Beiträge von Montagsmodell

    Was die Sache mit dem Freilauf und den Sozialkontakten angeht: Natürlich gibt es Hunde, bei denen ist beides keine gute Idee. Das ändert aber nichts daran, dass Hunde nun mal grundsätzlich soziale Lauftiere sind. Wie eine Richtung gleichzeitig auf kommunikative Aspekte und Körpersprache abstellen kann, dann aber umgekehrt beides wiederum unterbinden will - mir ein mittelprächtiges Rätsel. Das hat noch nicht mal was mit anderer Ansicht zu tun, das ist schon in sich selbst völlig unlogisch.


    Guckt man etwas mehr von außen darauf, bleibt es genauso rätselhaft: Jedem denkenden Menschen sollte klar sein, wie viel innere Ausgeglichenheit und Zufriedenheit mit einem angenehmen Verhalten zu tun haben. Andere Richtungen wie etwa das EMRA-Konzept setzen sogar komplett da an: Dass das Wohlfühlbudget stimmt ist die Grundvoraussetzung für alles weitere. Und dazu wird wohl bei den weitaus meisten Hunden auch freie Bewegung, Erkundungsmöglichkeiten sowie Sozialkontakte gehören. (Selbst für meinen Terrorkrümel habe ich Möglichkeiten gesucht und gefunden, dass er sich frei bewegen kann sowie mit kompatiblen Hunden Sozialkontakte hat. Und das war alles andere als einfach.)


    Das System bei Hundewelten gehört, so weit ich das beurteilen kann, dagegen eher zu denen, die den Hund regelrecht aushungern. So dass er sich dann an den Hundehalter hält, um wenigstens etwas von dem zu bekommen, was er eben so braucht. Und so ganz nebenher ist es auch nicht das erste mal dass ich den Ansatz von dort höre, dem Halter erst mal zu zeigen wie gut man ihm doch den Hund abspenstig machen könnte - und das finde ich ehrlich gesagt eine ziemlich miese Nummer.

    Wie das draußen sinnvollerweise läuft kommt wohl auch schwer auf den einzelnen Hund an. Hab ich einen Workaholic, dann wäre es total kontraproduktiv dem auf einem normalen Spaziergang irgendwas anzubieten - die Folgen wurden hier schon beschrieben. Hab ich aber umgekehrt einen Hund, der dazu neigt sich geistig und womöglich auch körperlich abzusetzen, dann kann es total sinnvoll sein auf Spaziergängen immer wieder Programm einzubinden. Ist mein Hund leicht verunsichert, dann finden diese Programmpunkte möglichst an den immer gleichen Stellen statt; ist er schnell gelangweilt, dann macht es Sinn das Programm immer an anderer Stelle und eher überraschend anzubieten. Von daher fände ich es total schwer zu sagen, wie es nun "richtig" ist.


    Was ich aber als Faustregel schon sinnvoll finde: Je mehr der Hund einen richtigen "Job" hat, desto weniger würde ich daheim und auf Spaziergängen mit ihm machen. Da soll der Spaziergang dazu da sein, die Seele zu lüften und mal einfach abzuschalten. Hat der Hund aber "nur" die Spaziergänge und die Wohnung, dann sollte man schon eher gucken wo sich da ein wenig Spannung und auch Anspruch einbauen lässt. Wenn das Krümeltier trailen war, oder wir auf dem Hundeplatz richtig was gemacht haben, dann ist den Rest des Tages auch Ruhe angesagt, und der Spaziergang einfach nur "Schnüffelzeit". Hatten wir aber zwei volle Tage auf der Arbeit, wo der Krümel schon den ganzen Tag über mehr oder weniger nur rumgelegen und geschlafen hat, dann freut er sich sehr wenn ich unterwegs die kleinen Dummies auspacke, oder wir abends ausführlich tricksen.

    Ich fand es ehrlich gesagt gerade immer schön, dass für meine Zwerge auch daheim genug Platz war, um dort richtig zu spielen. Mit meinen früheren Hunden war das ein netter Bonus, mit dem Terrorkrümel ist es Gold wert. Da hab ich so lange gebraucht, um ihm draußen eine gewisse Gelassenheit zu vermitteln, und selbst jetzt noch ist das mit den Außenreizen für ihn oft noch sehr anstrengend. Da tut es ihm einfach gut, in völlig geschützter Umgebung sich mal richtig gehen lassen zu können. Dabei machen wir meist kleine Beutespiele, auch Kontaktspiele gehen inzwischen. Aber auch neue Übungen aufbauen geht daheim zunächst am besten, bevor ich das nach draußen verlagere. Trotzdem dreht er drinnen nicht über, sondern weiß genau wann seine Zeiten sind und wann nicht. Wobei er jederzeit gerne anfragen darf, ob ein Spielchen drin wäre; so lange er ein "jetzt nicht" problemlos akzeptiert, finde ich das völlig ok.


    Ansonsten hab ich ihn auf dem Spaziergang gerne möglichst entspannt - das hat aber wie oben gesagt mit seiner allgemeinen Reizempfänglichkeit zu tun. Deshalb möchte ich das emotional mit so viel Ruhe wie möglich verknüpfen. Richtig gepowert wird vor allem auf dem Hundeplatz: Dort hat er den Platz dafür, aber es ist gleichzeitig auch vertraut und geschützt.

    aber dieses ganze übertriebene Getue dazu?

    Glaub ich durchaus. Leute, die sich schon normalerweise in dieser Art verhalten, gibt es überall zu sehen. Dann noch ein Schuss oben drauf weil die Kamera zuguckt, und fertig ist das eindrucksvolle Fernsehbild.

    Ob Drehbuch oder nicht - auf jeden Fall zeichnen sie dort ganz gezielt bestimmte "Typen" von Hundehaltern. Mag sein, dass die Texte bekommen, oder auch nur sehr gezielt ausgesucht werden und dann das ganze noch entsprechend geschnitten. Hauptsache, es werden ein paar Klischees bedient und ausreichend polarisiert. Ich schätze, ein ganz normaler, vernünftiger Durchschnittshundehalter würde halt einfach keine Quote bringen.