Beiträge von SherlyH

    Kaum ist die Leine ab, wird erstmal herumgeflitzt, wie von der Tarantel gestochen, also klassische Zoomies.

    Ja, es kommt mir bekannt vor. :tropf: Wiesen sind hier ein großer Trigger - das sind die Nachwehen aus der Zeit, wo er nur ganz dosiert freilaufen durfte und das war dann eben meist auf Wiesen. Aber wenn er nur Kreise zieht und nicht einfach querfeldein abdüst, ist das ja schon mal gut. Dann ist die Richtung immerhin nicht weg von dir, sondern schon um dich rum, wenn auch zunächst im größeren Radius.

    Keiner trug je ein Halsband, geschweige denn hatte man eine Leine dabei. Die Hunde blieben meist ohne Ansprache immer nahe bei ihren Leute.

    Ganz genau, das erlebe ich in meinem Umfeld auch oft, nicht nur bei Wohnungslosen. Und die meisten halten hier Hunde aus dem Tierschutz. Da könnte man ja meinen, der Anspruch ist sogar noch höher als bei einem gut gezogenen Welpen vom Züchter. :ka: Die gehen einfach stur und stumm ihres Weges und der Hund folgt halt. Und ich trainiere mir einen ab und der Freilauf ist trotzdem nicht so entspannt, wie ich ihn gern hätte (was natürlich auch der Tatsache geschuldet ist, dass Bobby in seinem Leben bisher einfach zu wenig davon hatte - s. mein Post zuvor).

    Hunde sind Lauftiere, und haben von der Natur 3 Gangarten mitbekommen, die sie auch frei bewegen können müssen.

    Dabei selber entscheiden zu dürfen, wann sie welche Gangart einsetzen wollen, gehört für mich zwingend zur Lebensqualität eines Hundes, weil es eine biologische Vorgabe bei Hunden ist.

    Das finde ich einen sehr wichtigen Aspekt! Das ist auch eines der Argumente in dieser Studie für möglichst viel Freiheit beim Freilauf - wobei ich dennoch der Meinung bin, dafür muss der Hund sich ja draußen nicht gänzlich ohne Regeln (und damit auch eine gewisse Kontrolle) bewegen. Das kann er auch ausleben, wenn er im Sichtfeld und auf den Wegen bleibt zum Beispiel. So, wie ihr es ja auch handhabt.


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    Eine Sache, die Anne Bucher in ihrem Podcast sagt, kann ich übrigens bestätigen: Wenn der Hund nicht so oft Freilauf bekommt, wie er sollte, dann ist der "Laufdruck" bei ihm erst mal deutlich höher.

    Zitat

    "Häufig hat es auch etwas damit zu tun, dass erst einmal dieser Laufdruck raus muss. Ja, vielleicht hast du schon mal Pferde beobachtet, wenn die im Frühjahr das erste Mal wieder auf die Sommerweide kommen. Da muss erst mal richtig Gas gegeben werden. (...) Aber dieser erste Druck, dieses Knallgas geben und erst einmal nur rennen. Das ist besonders schlimm, wenn sie mir vorher in die Leine geknallt ist, wenn sie länger mal nicht in den Freilauf durfte. Und hier haben wir das Bedürfnis zu kontrollieren und zurückzunehmen führt halt häufig dazu, dass wir das Bedürfnis zu rennen immer größer machen beim Hund."

    Bei uns ist es ja so, dass Bobby durch meinen Beinbruch leider sehr lang - über viele Monate hinweg - keinen richtigen Freilauf bekam. Also wir waren natürlich immer mal in eingezäunten Grundstücken, auf dem Hundeplatz und täglich bei uns im Garten, aber das ist einfach nicht zu vergleichen mit echtem Freilauf. Und jetzt dann wieder anzufangen, da habe ich schon gemerkt, dass er erst mal die Energie rauslassen muss. Und normalerweise neige ich dann auch dazu, dagegen zu arbeiten, weil ich ja nicht will, dass er so einen großen Radius hat - was wieder dazu führt, dass er nicht genug Freilauf bekommt. :tropf:


    Meine Familie hat ein großes eingezäuntes Grundstück, ca. 2 ha mit Wald und Wiese, also so weitläufig, dass man den Freilauf gut simulieren kann. Am ersten Tag rennt Bobby erst mal wie bekloppt rum, direkt außer Sicht, und macht sein Ding - kommt aber zuverlässig, wenn man ihn ruft. Am zweiten Tag wird das schon weniger und am dritten Tag latscht er so mit mir mit, wie ich mir das eigentlich wünsche: immer in meiner Nähe, maximal 15-20 m entfernt, wartet vor Kurven etc.

    Aber im freien Gebiet würde ich mich das halt gar nicht trauen. Aktuell sind wir so weit, dass er im gut einsehbaren Gebiet wieder freilaufen kann - nachdem er erst mal eine Runde über die Wiese flitzen durfte. Zwischendrin leine ich ihn aber immer wieder an, wenn es mir zu heikel ist - better safe than sorry.

    Ich quatsche ja relativ viel mit den Hunden, das meiste ist unwichtiges Zeug, zb wie schön die Gegend oder das Wetter gerade ist. Sie

    Haha, ich bin auch so. |) Wie oft ich schon zum Hund gesagt habe: "Guck mal, wie schön das hier ist!" xD Oder ich kündige an, dass wir abbiegen mit "Hierlang" (klares Kommando, das der Hund kennt) und dann folgt noch eine Erklärung wie "Wir wollen doch noch um den See rum, da war es letztens so schön!" (Blabla, das kein Schwein interessiert, und schon gar nicht den Hund). :headbash:

    Es ist echt schlimm und wird mit dem Älterwerden nicht besser. Wenn ich mal alt bin, wird der Cringe-Faktor ins Unermessliche steigen. :hilfe:

    Funktioniert ganz wunderbar. Und die Menschen können so bleiben wie sie sind.

    Neeeiiiiin, sag mir das doch nicht! :ugly:

    Aber du hast Recht, es wäre sehr schwer, mir das komplett abzugewöhnen. Ich blubber generell gern mal so vor mich hin, das blendet der Pudel einfach aus. Ist ein Wort an ihn gerichtet, wird er sofort aufmerksam.


    Ein Argument gegen das Labern ist ja oft, dass der Hund dann ständig hört, wo man ist, und sich daher weiter weg "traut". Wobei der mich ja auch riechen kann, oder nicht?


    Und halt sowas wie Richtungswechsel ankündigen - da heißt es oft, der Hund lernt aufmerksamer zu sein, wenn man das nicht macht. Weil der Mensch einfach mal weg sein kann, wenn der zum Beispiel in der Zwischenzeit abgebogen ist, während der Hund noch geschnüffelt hat. Für mich fühlt sich das irgendwie nicht nach "Partnerschaft" an, aber das ist vielleicht auch einfach zu menschlich gedacht von mir. :ka:

    Wenn ich schon lese "Verantwortung an den Hund abgeben" |) sieht der Gesetzgeber anders :pfeif:

    Das hatte aber eher die andere Seite geschrieben, die ich unten verlinkt habe, oder? (Ich hatte zwei verlinkt: eine Seite war pro Freiheit, eine Seite pro Kontrolle.) Die zweite steht ja quasi für das Gegenteil von Freiheit. Und ist eben der Meinung, dass es nicht gut ist, wenn der Hund überhaupt was entscheidet im Freilauf. Selbst alleine schnüffeln, was ich schon krass finde.

    Meine Hunde haben von klein an gelernt das sie nach mir gucken müssen wenn sie nicht wollen das ich weg bin und das klappt wunderbar.

    Wie haben sie das gelernt bei dir? Viele HH, die ich im Real Life kenne, machen es so, dass sie einfach stur den Weg lang gehen, nicht stoppen, wenn der Hund stoppt zum Beispiel. Und die Hunde folgen ihnen sehr gut, weil sie eben aufmerksamer sein müssen. Hast du das auch so gemacht?

    Ich freu mich auch verbal wenn einer einfach so mal ankommt, oder zu mir guckt, aber sonst bin ich ziemlich still wenn ich alleine mit den Hunden unterwegs bin.

    Gassi ist Hundezeit, komplett Hundezeit

    Das hört sich echt total entspannt an bei dir! Ich denke, ich laber draußen oft zu viel. |) Wobei Bobby trotzdem ziemlich aufmerksam ist, regelmäßig nach mir schaut und so, aber das ist mühsam antrainiert und er hat schon einen relativ großen Radius.

    Allein schon von Gesetzes wegen sind wir als Hundehalter verantwortlich für unseren Hund und dass er während seines Freilaufs keinen Schaden anrichtet.

    Ja, sehe ich absolut genauso. Ich fand es echt krass, dass die Testläufe für die Studie auch mit Hunden gemacht haben, die bereits ernsthafte Aggressionen gegenüber Menschen und Artgenossen gezeigt haben. :fear: Sie hätten wohl im Ernstfall abgerufen, aber das kann man ja auch nur, wenn man im Einwirkungsbereich ist ... Fand ich schon sehr leichtsinnig.

    Welche Freiheit soll dass dann noch sein, wenn diese Art Freiheit einen Ausschluss aus der Familie bedeutet?

    Ich denke, so war das nicht gemeint. Es geht eher um verbale Kommunikation. Also den Hund viel zulabern, häufig Kommandos geben etc. Nonverbale Kommunikation kann man ja gar nicht verhindern und wurde auch in der Studie nicht abgebrochen oder so. Also wenn der Hund von alleine dem HH gefolgt ist z.B.

    Wobei ich Kommunikation nicht ständiges Gängeln und Ranrufen verstehe, sondern die Verständigung mit Blicken und Andeutungen.

    Ja genau. So, wie ich das verstanden habe, ging es bei dieser Studie um verbale Kommunikation vonseiten des Menschen. Also so, wie du es beschreibst, dass der Hund von alleine stehenbleibt und dann freiwillig mit dem HH mitkommt, das wurde auch begrüßt. Aber eben nicht eingefordert mit Kommandos oder so.

    Ich denke, dass kommt immer auf das Individuum Hund an. Hier haben beide Hunde eine sehr hohe jagdliche Motivation

    Angeblich war ein Ergebnis dieser Studie, dass Hunde viel weniger jagen würden als angenommen. :ka: Die haben das auch mit Windhunden gemacht zum Beispiel. Aber wie gesagt, über die Qualität dieser Aussagen kann ich nichts sagen, damit kenne ich mich nicht genug aus. Aber kann es auch nur schwer glauben. Selbst mein Pudel würde sicher eher mehr Vögel jagen als weniger, wenn ich da nicht einwirken würde.

    Beides murksig und unschön, wenn man mich fragt

    Ja, so empfinde ich das auch. Beide Seiten sind einfach ziemlich extrem. Wobei ich den Ansatz, den Hund weniger zuzuquatschen, für mich persönlich sehr interessant finde (weil ich eben einfach eine Labertasche bin :pfeif: ) - natürlich im geschützten Rahmen. Also den Hund einfach machen lassen, das wäre für mich nichts. Und auch nicht für meinen Pudel, der wäre mit zu viel Freiheit auch überfordert, glaub ich.

    Das ist ja auch wirklich so verrückt. Auch, dass er sogar auf Reinfleischdosen reagiert! Reagiert er dann über die Haut oder über die Verdauung?

    Er hat verschiedene Symptome. Am schlimmsten sind immer die Ohrenentzündungen, egal worauf er reagiert. Bei Futtermittelallergien kommen dann Magen-Darm-Probleme wie Durchfall, Bauchschmerzen und Sodbrennen dazu. Auch Juckreiz, vor allem an den Pfoten, im Gesicht und am Bauch.

    Nur bei den Umweltallergien gegen Pollen und Gräsern ist die Verdauung meist okay.

    Habt ihr einen Test gemacht?

    Noch nicht. Die Ärztin meinte, wir sollten die Desensibilisierung erst machen, wenn sich das Immunsystem (hoffentlich) im Herbst etwas beruhigt hat. Er bekommt auch noch Apoquel. Das muss man dann ja sicher absetzen, oder?

    Okay, ich gebe es zu: Der Titel ist etwas polemisch, aber hey, heutzutage muss man die User schließlich irgendwie anlocken. #clickbait :winken:


    Aaaalso, es geht um Freilauf. Und die Freiheiten, die eure Hunde währenddessen genießen dürfen.


    Ausschlag für diesen Thread gab ein Blogeintrag, auf den ich kürzlich gestoßen bin.

    #20 F wie Freilauf - Freilauf bei Hunden | Anne Bucher
    Wie ich mit butterweichen Knien und Schnappatmung auf einer fremden Halde stand und meine Hunde beide im Freilauf waren! Hör rein 🎧!
    annebucher.com

    Anne Bucher interviewte vor einiger Zeit die Verhaltensbiologin Dr. Sandra Foltin zu einer Studie, die diese wohl im Rahmen ihrer Doktorarbeit durchgeführt hat. Kern dieser Studie: Was machen Hunde, wenn sie völlig frei explorieren dürfen, komplett ohne Einwirken des Menschen? Sprich: Mensch läuft einfach weiter, Hund orientiert sich (oder auch nicht). Keine Kommandos, keine Interaktion. Der Hund macht komplett sein Ding und läuft ggf. auch außer Sicht (überwacht durch GPS).

    Kommt der Hund sichtbar in einen Konflikt, wechselt man die Richtung.

    Zitat

    "Unser Hund ist im Freilauf. Und was machen wir jetzt? Wir gehen, rennen nicht zum Hund hin. Sondern eher wir drehen uns in die andere Richtung und gehen zackig weg, damit der Hund quasi ein bisschen in die Entscheidung kommt."

    Das Ganze soll dem Zweck dienen, dass der Hund aufmerksamer wird:

    Zitat

    "Nicht ich, sondern der Hund. Soll mal schauen Oh, wo sind denn die anderen? Sei es der zweite Hund, sei es mein Mensch. Achtsamkeit auch im Sinne von so wie lange kann ich alleine erkunden, bevor mein Mensch weg ist? Auch das zeitliche Parameter, das lernen Hunde auch. Wie finde ich denn zurück auf den Weg? Gehe ich gerade aus, folge ich dem zweiten Hund? Mach ich das selber? Finde ich eine Lösungsmöglichkeit? Das kann ich nur, wenn ich die Möglichkeit habe zu erkunden. Und zwar alleine frei Entscheidungsträger zu sein."

    Und weiter:

    Zitat

    "Und da so die Gratwanderung hinzubekommen, zwischen dem Hund wirklich Freiheiten zu geben, auch den mal vom Weg runter gehen zu lassen, auch mal erkunden zu lassen, auch mal stolpern zu lassen, auch mal drei Sätze hinter der Amsel hergehen zu lassen und dann wieder zu uns zurückfinden zu lassen, das ist ganz, ganz, ganz wichtig, da eben auch diesen Kontrollzwang von uns Menschen hinten anzustellen."


    Ich möchte diese Studie gar nicht bewerten, dazu habe ich mich zu wenig damit beschäftigt (und darum soll es in diesem Thread auch nicht gehen). Aber sie hat mich zum Nachdenken angeregt: Interagiere ich zu viel mit meinem Hund? Ich rufe ihn zu Übungszwecken immer mal ran, lasse ihn warten, kündige Richtungswechsel an, solche Sachen. Ist das vielleicht schon too much?

    Zitat

    "Heißt Freilauf für uns Leine ab. Aber wir halten die ganze Zeit quasi mit Signalen den Hund in der Taktung bei uns. Oder heißt Freilauf für uns? Du hast Freizeit. Du hast Freiheit. Und wenn du was Wichtiges ist, dann kommt von mir das Signal mit “Komm mal bitte zu mir” oder “Geh mit mir an die Seite” oder “Hey, wir gehen hier entlang.” Das möchte ich nicht, weil das ich finde, es ist kein Freilauf für Hunde, wenn man einfach nur ableint, aber sie die ganze Zeit bombardiert."


    Bei meiner weiteren Recherche stieß ich dann auf einen Beitrag der "Hundeerziehungsberaterin" Marion Huber zum Thema Freilauf. https://marionhuber.com/der-mu…-alles-im-freilauf-lernt/

    Hier las ich eher das Kontrastprogramm:

    Zitat

    "Es genügt, wenn du deinen Hund einfach regelmäßig seiner Wege gehen lässt auch wenn er in Sichtweite ist. Dein Hund ist im Alleingang unterwegs. Alle Erfahrungen, die er dann macht, macht er ohne dich. (...) Dabei muss der Hund noch nicht Mals weit weg oder außer Sicht sein. Es genügt, wenn er allein im Gras stöbert. (...) Du spielst keine tragende Rolle und sorgst auch nicht für nötige Sicherheit. Du gibst Verantwortung ab. An deinen Hund."


    Schon klar, das sind nun zwei ziemlich extreme Beispiele. Aber mich interessieren die vielen Graustufen zwischen dem Schwarz und Weiß. Wie handhabt ihr das? Was dürfen eure Hunde im Freilauf und was nicht - und vor allem, warum?

    Uns geht es ähnlich, Bobby scheint einfach auf alles zu reagieren. :verzweifelt:


    Seit zwei Jahren bekommt er nur Pferdemuskelfleisch, Süßkartoffeln und Brokkoli mit Mineralzusatz. Nicht mal Reinfleischdosen geben und er reagiert selbst auf das meiste Gemüse wie Pastinaken, Möhren etc. Sogar auf reine Pflanzenzellulose, obwohl die eigentlich hypoallergen sein müsste. Ich vermute eine Kreuzreaktion wegen der Pollen- und Gräserallergie.


    Letztes Jahr hatte er schon in der Pollensaison Apoquel gebraucht, dieses Jahr waren es zusätzlich die Gräser und wer weiß, was noch alles. Seine Ohren sind trotz Apoquel jedenfalls immer wieder entzündet (wenn auch nur moderat), wenn es ganz schlimm ist, kommt auch Juckreiz dazu.


    Wir wollen im Herbst auch eine Desensibilisierung versuchen. Habt ihr davor einen Allergietest machen lassen SmartieundSimba ?

    Ich finde das Thema Radius mega spannend! Und war da lange Zeit viel zu verkopft. Bobby rennt anfangs gern erst mal los, bisschen Energie loswerden - und ist dann eben ggf. auch mal kurz außer Sicht. Nach ein paar Sekunden kommt er direkt wieder, aber eigentlich gefällt mir das nicht. Andererseits gibt es die Umgebung einfach oft nicht her, dass man da ewig weite Sicht hat. Wie ist das bei euch?


    Abgesehen davon ist sein Radius auch so bei 20-30m, aber das ist schon okay. Solange er gut auf mich achtet und grundsätzlich entspannt ist. Sonst ist Pause angesagt.