Hallo ihr Lieben, ich reihe mich hier mal in die Selbsthilfegruppe ein.
Nimo ist ein ca. 1,5-jähriger Mischlingsrüde aus dem Tierschutz (Rumänien) und wir haben ihn nun seit knapp 5 Monaten. Ich habe mich wirklich bemüht, das Alleinebleiben recht schnell, aber dennoch behutsam anzufangen und immer mal wieder die Wohnung für Post-holen, Müll runterbringen usw. verlassen. Nachdem das scheinbar doch noch etwas zu viel war, habe ich ganz kleinschrittig neu angefangen - Wohnungstür auf, raus, Tür zu, sofort wieder rein und das immer weiter aufgebaut. Das hat auch wirklich gut funktioniert, ein gelegentliches Wuff war ab und zu noch drin, aber generell hat er das gut ausgehalten. Dachte ich.
Ich glaube, dass wir zu viel, zu schnell gewollt haben, wir haben recht schnell von einer halben auf eine Stunde, dan auf zwei Stunden usw. erhöht, bis wir knapp vier Stunden erreicht hatten, das ist eigentlich in der Regel die längste Zeitspanne, die er alleine bleiben müsste. Ich habe ihm beim Verlassen der Wohnung einen Kong gegeben, mit dem er sich auch immer beschäftigt hat und mein Weggehen sogar ignoriert hat (er lief anfangs oft noch mit zur Tür, wollte mit raus, das haben wir alles abstellen können).
Kamen wir nachhause und sind aus dem Auto ausgestiegen - Ruhe. Im Treppenhaus - Ruhe. Auch wenn wir die Wohnung verlassen haben und zum Auto sind - Ruhe. Wir dachten wirklich, dass er das quasi schon geschafft hat. Dann kam irgendwann die Schockmeldung der Nachbarin unter uns: er veranstaltet ein unfassbares Theater, sobald wir ins Auto gestiegen sind, bellt nicht nur, sondern klingt, als würde ihm jemand den Hals umdrehen, springt scheinbar sogar gegen die Wohnungstür. Ich wollte das gar nicht glauben, bis wir das einen tag später durch Zufall beim Zurückkommen (nach einer Stunde) selbst gehört haben. Nach dieser Erfahrung haben wir sofort alles abgebrochen und waren wirklich niedergeschlagen, das Ganze passierte natürlich am Sonntag bevor ich mein sechswöchiges Vollzeitpraktikum begonnen habe - ich hatte wirklich einen halben Nervenzusammenbruch.
Für diese sechs Wochen haben wir nun für jeden Tag eine Rundumbetreuung durch Freunde und Familie organisiert, was toll ist, aber uns auch Fahrten von ca. 200km pro Tag (vier Wege) quasi beschert und auch an den Nerven zerrt.
Merkwürdigerweise scheint es nach Aussagen der Nachbarn (die zusätzlich natürlich auch auf die Barrikaden gingen - verständlich, allerdings trotzdem belastend) auch Tage zu geben, an denen längere Zeitabstände ohne Probleme möglich sind, man hört keinen Mucks! Als ich das Ganze an einem freien Tag kontrolliert habe und mich eine halbe Stunde in den Garten gesetzt habe, war er mucksmäuschenstill, ich bin mir allerdings auch nicht sicher, ob er mich dann nicht vielleicht doch hört/riecht. Nach dieser halben Stunde kam ein kurzes Bellen und ich hatte den Eindruck, dass er jetzt losgelegt hätte, hätte ich die Zeitspanne verlängert. Er lauscht wohl (wenn er das Auto als Indikator nicht hört), ob wir wirklich weg sind. Das Auto scheint in jedem Fall ein großer Auslöser zu sein, das stellt mich allerdings vor die Herausforderung, dass ich Minizeitabstände schlecht mit dem Auto üben kann.
Wenn ich aus meinem Praktikum komme, möchte ich wieder bei Null anfangen und das Ganze sauber und behutsam aufbauen. In der Zeit momentan ist Üben sehr schwierig, da er jeden Tag entweder bei meiner Familie oder der meines Freunde ist und wir ihn dann abends nicht überstrapazieren wollen, es gibt dadurch ohnehin keinen ordentlichen Tagesablauf und dann macht das in meinen Augen keinen Sinn. Was wir üben ist, dass er innerhalb der Wohnung alleine in Räumen bleiben muss und das auch entspannt tun kann, das klappt soweit (je nach Zeitspanne und Tagesform) ganz gut. Couch gibt es ab sofort nur noch auf Kommando und ins Bett darf er vorerst gar nicht mehr, da wir vermutet haben, dass unsere Bindung vielleicht etwas zu stark ist und er ohne uns richtig leidet. Das möchten wir natürlich nicht.
Wie baue ich das Alleinebleiben denn nun am besten wieder auf?
Hat sonst noch jemand nützliche Tipps, Zuspruch oder eine Schulter zum Anlehnen vielleicht?