Ich muss mir mal "kurz" was von der Seele schreiben. Auch wenn ich befürchte, dass man auf diesem Wege nicht die gesamte Situation und Gefühle rüber bringen kann...
Seit Ende August haben wir ja unser Orly bei uns. Sie wurde in Rumänien geboren, war dort (wahrscheinlich) Straßenhund und kam im Juni in ein deutsches Tierheim, und dann eben zu uns
Sie ist jetzt ungefähr 9 Monate. Die erste Läufigkeit haben wir auch gerade überstanden
Wie es die meisten Hundehalter von Rumänen berichten, hatte auch Orly anfangs enorme Angst vor allem. Wir waren aber sehr erstaunt, wie schnell sie sich doch an viele Dinge gewöhnt hat und im großen und ganzen kaum noch Angst vor Alltagsdingen hat. Auch an Männer gewöhnt sie sich nach und nach, was anfänglich wirklich problematisch war.
Weiterhin ist und bleibt das große Problem der Trennungsangst.
Da über ich aber nun seit ein paar Tagen nach der Methode von Patricia McConnell, welche sie in "Waldi allein zuhaus: Wenn Hunde Trennungsangst haben" anwendet. Davon verspreche ich mir recht viel und da lege ich sämtliche Hoffnung rein.
Dieses übliche "mal kurz aus dem Raum gehen und die Zeit verlängern" ist bei uns nicht so effektiv- Orly kann wunderbar in einem anderen Raum bleiben, auch bei geschlossener Tür, meinetwegen auch mal 2 Stunden, wenn ich im Nachbarzimmer Homeoffice, oder mit unserer Tochter Schulzeug mache - solange sie weiß / hört dass man IM Haus ist. Sobald man raus geht, ist ganz fürchterliches Theater.
So war eben unsere anfängliche Übung. Mein Mann und ich haben beide die erste Zeit die Möglichkeit von unseren Chefs eingeräumt bekommen, teilweise von zuhause arbeiten zu können. Also haben wir sofort mit dem üblichen Alleine bleiben Training angefangen. Kurz raus gehen, wieder rein, kurz raus, Tür zu. Länger draußen bleiben usw- ihr kenn das. Das lief recht gut. Während ich also gearbeitet habe, lag sie dann locker mehrere Stunden im Nachbarraum, bi geschlossener Tür und hat gepennt.
Doch den Absprung, dass man auch aus dem Haus gehen kann, haben wir bisher einfach nicht geschafft.
Nun ist es aber auch so, dass sie alleine bleiben MUSS. Wenn auch nur mal 2 bzw höchstens 3 Stunden. Es geht gerade echt nicht anders. Das war anfangs schlimm- sie hat an den Türen gekaut usw. Das wurde dann aber nach einigen Tagen besser- sie hat die Türen in Ruhe gelassen.
Dann kam die Läufigkeit- und seitdem ist irgendwie ALLES aus dem Ruder! Sie fing dann sogar an, vor Angst zu urinieren, wenn sie alleine ist, und das ist nun nach der Läufigkeit immernoch so geblieben. Gestern, als ich nach Hause kam, hatte sie sogar auf ihr Kissen gemacht
Was ich aber auch noch dramatisch finde: sie ist inzwischen wieder sämtlichen Dingen skeptisch gegenüber. Zb als ich gestern mit ihr Nachmittag spazieren gehen wollte, brauchte ich über eine halbe Stunde, um ihr das Halsband drum zu machen. Dieses Problem hatte sie immer nur bei meinem Mann bei mir noch NIE (vor ein paar Tagen schonmal und gestern) Ich hab sie mit Leckerli gelockt, versucht sie in das Ding zu clickern (war vor ein paar Tagen nach 20 min erfolgreich)... ich war am verzweifeln und war schon dabei aufzugeben. Dann läuft sie doch an die Tür, setzt sich hin, schaut mich an- und lässt mich das Ding problemlos drum machen.
So läuft es momentan mit viiiielen Dingen. Man hat irgendwie das Gefühl, dass sie so ganz plötzlich umschaltet, für uns ohne erkennbaren Grund.
Letztens abends war es mal wieder schwierig, mein Mann und sie. Er setzte sich dann ganz in Ruhe auf den Boden, bisschen Leckerli und ließ sie. Irgendwann kam sie. Irgendwann konnte er sie streicheln. Irgendwann lag sie auch entspannt da und ließ sich wirklich von ihm genüsslich kraulen. Während der Zeit, legte er ihr "ganz nebenbei" immer mal das Halsband an und wieder ab (da haben die beiden seit Anfang an ein großes Problem). Lief alles gut. Kein Unruhe, oder hektische Bewegung. Doch auf einmal sprang, ganz plötzlich, sie auf und war riiiichtig ängstlich. er hat sie normal gekraul, wie auch Minuten zuvor. Sie hat auch keine "empfindlche Stelle", worauf man das Verhalten erklären könnte. Geduckte Haltung, angelegt Ohren, Schwanz nach unten. Rannte weg.
Und so ist es die letzten Tage sehr sehr oft. Und nun habe eben auch ich diese Halsband-Problem. Und dass sie auch plötzlich vor mir Angst hat. Und irgendwie alles skeptisch beäugt, was man tut. Ich habe das Gefühl, dass es ihr bei uns gar nicht mehr gut geht und sie nur in Angst lebt. Und das tut mir ja so furchtbar leid. Keiner tut ihr ja (wissentlich) was böses.
Manchmal habe ich auch das Gefühl, gar nicht zu ihr durch zu kommen. Wenn ich sie anspreche und beim Spazieren zB was mit ihr trainieren möchte- keine Chance. Ich sage dann immer, sie ist in ihrer eigenen Welt.
Die Anfangszeit konnte ich zuhause viel mit ihr tricksen. Durch die Läufigkeit, hab ich das dann aber auf ein einfaches Minimum reduziert, weil ich gemerkt habe, dass sie dazu nicht konzentriert war Ich hatte gehofft, dass es nun danach wieder besser ist- bisher aber absolut nicht.
Gestern Abend, das absolute Drama- ich musste spontan meinen Mann vom Bahnhof abholen. Orly lag entspannt in ihrem Zimmerkennell. Da wir auch oft geübt haben, den zu schließen, dachte ich, na für die kurze Zeit (max 25min) mach ich das einfach mal zu, da hat sie vielleicht auch nicht die Chance so vor Angst aufzudrehen...
Als wir wieder da waren, war sowohl der Hund als auch ich fix und fertig: Hund hat das Kissen im Kennell total zerlegt, überall diese Füllwatte, die war vor lauter Panik-Sabber total nass, die Kennelltür war verbogen, Hund stand hechelnd da drin. Ich hab sie erst mal schnell befreit und war froh, dass sie keinen körperlichen Schaden davon getragen hat. Ich habe mich natürlich selbst für diese Idee verflucht, war total am Ende, als ich gemerkt habe, dass sie sehr sehr lange gebraucht hat um sich zu beruhigen...
Und das war der Punkt, wo ich dachte: Wir schaffen das einfach nicht