Beiträge von LostRealist

    Veranlagungssache ist das auf jeden Fall, ebenso eine Sache der gemachten Erfahrungen. Easy würde ich da momentan in so einer Situation keinen Meter über den Weg trauen. Sie hat anlagebedingt ohnehin ein ziemlich "gesundes" Misstrauen gegenüber Fremden, das wir schon sehr gut im Griff haben, aber wenn's dann laut und aggressiv würde, würde sie wahrscheinlich ordentlich nach vorne gehen. Das ist bei ihr auch vordergründig Show, man will sich ja auch nicht wirklich mit 'nem Wolf beißen müssen, aber die Herde muss verteidigt werden und da sie für einen reinen Hütehund schon fast ein bisschen groß ist würde ich schon davon ausgehen dass die Anlagen es auch hergeben, dass sie aktiv wird. Sie ist aber schon immer ansprechbar, wenn sie in den Abwehrmodus schaltet, auch als es noch so richtig wild war. An und für sich will sie diese Verantwortung nicht übernehmen müssen und wird lernen, dass ich das auch auf keinen Fall von ihr will.


    Unsere letzte Hündin war da anfangs ähnlich, sie war Border Collie x Malinois. Das hörte aber schon vor ihrer ersten Läufigkeit auf, als ein Gast meiner Großeltern sie daraufhin mal laut und deutlich ansprach, einen Schritt auf sie zumachte und meinem Vater die Hand gab. Dieser eine peinliche Misserfolg als junges Mädchen war genug um ihr das Beschützen für immer zu verhageln und das war gut so. Da war einiges an dahingehender Veranlagung da, aber die gemachte Erfahrung war, dass das Beschützen sinnlos ist, weil sie's nicht hinbekommt. Dann kam noch viel hundehaltender Besuch mit den Taschen voll Leckerlis und der zutraulichste Hund aller Zeiten war entstanden. :ugly:

    Bei uns ist das auch in erster Linie Impulskontrolle. Easy ist die ersten 8 Monate ihres Lebens komplett in Tierheimen ohne wirkliche menschliche Einflussnahme aufgewachsen - die kannte das gesamte Konzept von Regeln und Grenzen einfach nicht. Sie ist nach jetzt 2 1/2 Monaten immer noch dabei zu begreifen, warum man manchmal halt nicht macht, was man grad machen will.
    "Sitz" und "Hold" lief schon, aber eine aufgehende Tür war einfach viel zu spannend. Das Abenteuer, die Freiheit, die Katzen die dahinter warten könnten sind ein extrem hoher Reiz. Der musste bei uns einfach gezielt angegangen werden, denn sie hat nicht nur ebenfalls Kugelgelenke in der Wirbelsäule sondern ist auch sehr gut darin, sich kreative Lösungsmöglichkeiten einfallen zu lassen, um ihren eigenen Willen zu bekommen. Da kam's uns halt sehr recht, diese Übung mit Türen durchzuziehen, bei der sie sehr kleinschrittig lernt dem heftigen Impuls nicht nachzugeben und vor allem: Darauf zu vertrauen, dass sie bekommt was sie möchte, wenn sie meine Wünsche respektiert. Da gibt's natürlich noch 1000 andere Übungen für und 160 davon machen wir auch ab und an, aber so konnte ich ihr ganz speziell den Impuls nehmen, den eine offene Tür bei ihr ausgelöst hat. :ugly:


    Sitzen an der Bordsteinkante muss sie allerdings auch nicht. Bei "Straße" kommt sie zu mir und lehnt sich an meine Schienbeine. Fand ich sinnvoller, weil sie so nicht irgendwann mal auf die Idee kommen kann kurz den Hintern abzusetzen und dann loszustiefeln, sondern sie Straßen immer zwangsläufig mit Körperkontakt zu mir verbindet. Mittlerweile macht sie das manchmal von sich aus, wenn in der Nähe ein Auto vorbeifährt. :smile:

    Wenn ein Hund knurrt und beißt, dann würde ich nämlich annehmen, dass ihm das nicht (mehr) gefällt.

    Da bin ich mir gar nicht so sicher. Sofern tatsächlich kein gesundheitliches Problem vorliegt, wovon ich schon doch ausgehen würde (und wenn's ein quer sitzender Pups ist...), würde ich auch an die "Der will Spielen"-Theorie glauben. Ist natürlich ohne die Körpersprache zu sehen und das Knurren zu hören schwer zu beurteilen, aber Spielknurren gibt es ja auch und etwas überschnappig sind ja nicht wenige junge Hunde.


    Ich würd's dann aber trotzdem so interpretieren wie du und dem Hund das deutlich machen. So dass er versteht, wie Knurren und Beißen auf seine Spielpartner wirkt, auch wenn er's freundlich meint. Also sofort Hände weg und vielleicht auch etwas Abstand zum Hund herstellen. Wenn er dann wieder ankommt und zum Streicheln auffordert würde ich darauf auch eingehen, aber nur so lang bis er wieder anfängt zu Knurren. Knurren = Leute gehen auf Abstand. So soll es ja eigentlich sein.
    Da wäre dann aber wirklich wichtig dass man sich sicher ist, dass er das nicht zur Abwehr von irgendwas tut, denn sonst gibt man ihm ja Erfolg. Wenn ich dabei das Gefühl hätte es treten nicht wenigstens minimale Veränderungen in dem Verhalten ein würd ich mein Vorgehen dahingehend überdenken.

    Zeigen & Benennen empfehle ich euch auch wärmstens. Das hilft nicht nur solche Situationen von Anfang an unter Kontrolle zu behalten sondern vertieft auch das Vertrauensverhältnis zum Hund. Es lohnt sich ganz heftig!


    Irgendwie musste ich an eure Gina denken, als ich gestern Nacht im Bett lag. Ich glaube ich weiß ganz genau, wie ihr euch mit der Situation fühlt, mit dem Mauli und alles... am Ende will sie ja auch nur ein Hund sein, der geliebt und akzeptiert wird und seinen Platz in seiner Welt hat, der nichts dafür kann dass es ihm manchmal schwer fällt. Und da ich sicher bin, dass ihr ihr die ersteren bieten könnt bin ich auch sicher, dass ihr der "Sichere Hafen" für sie sein könnt.
    Knuddelt sie heute einmal extra, von mir, okay? :streichel:

    Der Kleber auf dem Klett ist selten so toll wie er sich anfühlt. Der soll rückstandslos ablösbar sein von so ziemlich allem und ja, das ist er, das kann man nicht bestreiten. Dass der auf etwas glattem wie einem Kunststofffensterrahmen dauerhaft klebt kann ich mir echt nicht vorstellen. :ka: Und da du ja wahrscheinlich weder den Rahmen anrauen, noch mit Heißkleber oder so wirst arbeiten wollen... vielleicht Poster/Power Stripes? :ka:

    Programm runterfahren, Ruhe reinbringen.Für mich sieht das nach zu viel Action aus.

    Möglich.
    In erster Linie aber, und das möchte ich noch einmal mit Nachdruck betonen: Tierazt, Tierazt, Tierazt, Tierazt, Tierazt, Tierazt, Tierazt, Tierazt, Tierazt, Tierazt, Tierazt, Tierazt. Geht da kein Risiko ein. Ich habe keinerlei Erfahrung mit Kleinhunden, das lege ich gern offen, aber dieses Verhalten erscheint mir auch für einen überlasteten Hund recht abnormal. Damit wäre ich morgen früh beim TA.

    Danke fürs Übersetzen. :ops:
    Im Prinzip ist es das ja, was wir geübt haben. Allerdings bisher erst mal an der Haustüre und das klappte ja bis vor kurzem wie gesagt auch ganz gut.
    Das "nicht anspringen" (von wegen Manieren) ist noch mal ein anderes Thema, was wir dringend üben müssen! :roll:

    Kein Thema. Ganz wichtig ist dabei den Hund nicht festzuhalten, wenn er los will, sondern schnell genug die Tür zuzuhaben. Notfalls Schleppleine dran falls ein Entkommen gefährlich wäre. Der Hund soll ja Selbstkontrolle lernen, nicht das von dir kontrolliert werden.


    Easy hat ein Handzeichen gelernt, auf dass sie an mir hochspringen darf, das hat das sonstige Springen sogar ein Bisschen verringert. Aber pssst, nicht weitersagen: Inklusive mir handelt hier niemand auch nur ansatzweise konsequent richtig, um ihr das abzugewöhnen... und ich hab mir für's Erste eingestanden, dass sie dabei zu niedlich und auch echt vorsichtig ist, als dass ich da wirklich konsequent handeln könnte. Ähnlich wie mir eines morgens, als sie sich heimlich neben mich ins Bett gequetscht hatte bewusst wurde, dass ich die "nicht mit ins Bett"-Regel nie und nimmer konsequent werde durchsetzen können, also wurde sie abgeschafft. :herzen1:

    Wenn ich jetzt noch englisch könnte... :mute:

    Grob umrissen lernt der Hund da sich hinzusetzen und auf Freigabe zu warten bevor es durch irgendeine Tür geht.
    Du fängst an indem er sich vor die Tür setzt und du die Tür langsam ein kleines Stück öffnest. Sobald der Hundehintern den Boden verlässt, geht die Tür wieder zu. Bleibt er unten geht die Tür zeitgleich mit einem Freigabekommando auf. Kleinschrittig weiter so, yadda yadda yadda, der Hund lernt Türen nur auf deine Freigabe hin zu durchschreiten, auch wenn sie weit offen stehen. Muss natürlich öfter an verschiedenen Türen konditioniert werden.
    Easy kann das schon an ganz vielen Türen unaufgefordert! Das ist megapraktisch um z.B. zu verhindern dass sie wie die geölte Concorde den langen Flur meiner Eltern runterknallt wenn wir da zur Tür reinkommen, wie sie's anfangs tat sobald die Tür aufging. Ebenso geölt konnte sie sich an der Wohnungstür bei uns an einem vorbeischmieren, jetzt kann ich dir Tür weit offen lassen und sie sitzt davor. So ein bisschen Benehmen an der Tür ist echt angenehm und eigentlich auch flott gelernt. :)

    Ist das dann im Grunde nicht ein "Sitz" ?

    Eigentlich ist das eine Art "Bleib". Bei uns heißt das "Hold" - "Bleib genauso wie du jetzt bist". Bei "Sitz" kann das "Bleib" schon impliziert sein, wie bei euch offenbar, oder das "Bleib" wird als Zusatz genommen, wodurch "Sitz" dann also nicht von Dauer sein muss. Ich mach das so, das macht mehr Spaß.
    "Warte" kennt Easy auch, das heißt "Ich geh schnell eine Rauchen" :lol: