Ging es anderen Kleinhundehalter:innen vielleicht auch mal so und wie habt ihr es geschafft, (wieder) entspannt in Begegnungen mit großen Hunden zu gehen
Ich habe einen Kleinpudel-Rüden mit 8,5 kg auf 40 cm und empfinde ihn als mittelgroß und relativ robust - das war mir wegen des Verletzungsrisikos auch wichtig bei der Rassewahl.
Wir wurden einmal von einem fremden Hund angegriffen, der war zwar angeleint (ebenso wie meiner), aber riss sich los und stürzte direkt auf Bobby zu. Ich hab zum Glück schnell reagiert und ihn direkt hochgenommen, der andere Hund sprang weiter an mir hoch und biss mir letztlich in den Arm. Die Halterin war zwar einsichtig, aber ich hab sie trotzdem beim Ordnungsamt angezeigt, weil das wohl nicht der erste Vorfall dieser Art war.
Danach hat es wochenlang gedauert, bis ich ohne Panik wieder mit dem Hund rausgehen konnte. Ich verstehe deine Angst also sehr gut. Mit der Zeit wurde ich wieder entspannter - sehr geholfen haben viele kontrollierte Kontakte mit bekannten, freundlichen Hunden. Konfrontationstherapie quasi. Mein Pudel war übrigens gar nicht anders als vorher, aber der saß ja auch sicher (und keifend) auf meinem Arm bei dem Angriff.
Und noch eine Frage unter ferner liefen, ist diese Frequenz von Angriffen normal? Muss ich mich darauf jetzt einstellen oder habe ich einfach nur Pech?
Das ist eine sehr gute Frage. Wir wohnen in Berlin, aber relativ weit draußen und ruhig, und haben hier bisher keine großen Probleme gehabt. Der bisher einzige Vorfall war im Urlaub an der Müritz.
Ich persönlich habe den Eindruck, dass manche Hunde andere Hunde aus irgendeinem Grund mehr triggern. Mein Pudel kommt zum Glück bei anderen Hunden sehr gut an, er wird als freundlich und deeskalierend wahrgenommen. Trotzdem kann er sich bei Bedarf sehr gut durchsetzen und ist dann absolut souverän.
ABER trotzdem leben wir nach dem Motto better safe than sorry. Das heißt, wir gehen zu Tageszeiten, wo möglichst wenig andere HH unterwegs sind. Wir vermeiden typische Hotspots wie Freilaufgebiete. Grundsätzlich gehen wir anderen Hunden weiträumig aus dem Weg. Um bestimmte Rassen, die nicht gerade für ihre Artgenossenverträglichkeit bekannt sind (Schäferhunde, Jagdgebrauchshunde, Nordische etc.), machen wir einen großen Bogen, zur Not drehen wir auch um oder gehen einen anderen Weg. Das gilt für alle Hunde, die sich irgendwie unfreundlich nähern, territorial kontrollieren und abchecken wollen etc. Meist hat man ja irgendeine Möglichkeit auszuweichen. Körpersprache lesen können ist auf jeden Fall wichtig! Prophylaktisch hochnehmen mache ich persönlich nicht, weil ich denke, dass das die Selbstwirksamkeit meines Hundes nicht unbedingt stärkt. Wird aber im Notfall natürlich gemacht, und Bobby kennt das auch und fühlt sich dann sicher.