Beiträge von SherlyH

    Ich möchte noch etwas zum Thema "Man muss nur richtig trainieren" schreiben.


    Kurz vorab: Ich habe bei meinem Kleinpudel von Welpenbeinen an die eigenständige Umorientierung aufgebaut, viel ruhige Hundebegegnungen ohne Kontakt geübt etc. Also das war sicher eine gute Basis, würde ich sagen.


    Trotzdem habe ich einen RIESIGEN Unterschied bemerkt, ob bzw. wie stark er gerade von den Hormonen beeinflusst wurde.

    - Mit ca. 1,5 Jahren bekam er massive hormonelle Probleme. In dieser Zeit waren Hundebegegnungen deutlich anstrengender. Er hat nicht gepöbelt, aber dazu hat eigentlich nur die Lautäußerung gefehlt. Mega angespannt, sich bei jedem Hund steif gemacht, nicht weitergehen, sondern abchecken wollen, Ohren auf Durchzug etc. Die eigentlich funktionierende Umorientierung und alles bisher Trainierte war wie weggeblasen, ich konnte oft nur managen.

    - Mit knapp 2,5 Jahren bekam er dann den Kastrationschip, weil das Hormonchaos leider auch mit starken Magen-Darm-Beschwerden einherging. Aber es hatte nicht nur positive Effekte auf seine Gesundheit, sondern auch auf sein Verhalten. Plötzlich war der Hund wieder er selbst. Umorientierung, ruhiges Vorbeigehen und komplettes Ignorieren von fremden Hunden, alles wieder da. Obwohl ich absolut nix am Training geändert hatte.

    - Nach 5 Monaten lief der Chip bereits überraschenderweise aus. Und ich hatte wieder einen glotzenden Hund an der Leine. "Oh ein Hund, den muss ich abchecken!" So nervig, vor allem, wenn man das Thema eigentlich schon abgehakt hatte. :muede:

    - Vor ca. vier Wochen wurde Bobby schließlich chirurgisch kastriert. Es dauerte eine Weile, aber nun habe ich wieder den entspannten Hund an der Leine, der andere Hunde problemlos ignorieren kann.


    Damit will ich natürlich NICHT sagen, dass eine Kastra des Rätsels Lösung ist, das hätte ich ihm lieber erspart. Aber das Beispiel zeigt ganz gut, wie unterschiedlich sich derselbe Hund trotz gleich bleibenden Trainings verhalten kann, einfach nur weil die Hormone gerade verrückt spielen. Oder weil es zurzeit vielleicht ein bisschen viel ist an Außenreizen. Oder weil Vollmond ist oder Spooky Phase oder oder oder.


    Irgendjemand hier hat mal geschrieben, man unterschätze häufig den Einfluss des individuellen Charakters eines Hundes und überschätze den Einfluss durch das eigene Training. Ich glaube, da ist viel Wahres dran. Das heißt ja nicht, dass man die Dinge einfach schleifen lassen kann. Aber manches braucht eben einfach ein bisschen Zeit. Und sehr viel Geduld vom inneren Zenmeister. :ugly:

    Ich fand den Podcast auch mega interessant und finde es grundsätzlich erst mal gut, dass der Rütter dafür offen war. Ich fand ihn jetzt auch nicht unsympathisch in dem Gespräch und einige Bedenken kann ich schon gut nachvollziehen.


    Tina hat ja selbst explizit gesagt, dass zum einen solche Rassen wie Malis in den falschen Händen tatsächlich zu einer Waffe werden können, und dass eben auch schlecht aufgebauter Schutzdienst das Problem noch verstärken kann. Es sind halt leider nicht alle Gebrauchshundehalter so gut informiert und reflektiert in der "echten Welt" außerhalb dieser Blase, insofern verstehe ich die Kritik durchaus.


    Aber wenn es richtig gemacht wird, finde ich den Sport eine gute Sache, eben um die genetische Veranlagung in die richtigen Bahnen zu lenken. Das hast du auch prima erklärt, wie das aufgebaut wird und wo die Unterschiede liegen zu den Diensthunden etc. Mega spannend für Außenstehende Wonder2009 :bindafür:


    Das Einzige, wo ich etwas drüber gestolpert bin, ist, als es um die fragwürdigen Methoden ging, da hatte ich irgendwie das Gefühl, das wird ein bisschen abgetan als "Gibt halt schwarze Schafe, ist halt so, reden wir besser nicht drüber." Aber kam vielleicht auch nur bei mir falsch an.


    Aber wie gesagt insgesamt sehr informativ und souverän gemacht, vielen Dank für die spannenden Einblicke!

    Meine Aussage war in deren Ursprung so gedacht, dass man mit einem "Das ist nicht mein Problem, der andere muss das aushalten können" theoretisch immer dem anderen den schwarzen Peter zuschieben könnte, wenn man wollte.

    Aber ging das Zitat nicht eben gerade in die andere Richtung, also "Das ist nicht das Problem der anderen, sondern mein eigenes"?

    Wer sich über Tutnix-Halter beschwert, erwartet ja in der Regel, dass der andere sein Verhalten ändert - durchaus zu Recht, möchte ich noch mal betonen. Aber man könnte ja auch den Spieß umdrehen und sagen, die anderen kommen mit ihren Tutnixen anscheinend prima klar, nur ich halt nicht und deswegen setze ich bei mir selbst an.

    Um genau dieses Thema ging es übrigens bei einem Beitrag von Tierarzt Rückert, der auf das Video von Sarah Kuttner reagiert hat. Da waren auf beiden Seiten gute Argumente zu lesen, fand ich.

    Zu einer angespannten Situation gehören immer zwei, die sich treffen, und ich für meinen Teil bin da recht harmoniebedürftig und weiche auch aus, wenn mein Hund kein Problem hat, ich aber sehe, der andere hat eins.

    Ganz genau so mache ich es auch. Ich denke immer für andere mit, weiche aus und versuche, es Leuten mit schwierigeren Hunden so leicht wie möglich zu machen. Inklusive der Absicherung meines eigenen Hundes, damit der eben nicht in andere rein rauscht. Und trotzdem mache ich auch kein Fass auf, wenn es anderen passiert. :ka:

    Man hat hier im DF immer den Eindruck, wenn man nicht in den Tenor der allgemeinen Empörung einstimmt, wird man direkt auf eine Stufe mit den Tutnix-Haltern gestellt. Oder wenn man Verständnis für jemanden aufbringt, dem ein Fehler unterlaufen ist. Das finde ich schade.

    Warum genau Du den Austausch hier gerade so störend findest, erschließt sich mir tatsächlich nicht

    Das habe ich ebenfalls nicht geschrieben, dass ich den Austausch störend finde. Es kam aber in den letzten Tagen und Wochen mehrfach dasselbe Thema auf. Dabei wurden bestimmten Userinnen wiederholt Sachen unterstellt, die ich persönlich zum Beispiel gar nicht so herausgelesen habe. Deshalb wollte ich einfach mal darauf hinweisen, dass diese "Lagerbildung" vielleicht gar nicht nötig ist - wir kämpfen alle für dieselbe Sache, wie es so schön heißt.


    Dass du dich nun angegriffen fühlst, tut mir leid. Ich wollte dir deinen Standpunkt auch nicht absprechen, den kann ich nämlich gut nachvollziehen.

    Das war in Reaktion auf die überspitzte allgemeine Aussage "Wenn dein Hund ein Problem hat wenn XY, hast du das Problem" - das stimmt oft, aber oft ist es für alle einfacher, wenn jeder ein Stück weit Verständnis zeigt. :) Wir sind nun mal in einer dicht besiedelten Gesellschaft zu Hause, und es ist oft einfacher, sein Ding weiter durchzuziehen, aber es kann auch Vorteile haben, wenn man auf beiden Seiten die Fühler ausstreckt und jeder etwas "weicher" ist in seinen Forderungen der Persönlichkeitsentfaltung

    Die Aussage kam von einer Userin, die ihre Hunde sicher auch nicht einfach so in andere reinsemmeln lässt. Vermute ich einfach mal ganz frech. ;)


    Aber ich finde die Fragestellung interessant. Natürlich ist es asozial, seinen Hunde andere bedrängen zu lassen, gar keine Frage. Wer also der "Täter" ist und "Schuld" an dieser Misere hat, ist klar. Nur nützt einem diese Erkenntnis halt nichts. Die HH, die da einen feuchten Kehricht drauf geben, werden das auch weiterhin tun - und das sind sicher nicht die, die sich hier in einem Hundeforum engagieren. Man wird diese Menschen nicht ändern können. Man kann eben immer nur bei sich selbst ansetzen, so frustrierend das ist. Ich fände eine Welt, wo jede:r auf die anderen Rücksicht nimmt, auch besser - nur müsste man die erst mal erfinden. Also rechne ich weiterhin mit der Blödheit der anderen, gehe vorausschauend Gassi und mache das Beste draus.

    Warum sollte man sich nicht mal über was auskotzen dürfen was nervt, auch wenn man es nicht ändern kann?

    Darf man natürlich, habe ich doch geschrieben, dass ich das gut verstehe. Dafür gibt es etliche Nerv-Threads zum Beispiel. Und auch hier in diesem Thread wurde es schon zur Genüge durchgekaut. Sagt niemand was dagegen. Ich finde nur, die Adressaten sind in diesem Fall falsch gewählt. Keiner sagt doch etwas anderes, als das ein Hund nicht regelmäßig abzischen sollte.

    Wenn Dein Eindruck ein anderer war, okay, aber einfach so festlegen, dass sich hier alle einig sind kannst Du deswegen ja nicht.

    Wie du selbst gern betonst: Wie man das Geschriebene auffasst, ist einfach subjektiv. Diejenigen, die sich für das Thema besonders engagieren, sind diesbezüglich sensibilisiert, weil sie schon entsprechend negative Erfahrungen machen mussten. Alles verständlich. Aber zeig mir doch bitte mal die Stellen, wo jemand schreibt "Also mir ist das wumpe, mein Hund darf jederzeit in andere Hunde rein rauschen". Es sind doch alle bemüht! Oder siehst du das anders?