Hallo liebe Mitglieder.
Mein Name ist Sara, ich bin 30 Jahre alt und lebe zusammen mit meinem Mann und unserem Hund in Österreich.
Ich wende mich an euch, weil ich mit meinem Latein und auch meinen Nerven am Ende bin. Ich versuche mich kurz zu halten, entschuldige mich aber schon im Voraus, falls ein ewig langer Text folgt.
Unser Hund Henry ist ein ca. 4 Jahre alter American Staffordshire Terrier. Wir haben ihn vor knapp 3 Jahren aus dem Tierheim geholt und bis vor kurzem harmonisch mit ihm zusammen gelebt.
Die Vorgeschichte:
Vor etwa einem halben Jahr kam es zu einem schlimmen Vorfall. Wir waren auf einem ruhigen Feldweg spazieren, ein Weg auf dem wir schon hunderte Male zuvor waren. Henry war, wie immer, unangeleint, da es noch nie zu Problemen kam. Er hat den Rückruf immer top befolgt, verstand sich gut mit anderen Hunden und hat auch nicht gejagt.
Plötzlich kam von hinten, wie aus dem nichts ein anderer Hund angeschossen und hat sich auf Henry gestürzt. Es war ein mittelgroßer Schäfermischling, der Besitzer lief schreiend hinter her, konnte aber nichts ausrichten. Die beiden fingen an zu kämpfen, es ging alles so schnell, Henry hat auf nichts mehr reagiert und sich letztendlich regelrecht in dem anderen Hund verbissen, während dieser schon am Boden lag. Wir konnten ihn erst nach mehrmaligen Luft abdrücken los bekommen und sind dann natürlich sofort zum Tierarzt. Henry hatte ein paar Bissverletzungen im Gesichts- und Nackenbereich, die genäht wurden. Der andere Hund wurde leider aufgrund schwerer Rachen- und Luftröhrenverletzungen eingeschläfert.
Genau hier fängt unser Drama an, denn Henry ist seit diesem Vorfall nicht mehr der selbe. Er ist extrem aggressiv gegenüber jedem anderen Hund. Selbst gegen Hunde die er seit Beginn kennt.
Wir wohnen in einer Doppelhaushälfte und in der anderen Hälfte wohnt die Schwester meines Mannes zusammen mit ihrem Mann, zwei Kindern und Ihrem Pudel. Früher war das sehr praktisch, da sich die Hunde gut verstanden haben und wir so immer gegenseitig Hundesitter spielen konnten, wenn die anderen im Urlaub oder sonst wo unterwegs waren. Mittlerweile ist es nicht einmal mehr möglich Henry in den Garten zu lassen, während der Nachbarshund auch draußen ist. Henry steht nur am Zaun, der unseren Garten von dem meiner Schwägerin trennt, und bellt, knurrt, beißt in den Zaun usw.
Wir lassen Henry nun gar nicht mehr ungesichert in den Garten, da er bei jedem Hund der vorbeigeht komplett ausrastet und wir befürchten, dass er über den Zaun kommen und andere Hunde angreifen könnte.
Spazieren gehen ist ein einziger Spießrutenlauf. Wir wohnen, wie gesagt, sehr ländlich und gefühlt jeder zweite hier hat selbst mindestens einen Hund. Wir könnten im Dorf gar nicht mehr mit Henry raus, da er bei jeder Sichtung, selbst wenn der andere Hund noch 100 Meter entfernt ist am Rad dreht. Er zieht und zerrt, bellt und knurrt und ist nicht mehr ansprechbar. Wir fahren seit dem nur noch irgendwo in die Pampa und beten, dass wir dort keinem anderen begegnen. Natürlich ist Henry immer mit Leine und Maulkorb gesichert, da wir keinesfalls eine Wiederholung des ersten Vorfalls möchten.
Mein Mann ging früher fast täglich mit Henry joggen, auch das ist nur noch bedingt möglich, da Henry quasi nur damit beschäftigt ist seine Umwelt auf andere Hunde abzuchecken. Es kam dabei schon einmal zu einem Unfall. Mein Mann und Henry waren auf einer gewohnten Strecke joggen und irgendwo in der Ferne hat ein Hund gebellt, war aber nicht einmal zu sehen. Henry hat sekundenschnell versucht in Richtung des Geräuschs zu kommen und dabei so abrupt an der Leine gezogen, dass mein Mann gestürzt ist und ein paar Meter regelrecht geschleift wurde, bis er die Kontrolle wieder hatte.
Wir können auch nicht mehr zusammen mit Freunden und ihren Hunden spazieren gehen, da Henry auch auf bekannte Hunde drauf möchte. Er beruhigt sich auch nicht wieder sobald er die anderen entdeckt hat. Erst wenn er hunderte Meter entfernt ist und keinen mehr sieht oder hört kann man ihn wieder ansprechen. Wir müssen ihn also quasi aus dem Moment rauszerren und irgendwo hinbringen wo nichts und niemand ist. Henry wiegt knapp 35 kg, ist zwar kein Riese, aber doch ein Kraftpaket, was das ganze nicht einfacher macht, vor allem für mich.
Unser Sozialleben leidet auch sehr darunter, da alle in unserem näheren Umfeld selbst Hunde haben und gemeinsame Ausflüge oder gemütlich Grillfeiern nur noch ohne Henry möglich sind, wir ihn aber auch nicht zu lange allein lassen können, da wir niemanden haben der auf ihn aufpassen könnte bzw. wir niemanden zumuten möchten mit ihm spazieren zu gehen. Außerdem haben die meisten unserer Freunde mittlerweile Angst vor Henry, obwohl er gegenüber Menschen, bis auf eine Ausnahme mit einem Trainer, noch nie Aggressionen gezeigt hat.
Mittlerweile hat er auch begonnen Türen und Fenster zu zerkratzen/zerbeißen, wenn er draußen einen Hund bellen hört. Er versucht alles um irgendwie zu dem anderen hinzukommen.
Was wir bereits versucht haben:
Wir waren beim Tierarzt und haben ihn komplett auf den Kopf stellen lassen um Krankheiten oder Schmerzen auszuschließen. Er ist top gesund, daran liegt es also nicht.
Wir waren bereits bei 2 verschiedenen Trainern. Der erste Trainer hat viel mit positiver Verstärkung gearbeitet, was normalerweise auch immer unsere Weise war. Er hat es mit zeigen und benennen versucht. Henry hat das jedoch zum Anlass genommen noch früher eine Warnung "Vorsicht Hund" zu bekommen. Sobald wir ihm das Zeichen für "Hund" gegeben haben ist er ausgerastet und es war nicht einmal mehr möglich ihm das ganze irgendwie positiv zu vermitteln, da er einfach so in Rage verfällt.
Wir haben danach den Trainer gewechselt und es mit anderen Methoden versucht. Der jetzige Trainer hat mit Wasserflaschen, Wurfschellen und Stupsern versucht ihn aus diesem Zustand rauszuholen. Aber auch hier gab es keine Reaktion von Henry, so als ob er es gar nicht mitbekommt was in seinem Umfeld passiert, während er in seiner Aggression ist. Es führte dann letztendlich dazu, dass Henry den Trainer angreifen wollte, als dieser versucht hat an seinem Halsband zu ziehen, während er ausgerastet ist. Er hatte zum Glück seinen Maulkorb drauf, sonst wäre definitiv was passiert, da er ganz klar Richtung Hand des Trainers geschnappt hat.
Beide Trainer haben uns nun den Rat gegeben Henry einschläfern zu lassen, da sie denken, dass da nichts mehr zu machen ist und er eine tickende Zeitbombe ist.
Ich weiß auch nicht was ich mir hier erwarte. Erfahrungen von anderen? Vielleicht ähnliche Geschichten mit einem positiven Ausgang? Gerne auch Trainertipps. Wir wohnen in der Steiermark, wären aber auch bereit ein Stückchen zu fahren, wenn es helfen würde.
LG Sara