Hallo,
ich habe leider ein riesen Problem mit meinem Fräulein Fanny. Fanny ist mein zweiter Hund, der erste war ein herzensguter Dalmatiner, den wir damals im Welpenalter zu uns holten. Fanny ist eine Tierschutzhündin (4 Jahre alt, Mischling, Fundhund aus dem Ausland) und massiv angstaggressiv.
Einerseits haben wir das Problem, sie MUSS an der Leine immer vorne gehen, denn sie scheint so der Typ zu sein, alles regeln zu wollen, sprich, "Oh, da vorne kommt uns was entgegen!" und schon gehen die Ohren und die Rute hoch, Rückenfell wird aufgestellt und sie beginnt zu ziehen wie eine Irre. Jegliche Versuche meinerseits, sie zu begrenzen (hinter mich schicken, umdrehen, Muster laufen - alles sinnlos. Sie drängt an mir vorbei und MUSS jetzt sehen, was da vorne kommt.) Wenn es "nur" ein Erwachsener ist, dann stört es sie nicht weiter und sie beruhigt sich wieder. Problematisch wird es bei Kindern (diese knurrt sie grundsätzlich an, auch über große Entfernungen) und - ganz schlimm - bei anderen Hunden.
Ich habe sie jetzt seit bald 2 Jahrenbei mir, wir haben zwei Hundeschulen und zwei Trainer durch und keiner konnte das Problem dauerhaft lösen. Wir haben z.B. viel geübt, dass Kinder, die im Umgang mit Hunden versiert sind, ihr Leckerlis zuwerfen, mit denen hatte sie dann auch irgendwann kein Problem mehr - dafür aber nach wie vor mit jeglichen fremden Kindern, die man halt auf der Straße mal trifft - und ich kann natürlich schlecht zu jedem Kind hinrennen und sagen "Hey, würdest du meinem Hund mal kurz ein Leckerchen zuwerfen? Der ist ganz lieb, der knurrt dich nur gerade an, weil er Angst hat vor dir!"
Das Grundprinzip der Hundeschulen und Trainer bezüglich der Aggression gegenüber Artgenossen war immer nur permanente Ablenkung und dann vorbeiführen oder ganz ausweichen.
Das hört sich in der Theorie natürlich fein an, in der Praxis weniger. Kürzlich waren wir z.B. auf dem Weg zum TA. Ich bin frühzeitig losgefahren, habe aber keinen Parkplatz mehr in der Nähe gefunden und so mussten wir eben noch ca. 500m eine enge Straße entlanggehen.
Wie es der Zufall wollte, kam uns ein Hund entgegen, Marke wadenhoher Kläffer, der schon von Weitem Theater gemacht hat, als er uns kommen sah. In derartigen Situationen könnte ich die tollste Fleischwurst überhaupt mit dabei haben, es würde Fanny nicht interessieren. Also entschloss ich mich, umzudrehen und stellte mit Entsetzen fest, auch hinter uns kam ein Hund, ein Akita von stattlicher Größe, der ebenfalls nicht begeistert zu sein schien, was ihn da erwartete.
So und nun stand ich da, hinter mir ein Hund, vor mir ein Hund und eine vielbefahrene Hauptstraße. Was tut man in solchen Situationen? Sie reagiert auf kein einziges Kommando, fixiert und sobald der andere Hund näher kommt, geht sie los wie ein Berserker. Mir macht das wirklich Sorgen, da sie kein kleiner Hund ist und zudem eine Aggression an sich hat (nur in solchen Situationen), die ich noch nie erlebt habe. Bei uns zuhause ist sie der freundlichste, unterwürfigste Kuschelhund überhaupt,
ist nett zu unseren Katzen, macht nichts kaputt, ist sehr folgsam und anständig, aber das macht es halt auch nicht besser.
Jedenfalls tickte sie auch in dieser Situation total aus, aber nix wars mit bisschen bellen, bisschen pöbeln und weitergehen. Sie scheint in diesen Situationen wirklich komplett abzudrehen, mit hochsteigen, versucht sich aus dem Halsband zu winden,versucht mich wegzudrücken, wenn ich sie festhalten will, eben das ganze Programm. Mir ist das nicht nur unendlich peinlich, sondern ich habe wirklich Angst, dass sie es tatsächlich mal schafft, sich loszureissen, mich auf die Straße zu ziehen, umzuwerfen oder was auch immer. Man sieht es ihr nicht an, aber sie ist ein echt übles Kraftpaket mit ihren 25 Kilo.
Das Traurige ist, dass ich im Tierheim damals erwähnt habe, dass ich in einer sehr hundereichen Gegend wohne und mir wichtig ist, dass mein zukünftiger Hund andere Hunde nicht komplett doof findet. Da legte man mir Fanny ans Herz, die "mit allen Hunden verträglich" sei und zudem ein eher rangniedriges, noch etwas unsicheres Mädel wäre - ergo perfekt. Tja, das war wohl eher nix.
Es ist schon richtig, dass sie im Freilauf mit Hunden generell verträglich ist - das aber auch nur, solange man weder Futter noch Spielzeug hat. Sobald es um einen Stock, einen Ball oder noch schlimmer: Um was Fressbares geht, dreht sie komplett ab
und geht auf den anderen Hund los, wenn dieser etwas verteidigen möchte. SPrich: Besitzer vom anderen Hund wirft einen Ball, er fängt diesen und will ihn zurückbringen, Fanny drangsaliert ihn solange, bis er entweder den Ball loslässt oder aber er versucht, ihn zu verteidigen. Zudem hat sie Angst vor Wasser, und wenn dann ein Hund in den Fluss springt und nachher wieder rausmöchte, dann versucht sie ihn daran zu hindern (knurren, schnappen, blockieren). Ich breche das Ganze dann natürlich sofort ab und sie kommt an die Leine. Allerdings bezweifle ich, dass sich dadurch für Fanny irgendein Lerneffekt ergibt.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich mit diesem ganzen Verhalten ihrerseits komplett überfordert bin und es wirklich schlimm finde, dass sie offenbar ein so "aussichtsloser" Fall ist, dass kein Trainer und keine Hundeschule da irgendwie weiterkam. Ich laufe schon an den abgelegensten Orten mit ihr, aber selbst da ist die Chance halt gegeben, dass man doch mal wider Erwarten jemanden trifft und daher ist die Angst vor solchen Situationen auch mein ständiger Begleiter. Jemand eine Idee, wie ich das Ganze angehen kann, damit ich wenigstens mal einigermaßen "normal" an anderen Hunden vorbeikomme, wenn es denn halt mal sein muss? Oder wie sie sich generell respektvoller gegenüber Artgenossen verhält, statt dieses ständige Dominanzverhalten zu zeigen (MEIN Ball, MEIN Stock, MEIN Futter und aus dem Wasser lass ich dich auch nicht raus!)?