@Ninma
An Demenz glaube ich wirklich nicht. Es spricht dafür auch nichts. Er hat sich vom Verhalten her auch nicht verändert.
Einzig was sich verändert hat, ist dass er sich zum "Frustkläfferchen" entwickelt hat, wenn er alleine bleiben soll. Und da gab es tatsächlich eine Veränderung, nämlich in der Form, dass er eine Zeit lang so gut wie fast gar nicht alleine bleiben musste. Das allgemeine Frustproblem - da bin ich mir schon sicher - ist hingegen kein neues, nur hat sich das gerade jetzt eben gezeigt bzw. habe ich das erst jetzt wirklich realisiert, wo es mehr Regeln im Haushalt gibt. Wenn er auf's Sofa will und auf's Sofa darf, entsteht ja erst gar kein Frust. Wenn er zum Spielen auffordert und man mit ihm spielt, entsteht erst gar kein Frust. Wo jeder machen darf, was er machen möchte, entsteht erst mal kein Frust. Weißt du was ich meine?
Ich kann nur sagen, dass die Neuregelungen Zuhause tatsächlich Wirkung haben. Ich habe ihm eine Höhle als Rückzugsort gebaut und die positiv verstärkt. Ich achte darauf, dass er diesen Ort aktiver nutzt und hab alles so eingerichtet, dass er sich dort auch wohl fühlt. Er darf nicht mehr auf das Sofa - vorübergehend. Er darf aber weiterhin bei mir im Bett schlafen und es gibt Kuscheleinheiten. Ich achte darauf, dass nicht er zum Spielen auffordert, aber dennoch spiele ich mit ihm. Wenn ich merke, dass er sehr hochfährt, dann schicke ich ihn in seine Höhle, damit er runterkommt. Ich kommandiere ihn aber nicht durch die Wohnung, falls sich das so angehört hat. Ich achte nur etwas mehr auf ein paar DInge. Gleichzeitig habe ich ganz viel mit ihm geübt, Schlüsselreize abzubauen, die ihn hochpushen. Und inzwischen sind wir auch so weit, dass er eingekringelt in seiner Höhle liegt, wenn ich wie wild mit dem Schlüssel klimper und rausgehe. Er ist sehr viel ausgeglichener geworden, schlägt insgesamt auch weniger an. Er wirkt insgesamt deutlich entspannter.
Ich dachte, dass man hier vielleicht noch ein paar Anregungen bekommt, wie man Ruhe, Antistress und Frustrationsbewältigung aktiv daheim in Alltagssituationen üben kann. Nicht, weil ich meinen Hund ein bisschen quälen will, sondern weil ich ihm gerne dabei unterstützen möchte. Ich glaube, dass er sehr situationsbezogen lernt. Mein Fokus lag lange Zeit sehr auf draußen, was durch viel Training wirklich wunderbar klappt. Da klappt die Impulskontrolle z.B. wirklich sehr, sehr gut. Aber auch das ist uns beiden nicht in den Schoß gefallen.
Wenn ich ein Fan von Bauchgefühl wäre, würde ich noch darauf hinweisen, was dein Bauchgefühl dazu sagt:
Mein Bauchgefühl sagt mir ja nicht, dass ich ein grauseliger Hundehalter bin. Ich fühle mich schrecklich dabei, wenn ich am Sofa liege und weiß, dass er das eigentlich auch gerne gemacht hat und bestimmt auch gerne würde, aber stattdessen eingekringelt neben mir in seiner Höhle liegt und schläft. Vielleicht sehe ich das auch etwas arg vermenschlicht. Klarere Regeln heißt ja nicht, dass ich ihn bestrafe oder gänzlich meiner Nähe entziehe.