiben musste, hat ihn überredet doch noch einen zweiten Hund anzuschaffen.
Vasco war nach Marcos Tod 5 Wochen alleine, es war schon kurz nach Vascos Einzug für meinen Mann und mich klar, Vasco bleibt kein Einzelhund, wenn Marco mal geht, und der Zufall wollte es, dass die Züchterin von Marco einen Wurf hatte, als Marco starb.
Ob ich mich so schnell nach einem neuen Welpen nach Marcos Tod hätte umsehen können?

Ich glaube nicht, ich war völlig am Boden zerstört, als ich meinen ersten Hund gehen lassen musste, und habe auch lange gebraucht, um seinen Tod zu überwinden.
So war es ein Wink des Schicksals - und der kleine Welpe hat viel Sonnenschein und Lächeln in unser Leben gebracht.
In den 5 Wochen bis zum Einzug von Amigo habe ich sehr darauf geachtet, Vasco möglichst viele Kontakte zu anderen Hunden haben zu lassen.
Vasco war immer schon sehr an Artgenossen interessiert, was möglicherweise auch mit daran lag, dass ich zu Marcos Lebzeiten darauf geachtet habe, Vasco möglichst viele Kontakte zu anderen, mobileren Hunden haben zu lassen, weil Marco körperlich zu anstrengenderen Interaktionen nicht mehr in der Lage war.
Ich erinnere mich an einen Spaziergang wenige Wochen vor Marcos Tod, wo ich kurz vor Ende des Spaziergangs, der komplett ohne Hundebegegnungen war, einem Mann mit einem anderen Jungspund getroffen habe, der sich auf Anhieb mit Vasco verstanden hat.
Daraufhin bin ich die gleiche Runde noch mal zusammen mit dem Mann und dessen Hund gegangen - die beiden Jungspunde hatten viel Spaß, auch (aber nicht nur) mit Rennspielen, und Marco hat es genossen, noch mal ganz in Ruhe die Runde zu gehen.
Vasco ist sehr früh erwachsen geworden, auch, weil er noch keine zwei Jahre alt war, als sein kleiner Kumpel einzog, für den er sofort die Verantwortung übernommen hat.
Als erwachsener Hund hatte er ein so komplexes Sozialverhalten, welches er so virtuos einsetzte, immer mit dem Ziel, Konflikte erst gar nicht aufkommen zu lassen - er war mein "Fels in der Brandung", mein großer Lehrer hinsichtlich dessen, was möglich ist.
Wegen ihm ist ein Dritthund eingezogen als er 10 war - ich wollte unbedingt, dass dieser Hund noch einmal einen Welpen prägen soll, einfach weil er es so gut konnte.
Der Plan ist voll aufgegangen, Leifur hat so viele Verhaltensweisen von Vasco übernommen, dass mir auch heute noch manchmal die Augen feucht werden in manchen Situationen, weil ich das Gefühl habe, ich sehe da Vasco ...
Leifur ist trotzdem ein ganz eigener Charakter, er war nach Vascos Tod 5 Monate Einzelhund, aber das hatte ich ja schon geschrieben.
Manchmal ... manchmal denke ich: "Was ist, wenn ..." ... aber jetzt ...
Jetzt genieße ich die Zeit mit zwei fitten Hunden, und hoffe darauf dass das noch lange so bleibt - und freue mich darauf.