Zum Thema habe ich auch einen Beitrag - Achtung - lang:
Ich musste vor mehr als zehn Jahren beruflich nach Kreta - ungewohnte Situation, etwas stressig beruflich, die Umstände ebenso.
Ich wusste um die fürchterliche Situation der Strassen- und insbesondere Kettenhunde dort und habe mich im Vorfeld über Tierschutzorganisationen in der Nähe informiert, um für den Fall der Fälle potentielle Ansprechpartner zu haben.
Am sehr frühen Morgen vor einem sehr wichtigen Termin für das Team und mich war ich joggen. Auf dem Rückweg wurde ich auf eine junge Hündin (Bracken-Mix?, ca. 6 Monate) aufmerksam, die an der Kette auf einem verwahrlosten Grundstück lebte. Ich ging zu ihr - sie hat sich vor Freude fast überschlagen. Der Pflegezustand war erbärmlich, dazu kein Wasser, vergammelte Essenreste, kein Schatten, überall Exkremente und erbärmlicher Gestank. Die Hündin war sehr anschmiegsam und hat die Zuwendung sehr genossen. Aufgrund des Termindrucks musste ich los und war kaum in der Lage, die anstehenden Termine durchzustehen - ich konnte kaum aufhören, zu heulen.
Am Abend habe ich ihr Wasser und Futter gebracht und bin bei ihr gebleiben, so lange ich konnte.
Am nächsten Morgen ebenso - von jungen Griechen wurden die Hündin und ich mit Steinen beworfen. Ich habe Kontakt zum örtlichen - britisch geführten - Tierschutzverein augenommen, die Mitarbeiter sahen keinen Handlungsbedarf, weil es der Hündin nicht schlecht genug ging. Ok.
Am Abend nahmen die Eigentümer Kontakt zu mir auf, wir haben über die Haltung sprechen können und letztendlich haben sie mir die Hündin geschenkt.
Daraufhin konnte ich einen Tierarzt finden, der die Ausreise vorbereitet hat: etwas geschummelte Impfungen, chippen, EU - Heimtierausweis etc.. Dann habe ich Halsband, Geschirr, Näpfe, Futter und eine Transportbox gekauft und den Hund für den Rückflug in drei Tagen angemeldet.
Dann konnte ich sie abholen. Wir wohnten mit den Kollegen in einem großzügigen Ferienhaus mit Garten. Ein Kollege hat kurz nach ihrer Ankunft das Tor offengelassen - sie lief auf die Strasse, ich habe sie gerufen - und sie kam sofort zurück zu mir.
Weil sie so stank, habe ich mit ihr im Garten geschlafen. Die Kollegen haben in den Tagen vor der Abreise Tagesausflüge unternommen, ich bin mit dem Hund im Haus geblieben, bin mit ihr spazierengegegangen und habe sie behutsam an die Box gewöhnt. Kontaktliegen und Kuscheln war die Hauptbeschäftigung. Mein seit Tagen getragenes T-Shirt habe ich für den Flug in die Box gelegt.
Der Rückflug war fürchterlich. Aufgrund ihrer Größe ist sie in der Box im Frachtraum gereist, wenigstens durfte ich sie bis zum Verladen begleiten. Mit einer Airline-Mitarbeiterin habe ich gemeinsam über das Elend der Hunde auf Kreta und diese gerettete Seele im Besonderen geheult.
In Deutschland angekommen, hat sie sich prächtig entwickelt, wir hatten zwei Wochen Urlaub auf dem Land mit 2 Hektar sicher eingezäuntem Seegrundstück. Nachdem sie zum ersten Mal den See genießen konnte, hat sie nie wieder - wie vorher auf Kreta so oft, um die Pfoten zu kühlen - einen Wassernapf umgeworfen - als würde sie wissen, dass nie wieder Mangel herrschen würde. Schwimmen wurde zu ihrer großen Leidenschaft. In diesen zwei Wochen hat sie das 1x1 des Grundgehorsams blitzschnell gelernt. Unsere beiden Familienhündinnen haben den Wirbelwind sehr gut aufgenommen, auch unsere drei Katzen waren angetan. Mit einer der Katzen war sie sehr eng befreundet.
Ihr Jagdtrieb war ausgesprochen ausgeprägt und vor lauten Maschinen hat sie Zeit ihres Lebens große Angst - der Flug? Vielleicht.
Wir haben sie Gaia genannt.
Knapp fünf Jahre war sie bei uns - die liebe Seele ist urplötzlich an einem malignen Lymphom erkrankt und starb mit knapp fünf Jahren.
Sie fehlt noch immer.
Zeit ihres Lebens hat sie im Kreis geschissen - als wäre die Kette noch am Halsband.
Wir haben sie an ihrem Lieblingsort begraben.
Beim Schreiben heule ich schon wieder.
Danke, liebe Gaia.
Ich würde es immer wieder so machen.