Javik, warum hältst du dir Hunde und nicht nur Topfpflanzen, wenn beide doch gleichwertige Lebewesen sind?
Ich habe nur Hunde, keine Topfpflanzen (und auch keine Terrarien und Aquarien) und für alle gilt die gleiche Begründung, weil Hunde sich bemerkbar machen können wenn der Wassernapf leer ist und das ist erfahrungsgemäß bei einem Schussel wie mir überlebensnotwendig. Deswegen gibt es bei mir tatsächlich im Haus keine Pflanzen, das wäre sinnloser Massenmord.
Was die Pflanzen draußen angeht... soll ich mal meinen Freund an die Tastatur lassen, damit er beschreiben kann, was ich im Frühjahr für einen Riesenaufstand gemacht habe als er mehr Samen aufgegangen sind als gedacht, deswegen das Beet zu klein war und er gemeint hat ich soll meine Babypflänzchen einfach auf den Kompost werfen? Das gab unseren allerersten Beziehungsstreit...
Ansonsten findet man die Antwort ja schon in deiner Frage. Gleichwertig und gleich ist nicht das Gleiche. Jedes Leben hat das Recht mit Respekt (außer Zecken!, und ja zu dieser Inkonsequenz stehe ich) behandelt zu werden, aber es ist eben nicht gleich. Meine Hunde füllen eine andere Lücke als meine Gurken und die wiederum eine andere als mein Flieder.
Du bist nach deinen Erzählungen so aufgewachsen, dass es normal, notwendig und richtig ist, Tiere zu essen. Glaubst du, du hättest Schaden genommen, wenn du gelernt hättest, dass Tiere keine Nahrungsmittel sind?
Zuerst mal eine kleine Korrektur, ich bin mit der pragmatischen Einstellung, dass es kein Leben ohne Tod gibt aufgewachsen. Insofern gibt es für mich diese richtig oder falsch Wertung einfach nicht. Irgendwas muss immer sterben, wenn man sich diese Tatsache in letzter Konsequenz zu Herzen nehmen und vermeiden will, bleibt einem nicht mal mehr Selbstmord als Option, sondern nur nie existiert zu haben. Realistisch also gar keine, man muss also immer irgendwie diskriminieren.
Wie meine Weltanschauungen wären wenn ich vegetarisch oder gar vegan aufgewachsen wäre ist eine sehr interessante Überlegung, die sich im Endeffekt natürlich nicht sicher beantworten lässt.
Aber zwei Gedanken dazu:
Meine Erziehung war sehr freiheitlich und liberal geprägt, etwas restriktives wie strikter Veganismus kann ich mir also nicht vorstellen ohne, dass sich der gesamte Erziehungsstil geändert hätte, da ich nicht sehe wie das vereinbar gewesen wäre.
Der andere ist, dass bei uns eher wenig Fleisch auf den Tisch kam. Meine Mutter hat Fleisch als Massenware verachtet (in erster Linie aus geschmacklichen Gründen), deswegen hat sie sich ja die Mühe gemacht selbst Tiere zu halten und gekauftes Fleisch gabs nur vom Nachbarn oder dem Jäger. Ich war also nie "Hardcore-Fleischfresser" und kann problemlos eine Weile ohne Leben, genau wie ich im Studium aus finanziellen Gründen kaum Fleisch gegessen habe. Nur komplett ohne kann ich nicht und sehe auch keinen Sinn darin zu versuchen mich diesbezüglich zu quälen.
Ob ich Schaden genommen hätte wäre natürlich rein eine Frage der Nährstoffversorgung gewesen. Ansonsten kann ich nur dazu sagen, dass ich im Rahmen der Pubertät sicher Fleisch probiert hätte, wie ich dann reagiert hätte wenn ich es nie zuvor hatte kann ich natürlich nicht sicher sagen... was ich dir aber sagen kann ist, dass ich als Kind komplett insekten- und schneckenfrei ernährt wurde und beides durchaus gerne hin und wieder esse, wenn sich die Gelegenheit bietet.
Und, wenn Pflanzen für dich auch leifensfähige Lebewesen sind, wie stehst du dazu, dass so viele davon an Nutztiere verfüttert werden? Und dann das Nutztier selber auch noch leidet?
Wie gesagt, pragmatisch.
Womit ich allerdings ein großes Problem habe ist eben der Punkt Leiden. Das ist für mich unvereinbar mit dem Respekt der einem Lebewesen zusteht. Ich ziehe nur andere Konsequenzen als es ein entsprechender Vegetarier/Veganer getan hat. Töten um zu leben ja, aber Leid muss soweit irgendwie möglich verhindert werden. Entsprechend ist auch meine Meinung zu kommerzieller Tierhaltung weitestgehend mit der von zumindest Vegetariern übereinstimmend ablehnend. Nur anstatt komplett auf den Konsum zu verzichten stehen für mich eher Themen wie eigene Nutztierhaltung und ein Jagd- und/oder Angelschein als Lösungen im Vordergrund.
Würdest du deinen Kindern erklären, was passiert, damit sie ihr Schnitzel essen können? Würdest du ihnen erzählen, dass sie eine Wahl haben?
Ich hoffe, wie gesagt, dass ich meine Kinder ähnlich aufziehen kann wie ich groß wurde. Auf dem Land, mit Garten und hoffentlich auch etwas Nutzgetier. Und ich werde einen Teufel tun, die in Watte zu packen und ihnen zu erzählen, Schnitzel würden am Schnitzelbaum wachsen.
Und ich hoffe tatsächlich, Kinder zu haben die nicht nur so erzogen wurden, sondern auch selbst darauf kommen, dass man fast immer eine Wahl hat, zumindest theoretisch.
Müssten deine Kinder auch Insekten essen, um alles mal gegessen zu haben?
Jupp, sind lecker, probier mal.
Ich meinte das allerdings nicht als zwanghaft alles mal gegessen zu haben, sondern eher wie: Es gibt Spargelcremesuppe, das Kind hatte noch nie oder vor Jahren das letzte mal welche, also soll es sie probieren bevor es sich eine Meinung bildet.
Ist Geschmack für dich ein hinreichender Grund, um ein Tier zu essen?
Bei richtig gutem Rinderfilet? Oh ja!
Im Ernst, ich esse Fleisch, genau wie vieles anderes, grundsätzlich weil es mir schmeckt, aber ich kann tatsächlich auch nicht ohne.
Das geht ein paar Wochen gut, aber dann brauche ich einfach ein Stück, das reicht dann theoretisch auch erstmal wieder eine Weile, aber, wie gesagt, ich habe tatsächlich "Nebenwirkungen" wenn ich keines esse.
Und dieses "um ein Tier zu essen" zieht bei mir einfach nicht, "um ein Tier leiden zu lassen" würde ziehen.
Ich könnte genauso fragen wie du ein Lebewesen so viel höher bewerten kannst als ein anderes, nur weil das andere dir fremder ist.
Also, ja, ich finde die Antworten wirklich interessant.