Ich kann dich ehrlich verstehen, aber du solltest so schnell wie möglich Hilfe von außen dazu holen. Pflegerische und psychotherapeutische für deine Mutter.
Ja, ja, und nochmal ja!
Vor Allem psychotherapeutische Hilfe für deine Mutter.
Ich kann ihr Verhalten absolut verstehen, ihre Welt ist nicht nur zusammengebrochen durch den Verlust ihres Mannes; Sie kann auch selber ihr eigenes Leben nicht mehr bewältigen und klammert sich an den einzigen Menschen, der ihr aus ihrem früheren Leben geblieben ist: Ihre Tochter.
Dass dies faktisch egoistisch ist, sieht sie nicht, kann sie nicht sehen - und hier bedarf es einer professionellen Hilfe.
Und zu Dir: ja, Du bist die Tochter. Und natürlich hat man dann den Gedanken: das ist meine Mama, die hat mich auch mit Mühen und vielleicht Entbehrungen großgezogen, da muß ich jetzt da sein.
Genau dieser Gedanke ist eben auch falsch.
Kinder werden nicht in die Welt gesetzt, damit sie einem später mit gleicher Münze zurück zahlen, was man als Eltern selber investiert hat.
Diesen Gedanken finde ich so furchtbar, für die Eltern, und vor Allem für die Kinder!
Für jemanden in der Not da sein, weil man ihn liebt, ist nicht gleichbedeutend damit, sein komplettes Leben aufzugeben, um für denjenigen da sein zu können.
Dies als Kindespflicht gegenüber den Eltern zu sehen, ist einfach falsch.
Aus meiner persönlichen Sicht: Meinen Sohn großzuziehen war zu meiner persönlichen, ganz und gar egoistischen Freude. Natürlich hat mein Kind mein Leben, und meinen Lebensstil verändert - aber was für Außenstehende als Einschränkung/Entbehrung angesehen wird, habe ich niemals so empfunden.
Ich habe meinen Sohn nicht zu einem selbständigen Menschen aufgezogen, der dazu in der Lage ist, ein eigenes, ihn glücklich machendes Leben zu führen - damit er dieses für mich aufgibt, wenn ich in Not bin.
Was mir gerade noch einfiel: diese ganzen verständnislosen Bekannten und Freunde...
... finde ich nicht verständnis-, sondern machtlos.
Die Mutter ist in einer psychischen Ausnahmesituation, die sicher nicht gesund ist.
Zwar verständlich, aber eben nicht normal.
Die Tochter steht in Abhängigkeit zu dieser psychischen Ausnahmesituation, was ebenfalls nicht gesund ist.
Das siehst du als Außenstehender, der mit (emotionaler) Distanz die Gesamtsituation betrachten kann - und auch eben die Folgen sieht.
Als Außenstehender siehst du aber auch, dass es keine wirksame Hilfe gibt, solange die Betroffenen nicht in der Lage sind, wirkliche Hilfen anzunehmen.
Solange das nicht der Fall ist, hat man als Außenstehender nur die Möglichkeit, sich abzuwenden, bis die Betroffenen selber so weit sind, dass sie einsehen welche Hilfe sie tatsächlich brauchen.
Ninsch.en Mein aufrichtiges Beileid zu diesem tragischen Vorfall und zum Verlust deines Vaters
Es ist verständlich, dass du in dieser schrecklichen Situation ohne zu Zögern die Verantwortung für deine Mutter übernommen hast.
Du bist allerdings selber noch nicht an dem Punkt angelangt, wo dir klar ist wie falsch die derzeitige Situation tatsächlich ist - denn du bist bereit, dein Leben noch mehr einzuschränken, indem du einen Hund/die Hunde abgibst, womit du dein eigenes Leben noch mehr demontierst.
Ein Leben, das dich zufrieden (und glücklich?) machte, wo du auf eigenen Füßen gestanden hast, und dir selber erarbeitet hast.
Dass du das kannst, hat deine Eltern sicher auch gefreut - denn sie waren ja für die Grundlagen verantwortlich, die dich überhaupt befähigt haben, so auf eigenen Füßen stehen zu können.
Meinst du, es ist im Sinne deiner Eltern, dass du dieses Leben jetzt aufgibst - um was zu tun?
Du sitzt in einem Boot, welches unaufhaltsam auf einen Abgrund zutreibt, gemeinsam mit deiner Mutter.
Soweit ich informiert bin (wer sich da besser auskennt, möge sich bitte melden und bessere Informationen geben) hast du für deine Mutter Anspruch auf sofortige palliative Unterstützung.
Ein guter Palliativarzt ist ein äußerst kompetenter Ansprechpartner vor Ort, der dir auch für andere, helfende Maßnahmen Informationen geben kann.
Mein erster Ansprechpartner wäre jetzt der Hausarzt deiner Mutter.
Eine Palliativpflege ist übrigens eine Leistung der Krankenkasse, und nicht vom Pflegegrad abhängig.
Es gibt auch palliativ-caritative Unterstützung, z. B. ehrenamtliche Helfer, die einfach auch nur zum Reden mit den Patienten kommen - und das wäre Zeit, die du für deine Hunde aufbringen könntest.
Wenn du bereit bist, professionelle Hilfe bei der Pflege und Betreuung deiner Mutter anzunehmen, und dein erstes Gespräch mit dem Hausarzt/der Krankenkasse/einem Pallitivarzt geführt hast, kannst du die Menschen, die dir nahestehen und sich aber abgewandt haben, ansprechen und sie z. B. bitten, dich mit den Hunden zu unterstützen, in der Übergangsphase bis die ganzen professionellen Hilfestellungen greifen.
Möglicherweise, vielleicht, ist dann doch der ein oder andere bereit, für einen befristeten Zeitraum stundenweise die Betreuung deiner Mutter zu übernehmen, damit du selber Zeit für die Hunde hast - und damit eine Insel, wo du selber auch Kraft schöpfen kannst für den Alltag, der so wahnsinnig belastend ist.
"Lieben heißt loslassen."
Ein Spruch, der häufig nur auf das Weggehen-lassen-Können eines geliebten Menschen (oder Tieres) bezogen wird.
Dass sich das darauf bezieht, eine Verantwortung eben nicht alleine tragen zu müssen, sondern diese auf andere, teilweise oder ganz, zu übertragen, wird oft nicht gesehen.
Ich wünsche dir sehr, dass du ganz schnell einen Weg findest, bei dem deiner Mutter und DIR geholfen wird.
Mitfühlender Gruß
Moni