Beiträge von Silbenfuchs

    Lindalotte Wenn Kauzeug sie entspannt, würde es dann vielleicht funktionieren, dass sie was zum Kauen bekommt, du sitzt in den 5-10 Minuten ruhig auf der Couch und liest oder so, und wenn sie das leer hat und schön entspannt ist und die Äugeln zufallen, gehst du? So hast du keine Verschluckungsgefahr, aber trotzdem die beruhigende Wirkung und kannst gehen, wenn sie entspannt ist?

    Die Sache ist, sobald ich aufstehe, sind die Äuglein nicht mehr zu. Die gehen sofort auf und folgen mir, und wenn sie dann die Tür hört, steht sie 1 Sekunde später dahinter und quietscht.. manchmal dauert es auch mal ne Minute, aber das ist auch eher tagesformabhängig.. so müde oder entspannt könnte sie wohl gar nicht sein, um mich nicht gehen zu hören/sehen. Ganz selten klappt es abends mal ein paar Minuten, weil draußen dunkel und da denkt sie wohl, wir könnten abends nicht so viel Spaß ohne sie haben, wie tagsüber :hust:

    Hm das war bei uns auch ein Problem, Nimo hat eigentlich nur geschlafen, wenn er mit mir auf der Couch lag oder ich eben auf der Couch saß und er im Körbchen lag. Sobald ich aufgestanden bin, waren die Augen auf und der Verfolgermodus an.


    Ich habe tatsächlich vermehrt darauf geachtet, dass er auch einfach unabhängig vom Alleinsein lernt, in der Wohnung zu entspannen, selbst wenn ich mich hier bewege. Das heißt, er wurde in der Wohnung auch einfach oft mal ignoriert und ich habe mit körpersprachlicher Raumverwaltung gearbeitet. Ich hab ihn also einfach weggeschickt, wenn er mir hinterher ist oder sofort aufgesprungen ist, sobald ich aufgestanden bin, aber ohne ihm ein Kommando wie "Körbchen" oder "Decke" zu geben. Ich hab ihm quasi nur zu verstehen gegeben: "Ich brauch dich hier grade nicht, du hast hier keine Aufgabe - mach gerne was du willst, aber hier hast du grade nix zu suchen." Das hat erstaunlich schnell dazu geführt, dass er da perfekt drauf reagiert und sich nach kürzester Zeit dafür entschieden hat, sich ins Körbchen zu legen und entspannt zu schlafen, egal was ich mache. Und das hatte auch Auswirkungen darauf, dass er eben nicht mehr bei jeder kleinsten Bewegung von mir aufgesprungen ist und es dann mit der Ruhe vorbei war.

    Klar, die Augen gehen auch jetzt noch auf und er schaut kurz, was ich mache, aber weil er weiß, dass es ihn nicht kümmern braucht (ich teile ihm mit, wenn wir Gassi gehen, oder tricksen oder generell eine Aktivität mit ihm ansteht), kann er das entspannt hinnehmen und macht die Augen dann auch wieder zu. Er schaut mir auch hinterher, wenn ich die Wohnung verlasse, aber denkt halt nicht mehr "Oh Gott, was macht die denn grade ohne mich?!", sondern schließt sie danach eben wieder und döst weiter.

    Ich habe das Gefühl, das hat fürs Alleinebleiben ganz viel gebracht, weil er mich nicht mehr ständig im Auge haben muss/will und von Grund auf entspannter ist.

    Ich verlinke dir gerne mal ein Video dazu, dass mir da sehr viel geholfen hat: Video. Ich finde den Ansatz generell sehr gut, bei uns hat er wie die Faust aufs Auge gepasst, weil Nimo eben unsicher ist und gleichzeitig sehr schnell hochdreht und keinen Frust aushält (das war eher unsere Alleinebleiben-Thematik als Trennungsangst, glaube ich) - vielleicht hilft dir ja auch etwas davon :winken:


    Nur noch am Rande: ein aufgebautes Ritual war für uns zusätzlich sehr wichtig, da er dann wusste: "Aaah gleich geht die wieder, ich weiß Bescheid - alles gut". Das Tür-auf-und-zu-Spiel hatten wir anfangs zur Desensibilisierung auch, aber ich glaube, wenn es wirklich darum geht, längere Phasen weg zu sein, wirkt ein Ritual besser, als das Unangekündigten Verschwinden. Das ist bei uns mittlerweile nur die bestimmte Reihenfolge, in der ich die Wohnung ausgehsicher mache (Zeug wegräume, Futtersack hochstelle usw.), kurz ins Bad verschwinde, die Lichter im Flur anmache, kurz auf der Couch sitze, Aufstehe, die Kameras anmache, Jacke und Schuhe anziehe und mich mit meiner Abschiedsformel verabschiede. Das hat ihn viel sicherer gemacht und auch das Hochschrecken und Beobachten abgestellt, weil ich ihm damit ja angekündigt habe, wann ich gehe und nicht einfach bei jeder Bewegung potentiell gleich verschwinden könnte. Er pennt mittlerweile oft während des ganzen Rituals oft einfach weiter.


    Entschuldige den Roman, ich könnte ganze Bücher zu diesem Thema füllen. Sind natürlich alles nur persönliche Erfahrungen und vielleicht hilft bei euch etwas ganz anderes (die Kleine ist ja auch noch wesentlich jünger, oder?), aber manchmal sind so Anregungen ganz hilfreich, finde ich :smile:

    Lindalotte musst du nicht, viele Wege fuhren zum Ziel.Achte einfach drauf, was ihr am besten beim Entspannen hilft.Manchen Hunden hilft Futter, anderen pusht es oder sie rühren es nicht an.Ich wurde das Ritual nicht zu oft umschmeißen, da das wiederum verunsichern kann.Meine bleibt nach der großen Runde, ner Futterportion uns etwas Ruhe am Besten alleine (alle Bedürfnisse erfüllt).

    Leider habe ich, abgesehen von Kauzeugs, noch nichts gefunden das sie entspannen bzw liegen bleiben lässt. Dementsprechend gibt es auch noch kein Ritual..

    Ich sehe das genau wie @U und M, es gibt (leider) nicht die eine Lösung. Kauzeug und Kong haben hier beispielsweise zu einer Katastrophe geführt: entweder hat er darüber nicht mitbekommen, dass wir gegangen sind und wenn der Kram leer war, ging das Gebelle los oder das ist unter die Couch oder den Schrank gerollt, er war gefrustet, weil er nicht mehr drankam, hat DANN noch gemerkt, dass wir weg sind --> auch hier wieder Gebrüll. Bei Freunden hat Kauzeug Wunderdienste geleistet in Abwesenheit :ka:


    Lindalotte Wenn Kauzeug sie entspannt, würde es dann vielleicht funktionieren, dass sie was zum Kauen bekommt, du sitzt in den 5-10 Minuten ruhig auf der Couch und liest oder so, und wenn sie das leer hat und schön entspannt ist und die Äugeln zufallen, gehst du? So hast du keine Verschluckungsgefahr, aber trotzdem die beruhigende Wirkung und kannst gehen, wenn sie entspannt ist?

    Beaglelilly Das klingt super, ich freue mich für euch! Das ist eine Wahnsinnszeit! :party:

    Manchmal glaube ich, dass kein anderer Hundehalter (der das Alleinbleiben-Problem eben noch nie hatte), sich solche Gedanken machen würde, wie wir. Also die meisten filmen ohnehin nicht und können somit ja auch gar nicht wissen, ob da ein Tag mal schlechter oder besser läuft. Und selbst wenn sie es wüssten, würde das im Rahmen von "in Ordnung" laufen - jedenfalls ist das bei all meinen Freunden mit Hund so. Ich kenne aber auch das Gefühl ständig Angst zu haben, dass es wieder einbricht und bei jeder guten "Übung" (mein Freund beharrt darauf, dass wir eigentlich aus dem Üben raus sind und Nimo halt einfach wie ein stinknormaler Hund alleine zuhause ist) darauf zu warten, dass die nächste wieder schlecht ist.


    Bei uns läuft es eigentlich zu gut um wahr zu sein. Tagsüber schafft Nimo mittlerweile zuverlässig 4-5 Stunden, die er zum Großteil verpennt, zwischendurch mal kurz entspannt durch die Wohnung spaziert, schnüffelt und sich dann wieder ins Körbchen oder auf die Couch legt. Er war mittlerweile sogar ein paar Mal abends schon für ca. 2 Stunden alleine und selbst die macht er richtig gut, auch wenn es dunkel ist. Wenn ich alleine die Wohnung verlasse ist er immer noch mit Abstand am Entspanntesten, gehen wir zu Zweit, bleibt er mittlerweile auch total gelassen - nur wenn mein Freund ihn alleine lässt, ist das noch ungewohnt, das passiert aber aufgrund seiner Arbeitszeit auch wirklich selten. Das wird sich mit ein paar Wiederholungen allerdings auch legen :smile:


    Ansonsten habe ich wohl wirklich Glück und die Option, für die ich vor einem Jahr jemanden ermordet hätte: wenn alles gut läuft, beginnt im Januar mein erster Job - eine Trainee-Stelle in Teilzeit (50-60%) direkt hier in der Stadt, mit dem Auto brauch ich ca. 5 Minuten zur Arbeit. Das heißt, Nimo kann in jedem Fall zuhause bleiben und wäre jeden Tag so zwischen 5 und 6 Stunden alleine und nach jetzigem Stand sollte das gar kein Problem sein. Das erleichtert mich unfassbar und so kann ich über diese Zeit und Routine das Alleinebleiben richtig festigen und muss ihn nicht jeden Tag betreuen lassen :mrgreen-dance:


    Wie läuft es bei allen anderen hier? :winken:

    Hey sonneimkopf !

    Ich habe hier auch ein Exemplar sitzen, das nicht alleinebleiben konnte und wir haben es jetzt nach einem Jahr intensivem Training geschafft, dass er drei-dreieinhalb Stunden alleinebleiben kann und dabei auch wirklich entspannt döst/schläft/ruht. Und wir kommen aus einem Zustand, in dem er sich mit dem Kopf voran hysterisch gegen die Wohnungstür geworfen und das ganze Haus zusammengebrüllt hat.


    Nimo ist auch ein sehr unsicherer Hund, schreckhaft und kippt schnell ins Ängstliche. Zusätzlich ist er stressanfällig, lässt sich schnell hochdrehen und kommt dann nur langsam wieder runter. Wir haben am Anfang auch zwei-drei "Fehler" gemacht, die bei anderen Hunden bestimmt toll funktionieren, bei ihm aber genau das Gegenteil bewirkt haben. Die wichtigsten Punkte liste ich dir mal auf.


    Nr. 1.

    Richtig müde machen und dann alleine lassen, damit er schnell schläft -> Pustekuchen, er war so aufgedreht, dass er sich gar nicht beruhigen konnte. Es funktioniert für uns viel besser hier ca. 30-40 Minuten entspannt und ruhig spazieren zu gehen, dabei lasse ich ihn größtenteils in Ruhe schnüffeln, ab und zu darf er mal was suchen. Zuhause mache ich mich dann fertig und setze mich nochmal für ca. 10-15 Minuten in Ruhe auf die Couch. In der Zeit liegt er in seinem Körbchen und fährt runter, schläft meistens auch schon ein.


    Nr. 2

    Ich habe ein Ritual etabliert, das ihm schon bevor ich die Wohnung verlassen habe, dabei geholfen hat sich auf das Alleinsein einzustellen. Er wusste dann, was passiert und dass es jetzt alleinebleiben wird. Nix Wildes, ich habe einfach immer in derselben Reihenfolge solche Dinge getan wie mich fertigzumachen, die Lichter im Eingangsbereich anzuschalten, mich auf die Couch zu setzen, die Kamera anzuschalten, meine Tasche zu nehmen, Schuhe anzuziehen und mit den immer selben Worten zu gehen. Nach einiger Zeit des Training hat ihm das so viel Sicherheit gegeben, dass er mich nichtmal mehr beachtet hat beim Rausgehen, allenfalls ein Blick wurde mir mal zugeworfen.


    Nr. 3

    Der Kong. Dazu wurde uns von Freunden auch geraten - meiner Meinung nach war das einer der größten Fehler in unserem speziellen Fall. Nimo hat sich so auf das Fressen gestürzt, dass er darüber eben nicht mitbekommen hat, wie wir gehen. Dazu hat ihn das unheimlich hochgedreht und aufgeregt, er war danach keineswegs ruhig und entspannt. War der Kong leer, ging die Panik los, weil wir einfach weg waren, ohne dass er wusste, was abging. Oder der Kong ist unter einen Schrank/die Couch gerollt - Bingo, Frust und Panik haben sofort zum Ausrasten geführt.

    Ich könnte mir vorstellen, dass bei deinem Hund, der ja auch einerseits scheinbar futterfixiert und andererseits unsicher zu sein scheint, eben auch einfach Sicherheit und Verlässlichkeit Faktoren sein können, die dazu führen, dass er sich alleine besser entspannen kann.


    Es kann natürlich gut sein, dass es in eurem speziellen Fall etwas anderes ist und da werden sich Leute mit mehr Ahnung mit Sicherheit noch dazu äußern. Nur ich hätte mir vor einem Jahr gewünscht, dass jemand mich auf diese (jetzt ganz offensichtlichen) Zusammenhänge aufmerksam gemacht hätte, ich hätte mir viel viel viel Stress, Nerven und Kummer sparen können. Also vielleicht ist einer dieser Ansätze ja einfach interessant für euch und du kannst was davon für euch mitnehmen :bindafür:


    Zum Schluss: fühl dich gedrückt! Das letzte Jahr meines Lebens hat mich so viel Kraft gekostet wie noch nichts zuvor, mein ganzes Leben hat sich nur um den Hund gedreht. Ich bin auch noch Studentin und hab oft mit der Angst gekämpft, wie das werden soll, wenn ich arbeiten gehe - trotz Partner, Eltern, Schwiegereltern und Freunden, die ein riesiges Betreuungsnetz und wichtige Stütze waren und sind. Ich verstehe dich und ich drücke dir die Daumen, dass ihr das hinbekommt! :streichel:

    Vielleicht habe ich das zu totalitär ausgedrückt, da mir das besagte Erlebnis immer noch in den Knochen sitzt und ich immer noch wütend darüber bin, wie diese spezielle Hundehalterin sich mir und meinem Hund gegenüber verhalten hat. Es wurde weder gefragt, ob alles in Ordnung ist, ob mein Hund verletzt ist, noch wurde auch nur ansatzweise versucht, den hetzenden Hund zurückzurufen, sie lief einfach stur weiter.


    Würde ich dir in besagter Situation begegnen, wäre ich die Letzte, die dich abstempelt oder sich über den unerzogenen Hund aufregt. Ich weiß, wie es ist ausweichen zu müssen, den Hund abschirmen und managen zu müssen und immer wieder erklären zu müssen, dass meiner keine Lust auf Hallo-Sagen o.ä. hat. Ich würde mich bei dir für deine Rücksicht/das Management bedanken und würde versuchen, zügig an dir vorbeizugehen (oder selbst auszuweichen), ohne dass unsere Hunde irgendwie miteinander zu tun haben. Das ist für mich höflich, respektvoll und daher auch irgendwie normal.

    Es gibt allerdings scheinbar auch Menschen (besagte Halterin), die das offensichtlich wirklich als Spielaufforderung oder nettes Verhalten ansehen und sich nichts dabei denken, oder - noch schlimmer - das halt so hinnehmen, das ihr Hund gerne andere jagt. Und DAS verstehe ich nicht. Dass ein Hund, egal ob RR oder Chi, Baustellen hat und wir alle erziehen und managen müssen, finde ich normal und ich käme nie auf die Idee jemanden dafür anzupflaumen, wenn er offensichtlich genau das in dieser Situation tut.

    Dafür werde ich übrigens auch immer wieder belächelt, angemeckert oder verwundert angestarrt und der freilaufende, fixierende Köter (schließe mich dir da komplett an) wird an meinen rangelassen, obwohl ich ganz offensichtlich versuche, das zu verhindern und er ganz offensichtlich Angst hat pouting-dog-face


    Ich denke, wir Zwei würden uns einig werden, müssten wir aneinander vorbei stuck-out-tongue-and-winking-eye-dog-face


    P.S.: Besagte Hundehalterin fand es ja scheinbar weder unangenehm, noch hielt sie es für nötig, da irgendwas zu managen oder überhaupt zu unternehmen.

    Ich hatte bisher einmal eine direkte Begegnung mit so einem Kandidaten, könnte meiner Einschätzung nach ein Labradormischling gewesen sein, er war jedenfalls etwas größer. Der meinte das definitiv nicht nett und so schnell konnte ich Nimo gar nicht anleinen und in Sicherheit bringen, wie der aus dieser Position losgeschossen ist und meinen Hund bis ins Dickicht gejagt hat. Nimo ist sowieso ängstlich, wir hatten seine Angst- und Leinenaggression und den Fluchtinstinkt grade im Griff, nach dieser Begegnung war es damit natürlich wieder komplett vorbei. Nach 5 Minuten, in denen ich mit Herzrasen und schweißnass hintergerannt bin, um meinen Hund zu beschützen, kam der andere Hund mir entgegengetrabt und Nimo saß verängstigt und zitternd wie ein Häufchen elend 15 Meter weiter und ich musste ihn nachhause tragen. Frauchen hat das Ganze null interessiert, die ging einfach weiter - das schien wohl öfter zu passieren?


    Seitdem schrillen alle meine Alarmglocken, wenn ich so ein Verhalten sehe und ich versuche auszuweichen, umzudrehen und will auf keinen Fall Kontakt, weder langsam noch schnell. Und ich kann ehrlich gesagt auch niemanden verstehen, der so ein Verhalten bei seinem Hund anderen Hunden gegenüber duldet, das ist einfach extrem unhöflich, einschüchternd und angsteinflößend und macht mir als Hundehalterin eines ängstlichen Hundes auch sofort Bauchweh, weil ich weiß, dass ich da nicht unbehelligt vorbeigehen und ein Kontakt eventuell nicht verhindert werden kann. Mein Hund weigert sich vor allem auf so einen Hund überhaupt auch nur zuzulaufen, das macht solche Situationen nochmal schwieriger, auch wenn der Halter daneben fröhlich winkt und das niedlich findet.

    Nimo ist auch aus dem rumänischen Tierschutz, Vorgeschichte unbekannt. Er hat von Anfang an stark an der Leine gepöbelt - diverse Trainerstunden und Freilauferfahrungen haben verdeutlicht, dass es bei ihm die pure Unsicherheit und Angst sind. Sind die anderen Hunde beispielsweise noch weit weg oder er läuft frei, dann ist sein erster Instinkt, Schutz zu suchen oder sogar zu flüchten und er kommuniziert ganz klar Unsicherheit. Ist er an der Leine, will er sich die potentiellen Feinde mit vorbeugender Randale vom Hals halten. Kommt es zu Freilaufkontakten, verhält er sich sehr höflich, zurückhaltend und teilweise unsicher - respektiert ein anderer Hund das nicht, dann kann er aber auch eine Ansage machen. Mehrere ungünstige Erfahrungen mit großen, unhöflichen oder sogar mobbenden Hunden verstärken das Problem hier jedes Mal aufs Neue und machen alle bis dahin erreichten Trainingsfortschritte zunichte.

    ach krass, heißt wenn z.B. gestern was passiert ist, kann es den Hund am Tag danach was seine Unsicherheit angeht noch beeinflussen ? - verstehe ich das so richtig?

    Auf jeden Fall. Jede unangenehme Erfahrung beschert mir hier wieder wochenlanges intensives Leinenpöbeln, ganz egal wie weit wir vorher waren.

    Hallo und Glückwunsch zur Tierschutz-Maus! Ich hab auch so einen Kandidaten, der Angst vor Treppen hatte, ich vermute, dass er sie schlicht und einfach nicht kannte.
    Die ersten Wochen haben wir Nimo einfach über die Treppen getragen (wir wohnen im 4. Stock) und parallel haben wir ihm immer wieder die Chance gegeben, sich den gruseligen Stufen ganz in Ruhe anzunähern. Schnuppern, mal eine Pfote draufsetzen usw. Irgendwann hat sich das Thema dann „von selbst“ erledigt :smile:


    Achja und Stufen mit Teppich oder so Überziehern sind viiiiel einfacher zum Rantasten, hab ich so das Gefühl :winken:

    Ihr Lieben, hier auch mal eine kleine Meldung von mir.


    Ich habe das Gefühl, wir haben den Durchbruch geschafft. Nimo bleibt jetzt relativ zuverlässig eine Stunde alleine. Während dieser Zeit ist er immer still, er liegt viel und döst und die Zeitspannen, in denen er so richtig einschläft und nicht bei jedem Geräusch den Kopf hebt oder die Ohren dreht, werden immer länger. Er liegt eigentlich immer im Eingangsbereich, mal mit der Tür im Blick, mal angewandt, das ist auch okay für mich. Ab und zu ist mal noch ein minimales Fiepen dabei, das ist aber ganz tagesformabhängig. Und selbst wenn das Telefon oder der Postbote klingeln, schafft er es, sich nach einem kurzen "Verteidigungsbellen" wieder selbst zu beruhigen, hinzulegen und wieder zu entspannen. Es klappt sogar, wenn wir zu zweit und abends/ im Dunkeln gehen recht gut. Beim Zurückkommen ist er zwar immer noch sehr aufgeregt und freut sich unheimlich, aber so ist er auch, wenn ich ihn von meiner Mama oder den Schwiegereltern abhole, oder mein Freund nach der Arbeit nachhause kommt und wenn er sich nen' Ast abfreuen will - dann darf er das gerne machen.


    Ich traue mich noch gar nicht, wirklich erleichtert oder optimistisch zu sein und wittere hinter jedem Aufstehen, Seufzen oder Fiepen den großen Rückschlag. Es hängt aber auch so unfassbar viel an diesem Alleine-Bleiben und ich habe/mache mir da einen riesigen Druck. Und ich muss aufhören, jedes noch so allerklitzekleinste Detail seiner Körpersprache und Mimik zu interpretieren und mich davon verabschieden, dass es DAS ultimative Verhalten eines Hundes, der gut alleine bleiben kann, gibt. Ich denke nämlich manchmal immer noch, ein Hund, der nicht wie ein Stein schläft, ist ein Hund, der nicht alleine bleiben kann. Was Quatsch ist, weil jeder Hund anders ist und weil das ja auch alles mit der Routine und Gewohnheit kommt und wir sind auf einem SO unfassbar tollen Weg, ich bin richtig stolz auf den kleinen Polarfuchs (und mich!). Wir haben jetzt ein halbes Jahr so intensiv geübt, um auf eine Stunde zu kommen (das halbe Jahr vorher, das wir geübt haben und eben nicht funktioniert hat, nicht mitgerechnet und niemand, der diese Problematik nicht kennt, kann nachvollziehen, wie oft ich heulend dagesessen habe, weil ich nicht wusste, wer den Hund nimmt, wenn ich arbeiten muss, wenn ich zum Arzt muss, zum Friseur will, mal wieder ins Kino will, mal wieder was trinken gehen will. Ich habe aber das Gefühl, dass wir uns das jetzt alles Schritt für Schritt wieder zurückholen können und ich wieder Kraft tanken kann. Vielleicht kann ich demnächst sogar mal wieder regelmäßig was für mich tun (seit einem Jahr!!) und einmal die Woche schwimmen gehen - mit knapp 2 Stunden Alleinebleib-Zeit sollte das machbar sein :applaus:


    @Laviollina
    Deine Story hat mir hierbei besonders viel Mut gemacht und mich auf die Zähne beißen lassen. Ich hab ganz oft an dich und Wilma gedacht, wenn mal wieder alles mies war, ich irgendwohin nicht mitkonnte, wir irgendwas absagen mussten, weils nicht hundekompatibel war. Dass ihr das geschafft habt, mit einem Hund der so sensibel und unsicher war und der dich nicht mal in den Keller hat gehen lassen, hat mich die Hoffnung nicht aufgeben lassen. Bitte versteh das nicht falsch, ich hab mich keineswegs an deinem Leid erfreut, sondern Mut und Hoffnung daraus geschöpft. Dafür liebe ich diesen Thread, ich hab meine eigene Gefühlswelt beim Durchlesen hier richtig gespiegelt bekommen.


    Ich hoffe, bei allen anderen läufts auch so, wie sie sich das wünschen! :winken:

    @hoeldin3 Ich komme jetzt auch aus der stillen Leseecke hervor: ich freue mich unfassbar für dich und habe beim Mitlesen tatsächlich noch überlegt, ob du/ihr auf der Fahrt zur Züchterin nicht vielleicht noch umschwenkt.Ich habe bei deiner Entscheidung ihn abzugeben richtig mitgelitten, ich konnte das so nachempfinden - alleine die Vorstellung vor der Entscheidung zu stehen, vor der du stehen musstest, hat sich schrecklich angefühlt. Und irgendwie habe ich es mir sogar gewünscht, dass du dich noch umentscheidest, weil ich finde, dass manchmal das Herz einfach siegen muss. Für alles andere lassen sich in deinem Fall Lösungen und Wege finden! :applaus:


    Ich wünsche euch ganz ganz viel Spaß und eine tolle Zeit mit dem kleinen Wuschel und drücke die Daumen, für deine neue Stelle!