Liebes Forum,
ähnliche Themen gibt es zuhauf, ich habe aber leider keines gefunden, das wirklich meinen Voraussetzungen entspricht. Deshalb habe ich mich für einen neuen Thread entschieden.
Unser kleiner Balou stammt aus dem Ungarischen Tierschutz, ist jetzt 7 Monate alt und erst seit einem knappen Monat bei uns. Anfangs hatten wir zwei Wochen frei und der Kleine entwickelt sich wirklich großartig. Auch in der Hundeschule macht er sich toll. Es gibt nur leider ein großes Problem für ihn und sein Leben bei mir im Büro.
Kurz zu unserem Alltag: Ich arbeite in einem Großraumbüro, genauer gesagt einer Redaktion. Er hat dort seinen Rückzugsort, eigentlich schläft er auch 90 Prozent meiner Arbeitszeit. Vor der Arbeit gehe ich täglich 45 Minuten bis eine Stunde mit ihm spazieren, lasse ihn dabei auch frei laufen und rumtoben. Außerdem machen wir kleinere Suchspielchen, da sonst sein Spieltrieb noch nicht wirklich geweckt wurde, ebenso wie Apportieren & Co. In der Mittagspause gibt's natürlich nochmal einen ausgiebigen Spaziergang mit Beschäftigung.
Das liest sich alles super und ich empfinde es auch als wirklich große Leistung dieses kleinen Wesens, das da völlig aus seinem Umfeld gerissen wurde. Leider "muss" er perspektivisch zum Bürohund werden. Und eigentlich hat er es hier auch gut. Sobald ich aber aufstehe, sei es für ein Meeting oder einen Toilettengang, geht das Jaulen los. Meist ist sein Verhalten eher ein Fiepsen, das sich schnell legt. Er hat aber auch Tage, an denen er völlig "durchdreht". Dann wird gebellt, gejault und gewinselt – und das in einer Lautstärke, dass das ganze Büro zuhören kann.
Jetzt kam es natürlich wie es kommen musste. Trotz großen Verständnisses all meiner Kollegen "müssen wir das Problem bald mal in den Griff bekommen", so die Chefin. Das Problem für mich: Zuhause haben wir das Alleinsein sehr langsam trainiert. Es ist nach dieser kurzen Zeit natürlich immer noch nicht perfekt. Er fiepst aber eigentlich nur noch kurz und kommt nach 20-30 Sekunden zur Ruhe – und schläft. So wäre es im Büro auch absolut in Ordnung. Hat jemand eine Idee, wie wir seine Fähigkeit von Zuhause ins Büro transferieren können? Ich habe es natürlich auch im Büro mit langsamem Aufbau probiert – es stellt sich aber keine Besserung ein.
Ein weiterer schwieriger Punkt: Einer meiner Kollegen, der leider ein wenig tollpatschig und noch dazu ein recht fülliger, großer Mensch ist, hat es mal zu gut gemeint und wollte das kleine Häufchen Elend trösten. Dabei hat er leider die falschen Maßnahmen ergriffen, ist ohne Beschnuppern auf ihn zugestürmt und hat ihn sofort gestreichelt, auch im Gesicht. Das ist absolut ungut gelaufen und eigentlich hatte ich alle Kollegen auch entsprechend vorbereitet. Leider hat es in dem Fall nicht geholfen. Balou bellt und knurrt diesen Kollegen seitdem konsequent immer an. Langsames Annähern habe ich versucht – keine Chance, er gerät sofort in Rage. Das Erlebnis scheint ihn also echt langfristig verstört zu haben. Ansonsten ist Balou wahnsinnig umgänglich, bei Menschen wie bei anderen Hunden oder auch Katzen. Habt ihr hier eine Idee, dass er den Kollegen zu akzeptieren lernt? Er muss ihn nicht mögen und sich auch nicht streicheln lassen. Aber der Kollege läuft zwangsläufig immer wieder an meinem Platz vorbei und Balou ist sofort in Action.
Wie gesagt: Ich habe versucht, die besten Voraussetzungen zu schaffen. Er hat seinen eigenen Platz, er mag alle Kollegen, hat gelernt, im Büro Ruhe zu geben und macht das wunderbar. Nur dieser eine Kollege und das Alleinsein will einfach nicht besser werden. Für Tipps, Ratschläge und Anmerkungen aller Art bin ich absolut dankbar!
Vielen Dank :)