Ich habe dem Verein heute mitgeteilt, dass ich von der Direktvermittlung Abstand nehme. Vor allem die Erkenntnis, dass der Hund in diesem riesigen Tierheim lebt und die Beschreibung deswegen wahrscheinlich zwar nach bestem Wissen erstellt wurde, aber eben doch nur eine relativ grobe Einschätzung sein kann, hat mich dazu bewogen. Und dann hatte ich noch ein ungutes Gefühl, weil die Mitarbeiterin des Vereins zwischendurch mal meine vielen Fragen kritisiert hat ("Das sind Fragen wie für einen Züchter, nicht wie Tierschutz").
Egal ob Züchter oder Tierschutz, Fragen sollten immer gestellt werden und lieber zu viele als zu wenig. Egal über welchen Bezug, man holt sich ein Lebewesen ins Haus in der Hoffnung das es bis zum letzten Tag da ist. Und gerade da es sich um einen Direktimport gehandelt hätte, möchte man doch soviel es geht wissen um zu umgehen, dass es eventuell zu einer Retour kommt
Sie hat auf meine Absage recht verärgert reagiert. "Sie klauen bei Tierschützern viel zu viel Zeit. Bitte machen Sie das nicht mehr."
[Wertungsfreie Fakten: Wir haben 1x 10-15 Minuten telefoniert, sie hat für mich nach Hunden geschaut, hat mir 3 Videos weitergeleitet und mir 4x Nachrichten geschrieben, davon eine sehr lang wegen der Beantwortung meiner Fragen, wobei sie sicher auch Zeit investiert hat, um die Informationen ranzuholen]
Also wenn es Zeitklau ist sich über einen Hund der bei einem einziehen und sein Leben verbringen soll, dann läuft da etwas sehr verkehrt, denn man füllt ja kein 0815 Bestellformular für einen Gegenstand aus und lässt es sich frei Haus liefern
Sie meinte auch: "Sie können die Hunde nicht richtig einschätzen." (Das bezog sich auf meine Aussage, dass ich sehe, dass der Hund sich in der Situation mit dem Kind und auch mit den Katzen nicht wohlfühlt.) "Die Tierschützer in Russland sind nicht verrückt. In dem Video das ist ein kleines Kind. Keine Mutter würde ihr eigenes Kind in Gefahr bringen. Alle Hunde sind in fremden Situationen, mit fremden Menschen, aufgeregt." - Die meisten, ja, da hat sie natürlich recht. Bloß weiß ich halt dann nicht, was genau den Hund so verunsichert.
Oh, und ob Mütter ihre Kinder Mut fremden Hunden und auch teilweise den eigenen in Gefahr bringen und das teilweise schön auf Social Media posten. Wie oft musste ich schon Eltern zurechtweisen und kleine Kinder blocken weil sie geschickt wurden um meinen Hund zu streicheln.... wäre auf jeden fall für die Kinder nicht gut ausgegangen. Und da auch wieder, wenn Nachfragen zu den Situationen um sich etwas abzusichern als zu viel empfunden werden...
Ich kann ihren Ärger über die verlorene Zeit absolut nachvollziehen. Hätte ich schon genauer gewusst, mit welchem Maß an Restrisiko ich bei der Hundeanschaffung leben kann, hätten wir das Ganze vielleicht abkürzen können.
Ja es ist ärgerlich wenn man Zeit investiert und es dann zu absagen kommt. Allerdings sollte es das Ziel sein die Hunde passend zu vermitteln und das kostet nun mal Zeit und Fragen, denn ansonsten wäre es nur das herauskarren von Tieren
Andererseits wünsche ich mir, dass sie Interessenten gründlich auf den Zahn fühlen und mit ihnen zusammen überlegen, ob der Hund wirklich passt. Ich möchte bitte kritische Fragen gestellt bekommen! 😅 Und Zeit haben, meine Fragen loszuwerden, ohne die moralische Verpflichtung, den Hund dann auch zu nehmen.
Wenn ich mir die Arbeit von Nerras Tierheim anschaue... die verlangen sogar, dass man mehrmals zum Kennenlernen vorbeikommt. Und sie behalten sich bis zuletzt vor, den Hund (den sie einem persönlich vorbeibringen) nicht zu übergeben und ihn direkt wieder mitzunehmen, sollte ihnen etwas seltsam vorkommen.
Das ganze sollte ein Quit pro Quo sein, schließlich muss man ja auch so gut wie alles offen legen und sich bewerten lassen, da ist es nur fair wenn man das gleiche tun kann