Die wenden Jagdverhalten an, das ist das Problem. Wäre es noch im sozialen Bereich, könnte der anderen Hund zumindest versuchen über Kommunikation gegenzuwirken, aber genau das soll ja nicht sein ... Und sie sind im Jagdverhalten so selektiert, dass sie es im Übermaß zeigen.
Selbst ein "netter" Border Collie, dem das Jagdverhalten ja ebenfalls als Zwangsverhalten auf bestimmte Auslöser hin angezüchtet wurde, hat ein sehr stark herabgesetztes Schmerzempfinden in diesem Rausch. Allerdings ist das nicht das erwünschte Zuchtziel, sondern tritt als Nebenprodukt auf. Bei Hunden für Kämpfe ist es ja auch noch Selektionskriterium, dass sie auf Schmerzen möglichst wenig reagieren (sollen).
Mich verwundert immer wieder, dass Hundehaltern nicht klar ist wie massiv Hormone wirken können und, dass nicht klar ist, dass Hunde null Moralvorstellungen haben, vor allem, wenn sie im Jagen sind ...
ABER - und darauf wollte ich eigentlich hinaus - ist das eben kein normales Verhalten.
Wildtiere jagen und sind auch voll mit Adrenalin und Hormonen. Trotzdem ist die körperliche Unversehrtheit für sie extrem wichtig und sie würden eben nicht "bis zum Umfallen jagen und töten auf Teufel komm raus" - sondern eben nur, wenn es sich lohnt.
Es ist also nicht unbedingt ein "normales, physiologisches Verhalten von Säugetieren" bis zum Äußersten zu gehen, oder sich bei der Jagd lebensbedrohlich zu verletzen.
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Es ist aber auch nicht so undenkbar wir es hier zeitweise klingt. Jagd ist auch für Prädatoren nicht so ungefährlich wie es hier klingt, intraspezifische Konkurrenzkämpfe können teilweise ziemlich eskalieren und interspezifische Konkurrenzkämpfe sind oft bis einer tot ist wenn es so weit kommt.
Ich meine ja, klar, das ist bei Hunden sicher teils übersteigert, aber so sehr wie mancher hier glaubt nun auch wieder nicht...
Was mich hingegen irritiert. Wieso sind die ausgesprochenen Jagdhunde eher seltener von sowas betroffen? Also fehlgeleitetem Beutetrieb?
Fehlgeleitet auf was?
Es gibt drei Triebe die einen Jagdhund scharf machen, jagdlich heißen die Wildschärfe, Raubzeugschärfe und Mannschärfe.
Wildschärfe ist der Beutetrieb. Da sind die Jagdgebrauchshunde normalerweise sehr sauber, da das ihr täglich Brot ist. Aber das heißt eben auch ganz selbstverständlich, dass alle potentiellen Beutetiere in Gefahr sind, nicht nur das was das Jagdrecht kennt. Das scheint auch jeder zu verstehen. Jäger sowieso, aber eben auch Privatmenschen.
Raubzeugschärfe ist im Endeffekt das interspezifische Konkurrenzverhalten. Katzen, Füchse, Marder usw. sind für den Hund keine Beute, die sind Nahrungkonkurrenz und müssen daher weg. Das ist bei Jagdgebrauchshunden im Gegensatz zu anderen Hundetypen und der Wildform meist sehr übersteigert. Aber auch hier scheint niemand sich drüber zu wundern.
Und Mannschärfe ist eben der Schutztrieb. Der ist bei den meisten Rassen absolut unerwünscht, im Gegenteil, Menschen- und Familienfreundlichkeit ist wichtig, bei anderen wurde er jedoch zum Selbstschutz angezüchtet. Heutzutage ist das aber bei keiner Rasse mehr Zuchtziel und die Rassen die darauf selektiert wurden, sind allesamt führige Rassen.
Und, außer beim Weimaraner in Privathand, wird das auch ernst genommen. Ich habe hier ja zwei Vertreter solcher Rassen und ich wurde von den Züchtern darauf hingewiesen und mir wurde erklärt wie ich das handhaben muss bis es mir zum Hals raushing... und das obwohl die Züchter beide wussten, dass ich Erfahrung mit sowas habe. Soll heißen, man ist hier sehr vorsichtig. Hin und passiert trotzdem was, nur sind diese Hunde eher selten in der belebten Öffentlichkeit unterwegs wie die Begleithunde. Da fällt das nicht so auf, bzw. es gibt einfach weniger Berührungspunkte und die sind meist in verantwortungsvollen Händen.
Außerdem, von all diesen Rassen gibt es genau eine die in Privathand auch beliebt ist, eben der Weimaraner.... und der hat ja, auch hier im Forum, schon teilweise einen Ruf der einen an ein Monster denken lässt.