Zu mir:
Ich habe zwei Hunde - Teki ist mein erster, Dino der zweite. Beide sind Tierschutzhunde aus Rumänien. Ich habe noch nicht viel praktische Erfahrung, belese mich aber konstant hier im DF und halte auch Rücksprache mit anderen Hundebesitzern im Freundeskreis.
Zum Hund:
Dino ist ein 3 Jahre alter, unkastrierter Schäferhund-Mix aus dem rumänischen Tierschutz. Mitte Februar habe ich ihn als Pflegehund übernommen, weil er bei den vorherigen Besitzern dauergestresst war und sich wundgeleckt hat. Vermutete Anteile - rein optische Einschätzung - sind Beagle und/oder Bullterrier (halte ich für unwahrscheinlich). Er wiegt 15 kg bei einer SHvon 48 cm.
Grundsätzlich ist er mit Artgenossen verträglich, er zeigt im kontrollierten Freilauf keine Beschädigungsabsichten. Eher macht er einen auf dicke Hose/Macho - mein knapp 5-jähriger Dackelmixrüde (kastriert) hat sich dem untergeordnet und scheint damit keine Probleme zu haben. Im Kontakt mit einem unkastrierten, 1-jährigen Aussierüden hat Dino sich recht machohaft verhalten, nach einer Ansage der Besitzerin war die Sache aber geregelt, die beiden haben friedlich miteinander gespielt und den Garten erkundet.
Bekannte Problematiken:
Dino kam als Angsthund von Rumänien nach DE. Die Vorbesitzer haben gut daran gearbeitet, sodass er einigermaßen alltagstauglich ist, aber folgende Dinge machen ihm immer noch Angst:
* (dicht) vorbeifahrende Fahrzeuge, insbes. LKWs. Er zuckt zusammen, versucht aber nicht zu flüchten. Meistens schaffe ich es, seine Individualdistanz zu Autos einzuhalten, sodass er max. kurz schaut und dann weitergeht.
* Autofahren. Als er nachts wegen einer Augengeschichte zum TA musste, hat er mir auf der 25-minütigen Fahrt den Fahrersitz-Gurt halb zerkaut
Ich wusste, dass er schlecht Autofahren kann, aber erst da wurde mir klar, wie intensiv das bei ihm ist.
Zusätzlich dazu reagiert er stark auf andere Hunde und Menschen.
* Besuch und (fremde) Menschen, die sich (auch auf Distanz von ~10 m) mit mir unterhalten, werden beobachtet und ggf. verbellt. Auf Menschen mit osteuropäischem Akzent, die auch noch nach Benzin riechen (weil Motorradfahrer) reagiert er noch stärker, die dürfen sich in seiner Gegenwart nur langsam bewegen. Dabei ist er wachsam und reagiert auf die kleinste Bewegung.
Wenn wir an Menschen ohne Hund vorbeilaufen und einen gewissen Abstand einhalten, beobachtet er die Leute, bleibt aber ansonsten ruhig. Kommen sie ihm/mir zu nahe, brummt er sie an. Fahrradfahrer können, wenn er mit schnüffeln beschäftigt ist, problemlos an uns vorbeifahren - auch auf dem gleichen Bürgersteig.
* (fremde) Hunde werden fixiert (glaube ich? Ich bin mir nicht sicher) und, sobald sie näher kommen, verbellt. Er zieht zu den Hunden hin und wirft sich in die Leine. Dabei ist deutlich sichtbar, dass er aufgeregt ist, Anzeichen von Aggression kann ich aber nicht erkennen. Nur in ein oder zwei Fällen hat er eine gut sichtbare Bürste aufgestellt.
Wenn er auf einem Feld frei läuft und einen anderen Hund sieht, bleibt er stehen und fixiert den Hund. In dem Fall lässt er sich davon ablenken, wenn ich die Situation bzw. den fremden Hund frühzeitig erkenne, Kommandos abfrage und ihn mit Leckerli vollstopfe.
An der Leine klappt das momentan bedingt, ich arbeite noch daran, die Situationen früh genug zu erkennen.
Meine Beobachtungen:
Autofahren
* Er zeigt inzwischen positives (?) Interesse, indem er am Heck meines Polos schnuppert und sich mit den Pfoten auch auf der Ladekante abstützt, um z. B. die Heckscheibe inspizieren zu können.
* Er springt selbständig ins Auto, zeigt dabei auch keine große Angst oder Widerwillen.
Besuch
* Er ist minimal entspannter, wenn ich den Besuch mit ihm zusammen draußen empfange und er die Leute da erstmal auf Distanz abchecken kann. Dabei unterhalten wir uns schon ruhig und entspannt, damit er merkt, dass die Person ok ist. Bisher haben wir das nur angeleint probiert - nächste Woche möchte ich mal sehen, wie er offline reagiert. Schlepp bleibt natürlich dran, falls ich eingreifen muss.
* Manche Leute werden von ihm relativ schnell "belagert" - er legt sich neben die Leute, kuschelt sich an und lässt sich auch nahezu überall kraulen. Dabei wirkt er recht entspannt.
* Bewegt sich der Besuch in meiner Wohnung, muss Dino dabeisein und gucken, was die Leute machen. Ich werte das als kontrollierendes Verhalten - mir gegenüber hat er das Verhalten anfangs auch gezeigt, mittlerweile kann ich aber kurz in die Küche, ins Bad etc. gehen, ohne dass er mir hinterherstiefelt.
(Fremde) Menschen
* Ich weiß noch nicht, nach welchen Kriterien er da "arbeitet", also welche Menschen den Drang, sie zu verbellen, in ihm weckt. Manche Leute bellt er überhaupt nicht an, die können entspannt passieren.
Wenn mich erwachsene Leute auf Distanz ansprechen, z. B. eine Bewohnerin im Haus hier, dann bellt er. Kinder, die mir ein Kompliment zwecks der Hunde machen, werden dagegen gar nicht angebellt - vermutlich, weil sie weniger bedrohlich wirken?
* Zu manchen Personen zieht er auch hin, hier habe ich ebenfalls noch keine ausschlaggebenden Kriterien erkannt.
Motorradfahrer
* Vor einigen Wochen hatte ich Besuch, der mit dem Motorrad angereist war und einen leicht osteuropäischen Akzent hatte. Dino hat sehr stark auf ihn reagiert, der Besucher saß auf meinem Schreibtsichstuhl. Anfangs kam Dino bei jeder kleinen Bewegung (wippen, drehen mit dem Stuhl) zu dem Kerl rüber und hat geguckt, geschnuppert und gebrummt, nach etwa 30 min konnte der Besuch sich einigermaßen frei auf dem Stuhl bewegen, ohne dass Dino zu ihm rübergetappt ist und "gucken" musste. Gestikulieren wurde allerdings auch nach einer Stunde noch eher argwöhnisch und mit Gebell von Dino beobachtet.
* Ich vermute, dass er in Rumänien ggf. schlechte Erfahrungen in einer (Auto-)Werkstatt oder generell mit Personen, die nach Kraftstoff riechen, gemacht hat, deshalb hat er bei diesen Personen vielleicht einen stärkeren Kontrollzwang.
(Fremde) Hunde
* Wenn wir vom Weg abweichen und im Feld, im Wald oder sonstwo stehen bleiben und er kurz genommen wird, reagiert er stärker. Laufen wir weiträumig (ca. 15-20 m Distanz) an ihnen vorbei und/oder nehmen einen anderen Weg, werden die Hunde mit Blicken und ggf. Winselfiepen (ich kanns nicht genau einordnen
) quittiert.
Wenn wir allerdings auf der Stelle kehrtmachen und quasi vor dem fremden Hund "weglaufen", guckt er sich noch eine Zeit lang nach dem anderen Hund um und winselfiept ebenfalls. Sobald wir den Abstand aber auf etwa 30-45 m vergrößert haben, ist er ruhig und läuft wieder ganz normal mit.
Laut den Vorbesitzern möchte er "einfach nur mit dem anderen Hund spielen", ich bin mir da aber mittlerweile nicht mehr so sicher und denke eher, dass er unsicher ist und das durch lautes Getöse kompensieren möchte. Ich schau mal, ob ich sein Verhalten an der Leine evtl auf Video aufnehmen kann, dann kann man das sicherlich besser beurteilen.
Prioritäten; aktueller Trainingsstatus
Es gibt ein paar Dinge, die ich als sehr wichtig erachte, die ich also so schnell wie möglich so gut wie möglich in den Griff kriegen möchte.
1. fremde Hunde
* wir arbeiten dran. Das Training läuft bisher recht gut, er hat definitiv Fortschritte gemacht.
2. Besuch
* ich teste noch Ansätze aus. Aktuell scheint das Draußenempfangen am besten zu sein, wir behalten das für die nächsten 2+ Monate bei und schauen, wie sich das entwickelt.
3. Autofahren
* Wir bauen die Transportbox gerade positiv auf, den (ruhigen) Aufenthalt im Auto auch. Er kann inzwischen einige Minuten ohne Aufmerksamkeit meinerseits auf der Rückbank sitzen, sobald ich seine "Grenze" da allerdings überschreite, wird gefiept und er versucht, nach vorne zu mir zu kommen. Hier liegt definitiv noch ein langer Weg vor uns.
4. (fremde) Menschen
* wichtig wäre mir hier, dass er nicht mehr zu anderen Menschen hinzieht - dafür muss ich aber erst herausfinden, welche Menschen diesbzgl. auf ihn "attraktiv" wirken.
5. Motorradfahrer
* ist jetzt nicht unbedingt wichtig. Ich glaube, hier hilft nur Desensibilisierung oder Gewöhnung/Schönfüttern.
Auslastung
Dino wird zum einen über körperliche Aktivität ausgelastet. Im Freilauf darf er rennen, wie er Bock hat, zwischendurch wird er aber auch geistig ausgelastet, in dem ich Kommandos abfrage und an seinen Baustellen arbeite. Nach dem Autofahr-Training z. B. ist er oft recht platt und pennt erstmal 1-2 h lang. Sobald seine Fremdhund-Problematik einigermaßen kontrollierbar ist, möchte ich Apporttraining mit ihm betreiben - er ist sehr spielzeugaffin (kein Junkie!) und kennt bisher zwei Spielzeuge mit Namen, die er auf Kommando dann auch sucht. Konkret sind das ein Ikea-Plüschhase namens "Hasi" und ein Kong-Kauring namens "Spieli"
Sehr einfallsreich, ich weiß ...
Ich hab das Suchen der Spielsachen eher aus Jux aufgebaut, aber ich denke, das kann man ausbauen und zur Auslastung nutzen. Er zeigt deutlich, dass er das megatoll findet, eventuell kann man seine Spielzeugaffinität auch nutzen, um z. B. sein Fremdhundproblem abzubauen.
Jetzt seid ihr gefragt. Welche Strategien empfehlt ihr, wo seht ihr die Ursprünge für sein Verhalten, wo liegen meine Fehler, was kann ich besser machen?
Hier im Umkreis sind mir genauer zwei Hundeschulen/-trainer bekannt, die auch Einzelstunden anbieten. Habt ihr für den Landkreis Oder-Spree (158xx) konkrete Trainerempfehlungen, die Erfahrungen mit Hunden wie Dino haben?