Oh willkommen in meinem Leben. Ich konnte meiner Hündin wirklich viele ihrer Flausen abtrainieren, aber Besuch verbellen... ohje ohje.
Aufs Körbchen schicken, kein Problem - dann bellt sie eben dort weiter. In einen anderen Raum stecken? Super, dort kann man auch bellen.
Part 1 bei mir war, dass die Klingel nicht mehr bebellt wird. Ich habe da nicht mit Handyaufnahme gearbeitet, glaube meine Hündin würde den Unterschied bemerken und differenzieren, klingt ja doch irgendwie anders und man reagiert auch anders. Unser Vorgehen war also folgendes:
- Klingelton umstellen, damit man das Ritual etwas ausbremst beim Trainingsstart
- Ganz oft "positiv" klingeln lassen. Zu zweit natürlich einfach. Kommt wer aus der Familie heim, wird geklingelt. Ganz schnell ist die Klingel etwas positives.
- Klingeln lassen und nicht reagieren (Freunde kommen vorbei und klingeln einfach, ohne rein zu wollen)
- Negatives Klingeln vermeiden (Klingel ausschalten?) oder alternativ nicht reagieren (Postbote, tut mir leid...)
- (unbekannte) Freunde/Handwerker etc. terminlich so legen, dass der Hund zur Not wo anders ist (Gassi mit Partner?)
- Wichtig ist, dass das alte Ritual unterbrochen wird und das klappt nur, wenn es quasi ausfällt und eben nicht die ganze Zeit wieder negativ geklingelt wird
Ja, das ist nervig, aber leider ist so ein "antrainiertes" Verhalten nicht einfach so wieder änderbar, wenn es immer wieder abgerufen wird.
Sooo Part 2: Besuch kommt wirklich!
Da hängen wir auch gerade fest. Unsere Trainerin hat das Thema Klingel hierzu noch optimiert.
Es klingelt? Wir stehen auf, Hund kommt mit, Leckerchen fliegen in den Nebenraum. Haustür wird NICHT geöffnet. Es soll das Ritual entstehen: Es klingelt, Hund flitzt schon ohne Nachdenken in den "Warteraum".
Das Ganze ist recht komplex aufgebaut (und auf unseren Wohnungsbau abgestimmt). Ziel ist, dass der Hund Klingeln sehr positiv verknüpft und nicht bereits negativ startet, bevor der Besuch überhaupt zu sehen ist. Außerdem soll die Individualdistanz stimmen, damit der Besuch mit Hund sich nicht zu nah kommen im Eingangsbereich.
Wenn der Hund dann also nach Wochen happy in seinen Raum springt, wird ein Hundegitter davor angebracht. Gitter zu, vorher Leckerchentornado. Man beginnt irgendwann damit, die Eingangstür zu öffnen, ohne dass da wer steht. Leckerchen fliegen. Später sagt man beim Öffnen auch "Hallo" in die Luft. Leckerchen fliegen. Irgendwann steht da wirklich wer - Leckerchen fliegen (er kommt aber nicht rein und nur kurz "Hallo" für das Gewöhnen an fremde Stimmen). Das weitet man immer und immer mehr aus. Geht zu zweit natürlich noch besser mit Leckerchentiming.
Irgendwann kann der Besuch eintreten. Da unser Hund die Kontrolle will, ist ihre Bestrafung quasi "aus ihrer Sicht verschwinden", sollte sie bellen. Hört sie auf, nähert man sich wieder, immer Leckerchenunterstützung. Irgendwann geht der Besuch mit mir rein (Hund bleibt in seinem Raum, kann aber alles hören und sehen). Du siehst, extrem kleinschrittig, eigentlich soll der Hund nie mehr bellen, erst dann folgt jeweils nächste Schritt.
Noch später folgt Anleinen und Hund zum Besuch in den eigen vier Wänden mitnehmen. In Abstand festbinden (kein Kontakt zum Besuch ohne Erlaubnis) im selben Raum und wie immer Leckerchen. Wir arbeiten zusätzlich mit Klicker. Große Frage des Timings. Liegt der Hund brav, immer wieder reinklickern zur Bestätigung. IRGENDWANN klappt das Ritualisiert. Da sind wir selbst noch nicht angekommen. Natürlich kann der Hund irgendwann, wenn er entspannt ist, seinen Platz verlassen und zum Besuch gehen.
Das ist natürlich auf meinen Hund abgestimmt. Sie ist Typ "hysterisch werdend" und schlecht sozialisiert, territorial orientiert und nicht wirklich unsicher (dachte ich erst, aber die Trainerin hat das abgecheckt und festgestellt, dass Sunny eher forsch und nicht ängstlich agiert). Außerdem möchte sie die Kontrolle behalten.
Roman Ende.