Zu Nebula:
Ich hatte einen Hütehund-Mix, aber da kam der Jagdhund eher zum Vorschein und der Hütehund nur im Bezug auf andere Hunde und verschlossene Türen. Sie hat also immer Polizei gespielt, manche Hunde regelrecht gemobbt/getrieben und drückte sehr viel durch Bellen aus. Davon abgesehen hat sie jede Bewegung außerhalb unseres Hauses mit Gebell angezeigt.
Wirklich Erfahrung mit reinen Hütehunden habe ich allerdings kaum. Ich habe mal mit fertig ausgebildeten eine riesige Herde Schafe gehütet. Das war äußerst spannend. Außerdem habe ich einen Hütehund in der Ausbildung begleitet, aber wirklich weiterhelfen will mir das an dieser Stelle nicht, da ich nur teilnehmender Beobachter war. Gibt es da Ressourcen, die du mir empfehlen könntest? Literatur?
Rastlos ist er nicht. Das könnte aber natürlich auch daran liegen, dass er nach dem Waldspaziergang oder der Hundeschule erstmal platt ist. Den Kontrolletti lässt er manchmal schon durchblitzen. Er rennt ja nicht nur vor, sondern möchte auch immer gerne die Richtung bestimmen. Geht es nicht in die RIchtung, die er möchte legt er sich auch mal voll in die Leine oder macht seine patentierte Vierpfotenvollbremsung oder setzt sich, so kommt es mir zumindest vor, strategisch zum Pinkeln oder Koten hin, da ich ihn damit gewähren lasse. Wenn meine Partnerin zuhause ist und ich ihn zum Spaziergang anziehen möchte, kommt er auch erst, wenn aus dem optionalen "komm" das Kommando "hier" wird (und selbst dann manchmal nicht) oder sobald meine Partnerin aufsteht, in den Flur kommt und sich anzieht. Wenn einer von uns kurz in eine andere Richtung geht, gefällt ihm das auch nicht, was heute echt doofe Konsequenzen hatte, als meine Partnerin zum Mülleimer ist, um den Hundekot zu entsorgen. Er ist in ein parkendes Fahrrad gerannt und macht jetzt 10 Meter Bogen um jedes angekettete Rad und den Laternenpfahl direkt neben unserer Wohnung. Weiterhin möchte er auch nur die Treppe runter und zum Ende des Hausflurs, wenn die Person, die nicht die Leine in der Hand hat auch kommt. Er bleibt immer wieder stehen und kontrolliert das, was wir dadurch umgehen, dass die Person jetzt den "Trupp" anführt.
Ruherituale haben wir einige. Die oben erwähnte Entspannungsmusik z.B. Wir betreiben auch regelmäßig Kontaktliegen, was ihm sehr gefällt und haben ein Thundershirt aufgebaut, was ihm zwar sehr gut tut, aber das An- und Ausziehen gefällt ihm überhaupt nicht.
Den Tipp mit der Hundeschule haben wir schonmal erhalten und sind dann einige Zeit nicht mehr hin, was aber ein Schuss in den Ofen war, da er daraufhin anfing in der Wohnung zu fiepen, wenn er nicht permanent beschäftigt wurde. Da gab es keine ruhige Sekunde mehr und er begann sogar aus dem Fenster zu schauen und zu jammern, um nach draußen zu gehen. Du kannst dir vermutlich in etwa vorstellen, wie wir da gestaunt haben Das Schauspiel ging los, nachdem er gerade 20 Minuten durch die Wohnung gefetzt ist und sein Tau apportiert oder gesucht hat. Draußen angekommen fand er das nicht mehr ganz so witzig und wollte wieder schnell rein. Dort ging das Spiel von vorne los.
An der Box arbeiteten wir von Anfang an tatsächlich recht viel und seitdem er zu groß ist, um unter meinem Stuhl zu schlafen, liegt er häufig in seiner Höhle, während ich beschäftigt bin. Sie ist sein heiliger Rückzugsort und dort darf ihn auch niemand antatschen oder nerven. Das ist hier Hausregel. Er kennt das Kommando Bett vermutlich besser als jedes andere und ist meist hell erfreut, wenn er es hört, schließlich gibt es dort in 2 von 10 Fällen ein Rinderohr. Was darf ich mir unter Boxentraining genau vorstellen? Der Begriff sagt mir, abgesehen von dem zuvor beschriebenen nichts und die Suchmaschine spuckt auch nur ähnliches aus.
Insgesamt habe ich das Gefühl, dass du da auf der rechten Spur bist, denn hat der liebe Stinker echte Handlungssicherheit, also weiß er unumwerflich, was in dieser Situation das erwartete/erwünschte Verhalten ist, das ihn auch noch an SEIN Ziel bringt (z.B. den anderen Hund begrüßen zu dürfen oder sein Rinderohr bekommen) zeigt er es auch. Nur fällt es ihm wohl schwer, es zu erlernen, mich zu verstehen oder ich drücke mich für ihn nicht verständlich/gleichbleibend genug aus oder oder oder... Er wirkt in seinem Handeln auch sehr selbstständig auf mich, was ich von meinen Jägern maximal in der Fährte kenne, aber auch dort egal wie groß der Fährtenwille immer steuerbar und manchmal sogar notwendig. Er tut halt lieber, was er für das Richtige hält. Wieso auch nicht? Hat ja über die Hälfte seines bisherigen Lebens super geklappt. Und jetzt kommt da so ein zweibeiniger Dosenöffner und denkt, er hätte irgendeine Weisungsbefugnis. Manchmal denke ich, ich habe versehentlich eine Katze aus dem Tierheim geholt.
Wir hatten eine Hundetrainerin hier... Es war wirklich fürchterlich. Ich denke, dass die gute Frau nur realistisch sein wollte bzw. uns keine leeren Versprechen geben wollte, aber sie hat uns jegliche Illusionen und damit auch kurzzeitig Hoffnung genommen. Ihre Einschätzung war ein Deprivationssyndrom und vermutlich würde er niemals auch nur annähernd etwas ähnliches wie ein Familienhund oder "normal" werden. Die erste Beratung kostet dort und fast überall sonst stolze 150€. Die haben wirklich gute Bewertungen, die Seite liest sich aus meiner Perspektive als "halb professioneller" auch anständig, aber, wie wir mittlerweile wissen, ist ihr Social Walk das Gespött der gesamten Stadt. Alle Menschen, die durch dieses Waldstück gehen, kennen ihn. Ich habe ihn mittlerweile auch einige Male beobachten können und es ist gelinde gesagt Kraut und Rüben. 9 Schüler und eine Trainerin gehen durch den Wald. Der Abstand der Hunde zueinander ist meist viel zu gering, besonders bei den Kalibern von Verhaltensauffälligkeiten und Kg, die diese Hunde mitbringen. Allen voran läuft die Trainerin mit dem perfekt erzogenen, völlig in sich ruhenden Vorzeigehund und spricht mit sich selbst, da die Schüler vor lauter Gebell, Leinenaggression, Wegrennen usw. nicht zum Zuhören kommen. Davon abgesehen, fand ich hier in der Umgebung leider nichts, was mich angesprochen hätte.
Und auch wenn ich es mir nur ungern eingestehe, kann ich mir das mit einer Teilzeitstelle neben dem auch noch recht teuren Fernstudium kaum leisten und möchte auch nicht nochmal 150€ in den Wind schießen, um mir attestieren zu lassen, welch ein hoffnungsloser Fall und wie "gestört" mein Hund ist. Gibt es dazu hier im Forum vielleicht Erfahrungsberichte mit Trainern? Ich schaue mich später mal um, denn jetzt ist schon lange Schlafenszeit.