Ich seh den Thread jetzt erst...
KimbaFlausch
Erstmal mein aufrichtiges Beileid. So ein Hund ist manchmal oft wirklich schwer zu ertragen und belastend. Das klingt hart, aber es ist bittere Realität. Ich lebe seit mittlerweile knapp 2 Jahren mit so einem Hund - die Parallelen sind wirklich sehr groß. Meiner war zB auch ein ganz toller, unkomplizierter Welpe und es fing schalgartigm it ca. 9 Monaten an. Als rüde natürlich ohne Läufigkeit, aber vermutlich in einem ähnlichem Alter wie bei eurer?
Anfänglich haben wir auch mit Trainer und Tierarzt so ein bisschen "rumgedoktert". Da hieß es auch nur abwechselnd "der ist gesund, der hat ein psychisches Problem" und "der ist halt so".
Nach und nach kristallisierte sich aber ein Problem nach dem nächsten heraus.
Thema Gesundheit:
Von den bekannten Sachen sind es hier. Magenprobleme (evtl auch Darm), zwischenzeitlich auch kurz Blase, im gesamten Körper mehrere kleinere Entzündungen und ganz krass im gesamten Hund Blockaden, Verspannungen und Muskelverhärtungen. Letzteres resultiert vermutlich aus der permanenten Anspannung und eventueller minimalster Schonhaltungen wegen dem schmerzhaften Bauch. Der Hormonhaushalt spielt bei ihm zusätzlich ganz krass mit rein. Ohne dass er ein "oversexed" Rüde ist, hatte er damit richtig Probleme. Aktuell ist er gechippt und ich überlege derzeit hin und her mit der Kastration.
Daher mein Rat, lass den Hund auf links drehen, so richtig. Check sämtlicher Organe, Hormonprofil, Phsio/Osteopathie. Verhaltenstierarzt finde ich da einen sehr guten Tipp!
Ich dachte bis vor kurzem zB, dass wir das Magenproblem endlich abgeschlossen haben, weil er nun seit mehrere Monaten symptomfrei ist. Aber denkste...ein gezielter Griff (also zur Überprüfung bei der Untersuchung, ohne Druck) in die Magengegend von einer Osteopathin und der Hund ist fast an die Decke gegangen. Da müssen wir jetzt also auch wieder ran.
Thema körperliche Auslastung:
Sehr schwierig bei so einem Hund. Meiner ist auch ein absoluter Bewegungsjunkie. Körperlich ist der nicht müde zu bekommen, kennt kein Ende. Bei ihm ist es (mittlerweile) tagesformabhängig, ob Austoben positiv oder negativ ist. Es gibt Tage da würde er sich genauso wie deine Hündin dadurch vollkommen abschießen. Er rennt dann einfach kopflos, Kamikazemäßig (also wirklich gefährlich) irgendwo hin. Der sonst wirklich gut hörende Hund ist nicht mehr ansprechbar. Er rennt und rennt und rennt. An anderen Tagen hilft ihm aber genau das. Da kann er dann wirklich unbeschwert springen, toben, Energie raus lassen und man sieht ihm die Lebensfreude an. Nicht dieses zwanghafte Brettern. Mittlerweile kann ich ganz gut einschätzen, wann das Powern gut ist und wann nicht. War am Anfang aber wirklich schwer. Was aber fast immer ging, war Rennen am Rad in reizarmer Umgebung. Das war für ihn beinahe wie Therapie.
In dieser hohen Erregungslage war es bei ihm kein Bellen, sondern Fiepen. Konstant. Das zerrt dermaßen an den Nerven... Daher hast du mein vollstes Mitgefühl. Mich hat dieses Geräusch unterschwellig aggressiv gemacht. Selbstverständlich habe ich das an ihm nicht ausgelassen. Aber diese Anspannung hat er natürlich gemerkt und es wurde noch schlimmer. Ein Teufelskreis
Es gab Tage da brauchte er Pause und es gab Tage da brauchte ich von ihm Pause. Sonst wäre ich ihm an die Gurgel gegangen. Obwohl er natürlich für sein Verhalten absolut nichts konnte, das war zwanghaft und er fühlte sich selbst alles andere als wohl dabei. Ich habe das Glück eines kleinen Gartens. Dann gab es eben nur das. Oft dachte ich mir an diesen Tagen auch "der arme Hund, der kommt ja gar nicht raus". Aber ich halte entspanntes im Garten sein mit ein bisschen Spielen, in der Sonne liegen, tricksen etc für sehr viel besser, als Gassi im absoluten Stresspegel. Ein halbstündiger Spaziergang im hohen Stresspegel hatte hier zur Folge, dass der Hund 2-3 Tage kaum zur Ruhe kam. Was in seinem Fall hieß: so gut wie kein Schlaf, Unruhe, verordnete Ruhe führte zu Pfoten beißen, Magenprobleme, Bellen bei jedem Geräusch, Fiepen, Fiepen, Fiepen. Das ist der Horror, auch für den Hund. Und dann ist keine körperliche Auslastung die bessere Alternative.
Thema Fütterung:
Dem Hund geht's offenbar nicht schlecht, aber bei der Situation würde ich auch versuchen ein bisschen Ruhe reinzubekommen. Hier war nicht Verstopfung das Problem, sondern Kotzanfälle. Bei Trockenfutter am Schlimmsten. Deswegen habe ich eine Weile auch nur Nassfutter gefüttert. Bei dem einen Klinikbesuch fiel dann aber auf, dass er Ketonkörper im Urin hatte. Da Diabetis ausgeschlossen werden konnte war klar, dem Hund fehlen Kohlenhydrate. Damals konnte er auch egal welche Menge fressen, man konnte immer jede einzelne Rippe ohne Druck sehr deutlich spüren. Vielleicht solltet ihr da auch etwas abändern.
Thema Ruhe:
In der schlimmsten Phase nachdem wir wirklich, wirklich viel (unter anderem die von mir gehasste, geschlossene Box) erfolglos probiert haben, hat hier das Körperband geholfen. Das hat ihn einigermaßen runterfahren und immerhin eine Weile am Stück schlafen lassen.
Bei uns hat es leider nichts gebracht, aber lese dich mal zur Konditionierten Entspannung oder auch isometrische Übungen ein. Vielleicht klappt das bei eurer Maus.
Wenn ihr Nassfutter füttert, bietet es sich vielleicht auch an, den Hund das Futter aus einem Kong oder Toppl heruasschlecken zu lassen. Das Schlecken beruhigt schon ein wenig und sie würde eine Weile ruhig liegen beim herumschlecken.
Thema Auslastung:
Meiner ist auch so eine Intelligenzbestie. Gut und schlecht zugleich. Aber an Tagen wo Gassi gehen mit ihm nicht möglich war/ist konnten wir somit viel tricksen, Suchspiele starten, Gehorsam/UO üben usw. Da kannst du dich mit so einer cleveren Maus ja gut austoben.
Außerdem sind hier etliche Physiohilfsmittel eingezogen, wo wir selbst den ganzen Verspannungen so gut es geht entgegen wirken konnten. In entsprechender Menge und Schwierigkeit lasten die geistig, aber auch sehr gut körperlich aus.
Wir haben jetzt endlich einen Fuß in der Tür und geht nach langen harten Monaten konstant bergauf. Ganz normal wird er sehr wahrscheinlich nicht mehr, damit habe ich mich angefunden. Aber man fängt an sich über ganz neue Dinge zu freuen und Spaß zu finden
Sorry, für den Roman, aber vielleicht hilft er euch ein wenig.