Ich habe gestern übrigens noch mit einer Bekannten gesprochen, deren Freundin hat einen Shiba Inu natürlich sind wir hier nicht bei einer "Nordischen Rasse", allerdings soll der Hund wohl gut zu mir passen, was ihre persönliche Einschätzung war. Vom Husky hat sie mir abgeraten. Sie hat Verwandte, die ganze 8 Stück in einem Zwinger halten.
Thema Shiba:
Ich kann dir ein bisschen was zu unserem Shiba erzählen, der inzwischen fast drei Jahre alt ist. Vorweg: er ist mein erster Hund, ich war mir aber zu 100% sicher, auf was ich mich einlasse, weil ich mich vorher 6 Jahre lang mit der Rasse beschäftigt hatte. Und ja, ich war komplett festgelegt. Inzwischen ist der Shiba ein absoluter Modehund geworden, auf den man beim seriösen Züchter zwischen 2 und 3 Jahre warten muss. Tut der Rasse der Boom gut? Absolut nicht. Die wenigsten wissen, auf was sie sich einlassen und orientieren sich an der niedlichen, Instagram-tauglichen Optik.
Weil der Beitrag etwas länger wird hier die Kurzzusammenfassung vorweg:
Shibas sind wundervoll und wenn man ihr Herz und Vertrauen gewonnen hat, gibt es nichts besseres. Ich würde sagen, dass wir beide ein super Team geworden sind. Aber Dinge, die mit anderen Hunden oft einfach sind, sind es mit Shiba oft nicht und es braucht viel Konsequenz und Geduld.
Um nichts zu beschönigen:
Unser Shiba ist ein Stadt-Hund, wir leben mitten in Berlin, bei einer hohen Hundedichte. Wenn er andere Hunde sieht, die er kennt, legt er sich hin und lauert. Man kommt nicht weiter und muss hart daran arbeiten, dem entgegenzuwirken. Daher haben wir eine Trainerin, die uns regelmäßig unterstützt. Ich weiß von anderen Shiba-Besitzer, dass sie dasselbe berichten. Man braucht auf Gassirunden also Zeit und Geduld – vor allem, weil die wenigsten anderen Hundebesitzer Rücksicht nehmen und einfach auf uns zusteuern, wenn mein Kleiner am Boden lauert. Da kann man noch so viel erklären, man wolle keinen Kontakt oder sei im Training.
An der kurzen Leine mag er so gut wie gar nicht laufen, also habe ich immer die 5-Meter-Schlepp dabei. Schnüffeln ist Pflicht, und er entscheidet, wo. Möchte ich wo anders lang gehen als er, versucht er die Sache auszusitzen. Da ich sturer bin als er, gewinne ich. Wenn die gewünschte Route dem Herren allerdings dann nicht passt, wird im Schleichtempo nebenher getrottet. Pipimachen? Fehlanzeige. Der richtige Spot fürs goldene Häuflein wird ewig gesucht – je dringender er muss, umso länger dauert die Suche, umso mehr wird sich in die Leine gelegt und ja: dabei fühlt man sich wie ein Idiot, während man hinter seinem Hund herwetzt, der jeden Baum links liegen lässt und ein komplettes Feld durchquert und hinterher komplett gestresst ist, weil es "keinen Platz fürs große Geschäft gab!!!". Auch das ist rassetypisch. Anschließend läuft er durchaus entspannt an lockerer Leine, aber die Sucherei vorher ist für uns beide extrem stressig. Auch hier: das ist ein Shiba-Ding.
Fressen ist nicht sein Ding. Jedes Futter langweilt ihn irgendwann, das muss man aussitzen können. Wahlweise muss Futter zuhause versteckt oder in Suchspiele integriert werden, damit es verspeist wird. Unser Shiba hat Rituale erfunden, die man verstehen muss: Abendessen wird erst angerührt, nachdem Leckerlies erschnüffelt wurden. Geschlafen wird erst nach der letzten Gassirunde, auch wenn man vorher schon müde ist, aber vorher muss es einen Gutenacht-Snack geben.
Liebevolle Konsequenz ist das A und O und Routine bei unserem Kleinen extrem wichtig, sonst ist er schnell mal drüber und der Kopf ist komplett auf Durchzug. Das ist natürlich nicht rassetypisch, sondern eine Wesensfrage, aber Shibas sind gern auch mal sehr sensibel.
Pfoten saubermachen ist ein Drama gewesen, das lange geübt und positiv belegt werden wollte. Shibas hassen es, an den Pfoten angefasst zu werden. Thema Krallenschneiden. Unserer ist super misstrauisch und ahnt schon, wenn man etwas im Schilde führt. Wenn er meint, eine Verbindung zwischen zwei Dingen gefunden zu haben, erkennt er das Muster und verzieht sich. Dagegen hilft es, Dinge, die man vor hat, anzukündigen und zu benennen. Verliert man das Shiba-Vertrauen nämlich einmal, ist es super hart, es sich wieder zu erarbeiten.
Shibas ignorieren einen gern mal. Vor allem draußen, da ist man, egal wie gut das Band sonst auch ist, meist Luft. Zudem sind sie nicht mit Leckerlies bestechlich. Auf andere Hundehalter wirkt das leider oft, als sei man nicht in der Lage, seinen Hund zu erziehen. Das muss man abkönnen.
Shibas lassen sich übrigens ganz generell nicht gern das Geschirr anlegen. Es gibt zahlreiche Einträge in Facebook-Gruppen, in denen Halter mit den Nerven durch sind, weil ihr Hund abhaut, sobald sie das Geschirr holen. Das ging uns auch lange so und hat ebenfalls viel Training erfordert. Auch hier gilt: man darf es nicht eilig haben.
Was ist nun das Tolle?
Unser Shiba orientiert sich sehr stark an mir und hört aufs Wort, sobald er sich irgendwie oder in einer Umgebung unsicher fühlt. Dann ist man plötzlich doch nicht mehr Luft.
Er hat sehr schnell gelernt und "respektiert" unsere Sachen: auch als Welpe hat er nie etwas zerstört oder gefressen. Er weiß genau, was er in der Wohnung darf und was nicht. Was man ihm beibringt lernt er super schnell, hat nur meist keine Lust, es umzusetzen. Sich selbst zu beschäftigen ist nicht: und wenn es nur darum geht, dass ich mich danebensetze, während er Leckerchen sucht. Der Kleine braucht ab und an seine Aufmerksamkeit.
Zuhause schläft er fast den ganzen Tag – meist dort, wo es ihm grad passt. Freiwillig Kuscheln kommt er allerdings sehr selten und nur zu seinen Bedingungen. Für mich ist das okay, da ich keine Klette brauche, die immer bei mir liegt.
Ich kann ihn hin und wieder im Park ableinen, wenn er einen guten Tag hat und sich stark an mir orientiert, allerdings nie mehr als 15 Minuten. Dann schwindet die Aufmerksamkeit meist und die Leine muss wieder dran. Dafür ist er aus dem Spiel mit anderen Hunden abrufbar und anleinbar. Das hat seeehr viel Training und Konsequenz erfordert. Einfach mal stehenbleiben und mit anderen plaudern, den Hund unangeleint aus den Augen lassen, ist nicht.
In der Wohnung bellt er nicht, hält vom letzten bis zum ersten Rausgehen locker 12 Stunden aus und ist ein unglaublich ausgeglichener Mitbewohner. Der Weg dahin hat mich allerdings jede Menge Nerven gekostet und wenn ich ganz ehrlich bin, was ich mir manchmal wirklich wünsche, wäre, dass ich ihn ableinen könnte, damit er ohne Leine nebenher läuft. Das geht mit Shiba tatsächlich nicht, denn er entscheidet am liebsten selbst, wo es langgeht.
Vielleicht konnte ich dir damit ein bisschen in der Frage weiterhelfen, ob der Shiba was für dich sein könnte.