Ich denke auch, dass die (rasse- und typbedingte) Grundveranlagung definitiv eine Rolle spielt. Wenn nicht, hätte man sich die ganze Selektion auf bestimmte Verhaltensvorlieben ja sparen können. Das bedeutet aber nicht, dass diese Veranlagungen ein festgeschriebenes Schicksal sind, bloß machen sie es eben manchmal etwas leichter oder eben auch schwieriger in bestimmten Bereichen - wie eben auch diesem Punkt, wie viel Aufmerksamkeit ein Hund will-braucht-verträgt.
Konkret zur Ausgangsfrage: Was mich etwas verblüfft, wie weit da eine gewisse "Normalität" offenbar gar nicht mehr selbstverständlich ist. Ich hab mir ehrlich gesagt nie groß Gedanken gemacht, ob mein Hund einen Schaden nehmen könnte wenn er mal nicht oder umgekehrt zu viel beachtet wird. Dabei hab ich ihn auch immer mit dabei, er begleitet mich von Anfang an täglich auf die Arbeit; umgekehrt lebe ich allein mit ihm, einerseits also sehr eng, andererseits gibt es keine Ersatzmöglichkeit für ihn wenn ich gerade keine Zeit habe. Mir ist nie der Gedanke gekommen, dass das ein Problem sein könnte.
Schon von Welpe an war zum Beispiel klar: Wenn ich auf der Arbeit mit den Kindern beschäftigt bin, hat der Krümel Sendepause. Geht gar nicht anders. Und so hat er schon als Welpe ganz schnell angefangen, diese Zeit zu verschlafen. Das tut er heute noch, und unzählige Eltern haben sich schon verblüfft darüber geäußert, dass man ihn ja gar nicht bemerkt und wie er nur in all dem Trubel und Lärm tiefenentspannt schlafen kann. Umgekehrt weiß er auch genau, wann er "dran" ist, zum Beispiel wenn ihm die Kinder nach ihrem Frühstück ein Leckerli geben dürfen: Dafür wacht er auf, um danach wieder schlafen zu gehen. Ist halt so, hat sich aus unserem Leben ergeben, da muss ich nix künstlich abtrennen. Genauso mittags auf der Arbeit, ich sitze am Laptop und mache Schreibkram, er liegt meist auf Kontakt neben mir. Wieso auch nicht? Er fordert dabei nix von mir, ich nicht von ihm, zusammen sind wir trotzdem gern. Ähnlich läuft es daheim. Sitze ich so wie jetzt auf dem Sofa, liegt er auf Kontakt bei mir. Renne ich für die Hausarbeit rum, geht er dann doch lieber ins Nebenzimmer in seine Faltbox, wo er seine Ruhe hat. Wenn er meint, jetzt wäre ein kleines Spiel eine gute Idee, meldet er sich - und ich gehe darauf ein, oder eben auch nicht.
Kurz gesagt, ich hab mir nie einen Kopf darum gemacht, ob ich meine Hunde mehr oder weniger beachten sollte. Wir leben zusammen, fertig. Und das, obwohl er wie seine Vorgänger vor ihm zugegeben für mich das Wichtigste auf der Welt ist - das Wichtigste ja, der Nabel der Welt allerdings nicht. Deshalb fand ich auch den Gedanken, ob es für Alleinlebende nicht schwieriger ist, da nicht in ein Extrem zu rutschen, echt spannend. Denn ich hätte es sogar eher umgekehrt vermutet: Mein Alltag muss ja laufen, alles selbst erledigt werden - wie in aller Welt soll ich denn da die Zeit und Kapazitäten aufbringen, rund um die Uhr meinen Hund zu begucken?